Irak-Krieg bedeutet Blessuren für das Wachstum
(Köln) - Die Folgen eines Irak-Kriegs für die deutsche Wirtschaft lassen sich kaum verlässlich kalkulieren. Vor allem ein weiterer Anstieg des Ölpreises sowie eine stärkere Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar könnten das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts allerdings spürbar schwächen. Ein Militärschlag der USA gegen Bagdad dürfte auch an der Wirtschaft hierzulande nicht spurlos vorbeigehen. Zwar sind die gesamten ökonomischen Auswirkungen kaum in Euro und Cent abzuschätzen zumal sie auch von den politischen Reaktionen, der Dauer der militärischen Operationen sowie möglichen Terrorattentaten abhängen. Doch die deutsche Volkswirtschaft bekäme den Krieg auf vielerlei Weise zu spüren:
1. Ölpreis. Aller Voraussicht nach würden militärische Auseinandersetzungen den Ölpreis in die Höhe schießen lassen. Wie stark und wie anhaltend, hängt vor allem von der Dauer der Kämpfe ab. So trieb der relativ kurze Irak-Krieg 1991 den Preis für den begehrten Rohstoff nur kurzfristig nach oben. Der längere Konflikt zwischen dem Irak und dem Iran von 1980 bis 1988 verteuerte das schwarze Gold dagegen vorübergehend sehr stark.
Eine solche Entwicklung könnte hierzulande beachtlichen Schaden anrichten wie Berechnungen des Sachverständigenrats zeigen: Eine über ein Jahr andauernde Erhöhung des Ölpreises um 10 Dollar je Barrel würde das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozentpunkte senken das entspräche Einbußen von 6 Milliarden Euro.
Höhere Ölrechnungen schmälern zum einen die Kaufkraft der Verbraucher. Zum anderen klettern mit dem Ölpreis auch die Produktionskosten für die Betriebe. Diese müssen dann etwa Abstriche bei den Investitionen machen oder ihre Verkaufspreise erhöhen. Der Sachverständigenrat schätzt, dass ein Ölpreisanstieg um 10 Dollar die Inflationsrate um 0,5 Prozentpunkte anheben und das reale Wachstum der privaten Konsumausgaben sowie der Ausrüstungsinvestitionen um 0,2 Punkte bzw. 0,4 Punkte drosseln würde.
2. Wechselkurse. Ein Krieg am Persischen Golf könnte das weltweite Währungsgefüge durcheinander wirbeln. Oft wurde der Dollar in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesteuert und wertete folglich auf. Da die USA jedoch im aktuellen Fall zu den Konfliktparteien gehören und ihr Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizit für die Anleger ein Risiko darstellt, ist auch die umgekehrte Entwicklung möglich. Die Devisenmärkte deuten darauf hin:
Während im Jahr 2001 zeitweise nur 0,85 Dollar für 1 Euro gezahlt wurden, waren es im Januar 2003 rund 1,07 Dollar. Doch nicht der Euro ist stärker, sondern der Dollar schwächer geworden auch gegenüber anderen Währungen hat der Greenback zuletzt deutlich an Wert verloren. Gerät er weiter ins Trudeln, könnte die deutsche Export-Wirtschaft ebenfalls Blessuren abbekommen:
Gemäß dem Hamburger Welt-Wirtschafts-Archiv würde eine 10-prozentige Abwertung des Dollar gegenüber dem Euro das Wachstum des deutschen BIP um 0,3 Prozentpunkte verringern.
Die Kunden außerhalb des Euro-Raums müssen dann für deutsche Erzeugnisse mehr zahlen. Weichen sie zur Konkurrenz aus, brechen Exporte weg. Halten die Unternehmen mit Preissenkungen dagegen, schmälert dies ihre Gewinne und damit den Spielraum für Investitionen. Schwarzmalerei ist dennoch fehl am Platze auch weil gut zwei Fünftel der Ausfuhren made in Germany in die Länder der Eurozone fließen.
3. Aktienkurse. Nach den Rekordverlusten von 44 Prozent im vergangenen Jahr macht die deutsche Aktienbörse den Anlegern auch zu Beginn des Jahres 2003 wenig Freude. Ein Militärschlag gegen Saddam Hussein könnte den Markt weiter belasten zum Schaden der Konjunktur (vgl. iwd 35/2002). So würde das Vermögen der privaten Haushalte schrumpfen und die Lust am Einkaufsbummel weiter geschmälert.
Allerdings besitzen die Deutschen längst nicht in dem Maße Aktien wie etwa die US-Bürger. Daher würde nach Angaben der Deutschen Bundesbank selbst ein wenig wahrscheinlicher weiterer Rückgang der Kurse um 30 Prozent das Konsumwachstum nur um 0,1 Prozentpunkte dämpfen.
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