Pressemitteilung | Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)

Initiative Deutschland-Takt für einen Integralen Taktfahrplan im öffentlichen Personenverkehr / Weichenstellung für mehr Verkehr auf der Schiene / Eine Verdopplung der Fahrgastzahlen auf der Schiene in zehn Jahren - das ist das ehrgeizige Ziel der Initiative Deutschland-Takt

(Berlin) - Was ist hierfür zu tun? Es muss ein abgestimmter Fahrplan für den gesamten Personenverkehr - vom ICE bis zum Nahverkehr - entwickelt werden. Die Planung der Infrastruktur muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden: Heute wird zuerst die Strecke gebaut und danach der Fahrplan gemacht - in Zukunft soll zuerst der optimale Fahrplan konzipiert werden und dann passgenau darauf die Infrastruktur entwickelt werden. Weiterer Vorteil: Schnelle Fahrplantrassen für den Güterverkehr können mit der notwendigen Kapazität gleich mit berücksichtigt werden.

Seit der Bahnreform sind die Fahrgastzahlen auf der Schiene um 55 Prozent gestiegen. Das ist ein großer Erfolg - doch es ist noch mehr machbar. Im Nahverkehr betrug diese Steigerung weit über 50 Prozent, während der Fernverkehr 20 Prozent seiner Fahrgäste verloren hat. Der Nahverkehr hat diesen Erfolg meist durch ein einfaches Rezept erreicht: Die Züge fahren an sieben Tagen in der Woche von früh bis spät im Taktverkehr. An den Knotenbahnhöfen bestehen innerhalb kurzer Zeiten Anschlüsse an andere Züge und Busse. Mit diesem "Integralen Taktfahrplänen" wurden in vielen Bundesländern große Erfolge erzielt.

Dieses Erfolgsrezept will die Initiative Deutschland-Takt auf den gesamten Personenverkehr übertragen. Alle wichtigen Städte Deutschlands sollen mindestens im Stundentakt im Schnellverkehr auf der Schiene angebunden werden. Dieses bundesweite Schnellverkehrsnetz im Stundentakt soll mit den bestehenden Taktfahrplänen im Nahverkehr so verknüpft werden, dass kurze Anschlüsse hergestellt werden.

Flankiert wird dieses Netz durch einen passfähigen Ausbau der Infrastruktur. Optimale Anschlüsse entstehen, wenn die Fahrzeiten zwischen zwei Anschlussbahnhöfen entweder 30, 60, 90 usw. Minuten betragen. Ein Beispiel: Die Neubaustrecke Nürnberg - Erfurt wird nach aktuellen Plänen so gebaut, dass die Züge 70 Minuten unterwegs sind. Folge ist, dass entweder in Nürnberg oder Erfurt Anschlüsse verpasst werden. Für die Anschlüsse besser wäre eine Fahrzeit von 60 oder 90 Minuten. Notwendig ist daher ein langfristiger Infrastrukturplan mit Anschlussbahnhöfen und Ziel-Fahrzeiten. Der Clou dabei: Die Güterzüge können bei dieser Planung gleich optimal berücksichtigt werden und müssen nicht hinter Personenzügen herbummeln.

Die Inbetriebnahme des Deutschland-Taktes könnte in mehreren Stufen erfolgen. In einer ersten Stufe könnte bereits kurzfristig das Schnellverkehrsnetz mit bestehenden Fahrzeugen verdichtet werden. In weiteren Stufen könnten dann Anschlüsse optimiert und Infrastrukturausbauten angepasst werden. Notwendig wäre in jedem Fall, dass seitens der Bundespolitik die entsprechenden bahnpolitischen Vorgaben gemacht werden.

Michael Gehrmann, Bundesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD):

"Fahrgäste profitieren mehrfach vom Deutschland-Takt: Weil alle Züge immer zur selben Minute abfahren, müssen sie sich nur noch eine einzige Abfahrtszeit merken, beim Umsteigen entfallen lange Wartezeiten, es gibt einen einheitlichen Deutschland-Tarif für alle Bahnreisen und auch die BahnCards gelten dann in allen Zügen des Nah- und Fernverkehrs."

Arnd Schäfer, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehr (BAG-SPNV):

"100 Prozent mehr Fahrgäste auf der Schiene ist keine Utopie. Die Besteller im Nahverkehr haben in den letzten Jahren bewiesen, dass man durch verlässliche Taktfahrpläne und gute Anschlüsse die Fahrgastzahlen verdoppeln kann. Dieses Erfolgsrezept müssen wir nun auf den gesamten Verkehr auf der Schiene übertragen."

Hans Leister, Vizepräsident Mofair:

"Der Nutzeffekt von Investitionen in das Netz kann entscheidend gesteigert werden, wenn erst der Fahrplan erstellt und dann gebaut wird. Das wird in der Schweiz, in den Niederlanden und auch in Frankreich inzwischen mit Erfolg berücksichtigt. Oft bringen auch kleine Maßnahmen zur Kapazitätserhöhung und Beschleunigung mehr als Großprojekte und Neubaustrecken."

Die Initiative Deutschland-Takt wird von Experten der Bahnbranche getragen und von mehreren Institutionen (u. a. BAG-SPNV, Pro Bahn, VCD, Netzwerk Privatbahnen) unterstützt. Siehe auch www.deutschland-takt.de.

Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband Daniel Kluge, Pressesprecher Kochstr. 27, 10969 Berlin Telefon: (030) 2803510, Telefax: (030) 28035110

(el)

NEWS TEILEN: