Kein Stauende in Sicht
(Stuttgart) - Autourlauber werden sich auch in den nächsten Jahren mit weiter wachsenden Staus abfinden müssen. Selbst mittelfristig sei keine Lösung der Stauproblematik in Sicht, prognostizierte der ACE Auto Club Europa am 25. Juli 2001 in Stuttgart.
Hoffnung auf einen besseren Verkehrsfluss könne nicht einmal das vom Bundesverkehrsministerium aufgelegte milliardenschwere Anti-Stau-Programm bieten. Darin ist unter anderem vorgesehen, bis 2007 stark frequentierten Autobahnen sechsspurig auszubauen.
Seine Einschätzung macht der ACE an mehreren Indikatoren zur Verkehrsentwicklung fest. Auf tausend Einwohnerinnen und Einwohner kämen in der Bundesrepublik inzwischen 533 PKW. Die Zahl der Kraftfahrzeuge sei von 43 Millionen (1991) um 14,2 Prozent auf über 49 Millionen (1998), gestiegen. Zudem habe sich die Verkehrsleistung der privat genutzten Fahrzeuge um 5,9 Prozent erhöht, während das jetzt 230700 Kilometer umfassende Straßennetz lediglich um 1,9 Prozent erweitert wurde. Der ACE verwies auf den jüngsten Verkehrsbericht der Bundesregierung der davon ausgehe, dass allein der Gütertransport bis zum Jahre 2015 noch einmal um 64 Prozent zunehmen wird. Der allgemeine Personenverkehr solle um weitere 20 Prozent wachsen. Damit würden dann 16 Prozent mehr PKW-Fahrten stattfinden als heute.
Angesicht dieser Entwicklung forderte der ACE von der Politik neue Impulse, um intelligente Verkehrsnetze und freizeitorientierte Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Es sei aber falsch, dabei alle Hoffnungen ausschließlich auf Telematik zu konzentrieren. Solche Verkehrsbeeinflussungssysteme seien zwar grundsätzlich sinnvoll, sie hätten aber voraussichtlich doch nur eine begrenzte Steuerungswirkung.
Um kurzfristig gegen Staus vorzugehen, müssen nach Ansicht des ACE Straßenbaubehörden ihre eigenen Vorschriften strenger beachten und sicherstellen, dass zum Beispiel Sanierungsarbeiten grundsätzlich in die verkehrsärmeren Nachtzeiten verlegt werden. So ließe sich ein Haupthindernis auf dem Weg in die Ferien beseitigen. Mit einer begrenzten und verkehrssicher organisierten Freigabe von Standstreifen, könne dem Stau ebenfalls Paroli geboten werden, argumentiert der ACE. Anzustreben sei auch eine europaweite Abstimmung der Ferientermine. Schließlich müsse die Tourismusbranche ihren Beitrag zur Entzerrung der Verkehrsströme leisten und die herkömmlichen An- und Abreisetage an Wochenenden zugunsten von Werktagsintervallen reduzieren.
Stauprognosen für die Katz
Nicht zuletzt müsse Automobilität vernünftiger als bisher ausgeübt werden. Einsicht und eigenes Mobilitätsverhalten driften immer weiter auseinander, wissen die ACE-Verkehrsexperten. Erfahrungen zeigten jedenfalls, dass herkömmliche Stauprognosen keinen messbaren Einfluss auf das tatsächliche Verkehrsverhalten hätten. Die traditionelle Stauberatung ist für die Katz, eine alternative Mobilitätsberatung aber noch nicht verwirklicht. Der ACE verwies dazu auf eine eigene Untersuchung, wonach die Mehrheit der Autourlauber am liebsten zum Wochenende hin in den Urlaub startet, wohl wissend, dass die Fahrt kurz danach im Stau vorerst enden wird. Nur rund 29 Prozent der Autofahrer, die Urlaubsziele in Südeuropa ansteuerten, würden ihre Reise zwischen Montag und Donnerstag antreten. Nach den Ergebnissen der ACE-Untersuchung fürchten gleichzeitig nahezu 60 Prozent der deutschen Automobilisten, während der Urlaubsfahrt in Staus zu geraten. Als ein Grund dafür nannten die Befragten hauptsächlich hohes Verkehrsaufkommen auf Autobahnen , Baustellen sowie Maut- und Grenzstellen.
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