Pressemitteilung | Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V. (DGSv)

Jede Überforderung hat ihre Geschichte

(Köln) - Zur Titelgeschichte des Magazins "Der Spiegel" Nr. 4./24.1.2011 mit dem Titel "Ausgebrannt - Das überforderte Ich" erklärt die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Supervision e.V. (DGSv), Prof. Dr. Brigitte Geißler-Piltz:

Es ist erfreulich, wenn eines der wichtigsten deutschen Nachrichten-magazine das besorgniserregende Phänomen der stark steigenden Zahlen von Erschöpfungsdepressionen als Titelgeschichte aufgreift. Dennoch müssen wir feststellen, dass der Artikel - wie die weit übermäßige Zahl aller Medienberichte rund um das Thema - lediglich an der Oberfläche des Problems kratzt und wichtige Fragestellungen außer Acht lässt, so die Frage nach strukturellen Ursachen und vor Allem nach der Verantwortung für die Zunahme der diagnostizierten Überforderung. Um dies zu ermöglichen, reicht der Blick auf die Vorderbühne der Symptome und der bereits ausgebrochenen Depression nicht aus.

Supervisorinnen und Supervisoren arbeiten jeden Tag auf den Hinterbühnen unserer Arbeitswelt mit Menschen, die mit zunehmender Überforderung, Desorientierung und Entgrenzung von Arbeit zu kämpfen haben. Es zeigen sich dabei vielerlei strukturelle Ausprägungen unserer Arbeitswelt, die die Seele dauerhaft belasten und auszehren und sie so sukzessive krank machen. Dass am Ende eines solchen dauerhaften und leidvollen Prozesses letztlich eine tiefe Erschöpfung stehen kann, ist da nicht überraschend.

Die Deutsche Gesellschaft für Supervision unterstützt daher ein langfristig angelegtes Forschungsprojekt des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts und der TU Chemnitz, das diese Hinterbühnen sichtbar machen kann. Ziel ist es, die strukturellen Defizite heutiger Arbeitssituationen zu analysieren, so dass eine Basis geschaffen werden kann, um an wirksamen Lösungen zu arbeiten. Das Forschungsprojekt geht 2011 in eine zweite Phase, um gezielt die zentralen Faktoren "Qualität der Arbeit", "Professionalisierung" und "Selbstfürsorge" zu untersuchen. Um neben der Forschung unsere Erfahrungen auch in die gesellschaftliche Debatte einzubringen, haben wir im vergangenen November ein Thesenpapier mit dem Titel "Wertschätzung und Reflexion" veröffentlicht; es bietet die Möglichkeit, dass sich Verantwortliche gezielt mit Fragen zu einer verantwortlichen Gestaltung der Arbeitswelt vom morgen auseinandersetzen.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie auf den Seiten der TU Chemnitz unter:

http://www.tu-chemnitz.de/hsw/soziologie/institut/Arbeiten_und_Leben_in_Organisationen_Psychosoziale_Kosten_entgrenzter_Arbeit-397.html

Unser Thesenpapier "Wertschätzung und Reflexion: Thesen für eine verantwortliche Gestaltung der Arbeitswelt von morgen" finden Sie hier: http://www.dgsv.de/pdf/thesenpapier.pdf

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V. (DGSv) Pressestelle Lütticher Str. 1-3, 50674 Köln Telefon: (0221) 92004-0, Telefax: (0221) 92004-29

(el)

NEWS TEILEN: