Pressemitteilung | Pro Wildlife e.V.

Japans Geld regiert die Welt

(London/München) - Im Vorfeld der am 23. Juli 2001 beginnenden Tagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) werden immer neue Bestechungsaktivitäten Japans enthüllt. Nach Pro Wildlife vorliegenden Informationen werden derzeit sogar Länder in Afrika, aber auch die Mongolei mit großzügigen Zuwendungen "bearbeitet", damit sie bei internationalen Artenschutzabkommen im Sinne Japans stimmen.

Am 18. Juli 2001 erst hatte der japanische IWC-Delegationsleiter zugegeben, dass Inselstaaten in der Karibik für ihr entsprechendes "Wohlverhalten" Entwicklungshilfe bekamen. Pro Wildlife-Expertin Dr. Sandra Altherr, die an der IWC-Tagung in London teilnimmt, warnt: "Wenn Japan nicht von der Internationalen Staatengemeinschaft aufgehalten wird, hat es bald genug Stimmen zusammen, um die Mehrheitsverhältnisse in Sachen Wale & Co. zu kippen. Dann wird dem Ausverkauf geschützter Arten grünes Licht gegeben."

Der Stimmenkauf Japans wird systematisch ausgebaut:
Aktuelles Beispiel Mongolei: In einem Pro Wildlife vorliegenden Schreiben der Japanese Bekko Association (JBA - Interessenvertretung der japanischen Schildpattindustrie) werden finanzielle Zuschüsse an ein mongolisches Regierungsmitglied erwähnt und im Gegenzug eine entsprechende Positionierung während der Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA)* eingefordert.

In dem Email an Frau Shirjirmaa, WA-Delegationsleiterin, heißt es: "Bitte erzählen Sie niemandem, dass die mongolische Delegation von der JBA unterstützt wird." In dem Schreiben wird u.a. bestätigt, dass ein namentlich genannter Mitarbeiter des japanischen Entwicklungshilfeministeriums die Zahlungen der Japanese Bekko Association an die Mongolei angeordnet hatte. Ziel solcher "Förderungen" ist es, Handelsverbote für Walfleisch, Elfenbein und Schildpatt (den wertvollen Panzer von Meeresschildkröten) zu kippen sowie die Unterschutzstellung weiterer bedrohter Arten, wie z.B. Haie, zu verhindern.

Aktuelles Beispiel Afrika: Neben der Karibik und der Mongolei konzentriert sich Japan derzeit auf afrikanische Länder. Mit Guinea und Marokko wurden kürzlich bilaterale Wirtschaftsabkommen geschlossen. Beide Länder wurden parallel auch IWC-Mitgliedsstaaten. Namibia und Simbabwe sind nach Wunsch Japans augenscheinlich die nächsten Beitrittskandidaten. In Kamerun konnte sich die Pro Wildlife-Sprecherin im vergangenen Jahr selbst überzeugen, dass Japan große Geldsummen investiert: Unter anderem fahren höhere Militärs und Polizisten des westafrikanischen Entwicklungslandes größtenteils japanische Luxusschlitten...

Am 18. Juli 2001 gab der japanische IWC-Delegationsleiter Masayuki Komatsu erstmals einen Stimmenkauf durch seine Regierung zu - im Zusammenhang mit sechs karibischen Inselstaaten. Pro Wildlife Expertin Altherr schätzt die Höhe japanischer Entwicklungshilfegelder, die seit Anfang der 90er Jahre an Antigua & Barbuda, Dominika, Grenada, St. Lucia, St. Kitts & Nevis sowie St. Vincent & Grenadines floss, auf inzwischen über 1 Milliarde US$. "Seitdem hat sich die Position der sechs kleinen Staaten innerhalb der IWC, aber auch anderer Artenschutzkonventionen dramatisch verändert: Ihre ehemalige Schutzposition ist in eine unkritische Unterstützung aller japanischen Anträge zur Lockerung von Artenschutzbestimmungen umgeschlagen", berichtet Altherr.

"Die IWC ist mit ihren vergleichsweise wenigen Mitgliedsstaaten (derzeit 43) besonders anfällig für den Stimmenkauf Japans. Wenn internationale Artenschutzgremien wie die IWC dieses skrupellose Verhalten dulden, werden sie zur Farce, und der Ausverkauf geschützter Arten kann beginnen. Die Wale sind dabei nur der Auftakt", so Altherr. Die nächste Woche wird zeigen, wie die IWC-Tagung auf die unglaublichen Enthüllungen reagieren wird.

Fußnote: * Die letzte Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA) fand im April 2000 in Nairobi, Kenia, statt. Die im Vorfeld dieser Konferenz erfolgte Korrespondenz zwischen Japan und der Mongolei ist nun erst aufgetaucht. Bei der WA-Konferenz unterstützte Frau Shijirmaa Japan in allen wesentlichen Fragen.

Quelle und Kontaktadresse:
Pro Wildlife e.V. Löfflerstr. 5a 80999 München Telefon: 089/81299-507 Telefax: 089/81299-706

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