Keine Innovation ohne Chaos? - Unser Gesundheitswesen scheitert zu oft an überzogenen Ansprüchen
(Ulm) - Die Einführung der ePA zeigt es erneut: Gute und notwendige Neuerungen, von denen Patienten ebenso wie das System insgesamt profitieren, drohen im Klein-klein der Umsetzung zerschreddert zu werden. Aushalten müssen das die Ärzte und ihre Praxisteams, die mit den Folgen stockender Praxiseinführungen allein dastehen: allgemeine Verunsicherung, ständige Nachbesserungen, unverschuldeter Rechtfertigungsdruck und nicht kompensierte Zusatzkosten.
„Datensicherheit ist ein unverzichtbares Gut“, bestätigt Dr. Ulrich Tappe vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng). „Aber warum ist es in einer Welt, in der alle Menschen wie selbstverständlich mit Giro- oder Kreditkarte bezahlen, so schwer, eine akzeptable elektronische Gesundheitskarte zu etablieren?“
Jede Technik, die sensible Daten verarbeitet, muss in Bezug auf Nutzen und Risiken sorgfältig bewertet werden. Aber absolute Sicherheit gegen ausgetüftelte, kriminelle Machenschaften kann ebenso wenig garantiert werden wie die absolute Kontrolle der korrekten Verwendung. Zu hoch gesteckte Ansprüche – nicht nur bei der ePA, sondern genauso bei der Einführung von neuen Medikamenten und innovativen Untersuchungsmethoden – erweisen sich viel zu oft als großer Hemmschuh für Fortschritte in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.
„Wir sehen das immer wieder“, beklagt Dr. Tappe. „So war es bei der Einführung der antiviralen Wirkstoffe, mit denen wir heute Hepatitis C ausheilen können. So ist es bis heute bei der fehlenden kassenmedizinischen Anerkennung sensibler sonografischer Verfahren wie dem Fibroscan oder der Kapselendoskopie in der Darmkrebsvorsorge.“
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Niedergelassenen Gastroenterologen Deutschlands e.V. (bng), Dr. Holger Böhm, Referent(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Holdergärten 13, 89081 Ulm, Telefon: 09421 88500