Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Keine Angst vor dem Brexit

(Köln) - Die große Mehrheit der Unternehmen in Deutschland reagiert gelassen auf den drohenden Brexit. Nur rund jedes 50. Unternehmen befürchtet starke Produktionseinbußen, wie eine IW-Umfrage zeigt. Die britische Regierung kann in den Austrittsverhandlungen folglich nicht darauf setzen, dass sich die deutsche Wirtschaft für weiche Kompromisse zugunsten der Briten einsetzt.

Deutsche Firmen sehen dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs überwiegend entspannt entgegen. Das zeigt eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) unter 2.900 Unternehmen im Oktober und November 2016: Mehr als 90 Prozent von ihnen erwarten keine oder nur geringe Auswirkungen auf ihre Geschäfte. Lediglich zwei bis drei Prozent glauben, dass der Brexit ihre Produktion, Investitionen und Beschäftigtenzahlen stark beeinträchtigen wird. Selbst den Handel mit dem Vereinigten Königreich sehen die meisten Unternehmen nur wenig beeinträchtigt. Nur knapp zehn Prozent rechnen damit, deutlich weniger Güter auf die Insel zu liefern, weitere rund 30 Prozent erwarten leicht rückläufige Exporte.

Knapp ein Viertel der Firmen erhofft sich sogar positive Effekte durch den britischen EU-Austritt, zum Beispiel weil Käufer wegen möglicher Handelsbarrieren nicht länger bei der britischen Konkurrenz zuschlagen, sondern bei ihnen. "Die Befragung zeigt, dass die britische Regierung über weniger Druckmittel in den Brexit-Verhandlungen verfügt, als sie zu glauben scheint", sagt IW-Experte Jürgen Matthes. "Deutsche Unternehmen werden einen Brexit à la carte jedenfalls nicht unterstützen."

Doch zu einem harten Brexit wird es nach Ansicht der meisten Unternehmen auch nicht kommen: Sechs von zehn Firmen gehen davon aus, dass es am Ende auf einen weichen Brexit hinausläuft, die Handelsbeziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU also nicht allzu stark eingeschränkt werden. Bemerkenswert ist allerdings: Egal, ob die Firmen einen weichen oder einen harten Brexit erwarten - die vermuteten Auswirkungen unterscheiden sich nur wenig.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Pressestelle Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln Telefon: (0221) 4981-0, Fax: (0221) 4981-533

(dw)

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