Pressemitteilung | Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V. - Bundesverband

Kein ärztlicher Nachwuchs zum Nulltarif

(Berlin) - Der Marburger Bund (MB) kritisiert heute (29. Juli 2009) die Streichung der Aufwandspauschale für das medizinische Praktische Jahr (PJ) an allen Lehrkrankenhäusern der Universität Mainz. Die Universitätsleitung teilte in der vergangenen Woche Studierenden und Lehrkrankenhäusern mit, dass es zukünftig für die erbrachten Leistungen der Jungmediziner innerhalb des PJ keine Vergütung mehr geben solle. In einem Brief setzte die Universität die entsprechenden Häuser unter Druck und drohte mit dem Entzug ihrer Lehrerlaubnis, falls sie dieser Aufforderung nicht nachkommen. Als Begründung für dieses Vorgehen nannte das Direktorium zum einen die Vermeidung unnötiger Konkurrenzkämpfe um Nachwuchsdoktoren zwischen den einzelnen Lehrkrankenhäusern. Zum anderen erinnerte es daran, dass das PJ einen Teil der medizinischen Ausbildung darstelle und es deshalb auch eine Frage der Ehre wäre, hierfür keine finanzielle Anerkennung zu gewähren. Der Marburger Bund widerspricht dieser Haltung und unterstützt die betroffenen Kliniken und Studenten dabei, gegen die Pläne des Direktoriums zu protestieren.

"Während des Referendariats der Juristen oder in der Lehramtsausbildung erhalten die Absolventen auch eine Hilfe zum Lebensunterhalt. Diese Situation ist mit dem PJ absolut vergleichbar. Das Gleiche gilt für die Ausbildung in der Pflege", erklärte Rudolf Henke, 1. Vorsitzender des Marburger Bundes. Henke weiter: "Medizinstudenten werden im Praktischen Jahr in Vollzeit im Krankenhaus tätig, entlasten durch ihre Leistung das Klinikpersonal wesentlich und müssen deshalb auch eine finanzielle Gegenleistung in Form einer Aufwandspauschale erhalten, sonst nutzt man sie als billige Arbeitskräfte aus."

Viele Kliniken hätten diese Notwendigkeit im Zuge des steigenden Ärztemangels für sich erkannt und seien deshalb gerne bereit, innerhalb des Praktischen Jahres in die Ausbildung von Jungmediziner zu investieren und diese an sich zu binden. So gelang es dem Marburger Bund bereits, finanzielle Aufwandspauschalen mit Klinikträgern fest zu vereinbaren. Das Vorgehen der Uni Mainz stelle einen unüberlegten Rückschritt im internationalen Wettbewerb um den medizinischen Nachwuchs dar. Der Marburger Bund fordere deshalb erneut dazu auf, die automatische Bevorzugung der Universitätskliniken bei der Vergabe von PJ-Stellen zu beenden. Medizinstudenten sollten künftig die Chance bekommen, das Lehrkrankenhaus zum Absolvieren ihres PJ frei zu wählen. "Konkurrenz belebt die Ausbildungsqualität. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass eine nahezu in Vollzeit verrichtete Tätigkeit im Krankenhaus durch eine finanzielle Aufwandsentschädigung an die Studierenden ihre Wertschätzung erfährt. Die Idee zum erzwungenen Nulltarif für den ärztlichen Nachwuchs ist uns zu billig. Das Agieren und die Drohgebärden der Uni Mainz gegenüber Lehrkrankenhäusern und Studenten sind deshalb auf keinen Fall tolerierbar", so Rudolf Henke. Das Gleiche gelte auch für ähnliche Praktiken an anderen Hochschulen wie etwa in Köln oder Aachen.

Quelle und Kontaktadresse:
Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V. - Bundesverband Hans-Jörg Freese, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Reinhardtstr. 36, 10117 Berlin Telefon: (030) 746846-0, Telefax: (030) 746846-16

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