Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Kaufkraftargument der Gewerkschaften nicht haltbar

(Köln) - Das von den Gewerkschaften für ihre hohen Tarifforderungen angeführte Kaufkraftargument, wonach ein kräftiges Lohnplus den Konsum und damit Investitionen und Beschäftigung ankurbele, ist ökonomisch nicht haltbar. Denn tatsächlich bewirkt eine Lohnsteigerung von brutto 100 Euro im Monat bei den Unternehmen aufgrund der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung einen Kostenschub von rund 121 Euro.

Auf der anderen Seite fließen vom Gehalts-Extra höchstens 34 Euro in die heimischen Firmenkassen. So kassiert der Staat etwa bei einem verheirateten Durchschnittsverdiener mit zwei Kindern zunächst 43 Euro an Steuern und Sozialabgaben. Rund 17 Euro gehen für den Kauf ausländischer Waren oder den Urlaub im Ausland drauf, und knapp 6 Euro werden gespart.

Gesamtwirtschaftlich betrachtet, steht die Kaufkrafttheorie sogar auf noch schwächeren Füßen. Selbst wenn die Unternehmen nur ein Drittel der lohninduzierten Kostenerhöhung auf die Preise überwälzen, bleibt real kein inländisches Kaufkraftplus mehr übrig – es wird vollständig von der Inflation aufgezehrt. Zudem zwingen überzogene Tariflohnsteigerungen die Betriebe zu Rationalisierungen bzw. zur Verlagerung ihrer Produktion ins kostengünstigere Ausland. Entsprechend gehen hierzulande Arbeitsplätze verloren und die Kaufkraft schrumpft.

Damit der private Verbrauch in Deutschland richtig in die Gänge kommt, ist daher eine zurückhaltende Tarifpolitik notwendig, die mehr Menschen in Lohn und Brot bringt. Dies zeigen auch die Erfahrungen des Auslands: In Ländern wie Finnland, den Niederlanden und Spanien nahm die Beschäftigung im Zeitraum 1995 bis 2001 im Jahresschnitt zwischen 2 und fast 3 Prozent zu – in der Folge stieg der private Verbrauch um 3,5 Prozent pro Jahr.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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