Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Kirchen müssen 2027 mit elf Prozent weniger Geld auskommen

(Köln) - Knapp 13 Milliarden Euro nahmen katholische und evangelische Kirche im Jahr 2022 durch die Kirchensteuer ein - 200 Millionen mehr als im Vorjahr. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Doch Austritte in Rekordhöhe, demografischer Wandel und Inflation bringen die Kirchen in den kommenden Jahren in finanzielle Nöte.

Die Zahlen lesen sich auf den ersten Blick positiv für die deutschen Kirchenlenker: Mit fast 13 Milliarden Euro wuchs das Kirchensteueraufkommen im Jahr 2022 um rund 200 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Zu Beginn der Pandemie war noch mit deutlich leereren Kassen gerechnet worden. Auf die katholische Kirche entfielen knapp 6,8 Milliarden Euro, auf die evangelische etwa 6,1 Milliarden Euro.

Doch der Schein trügt. Die Kirchensteuer ist direkt an die Einkommensteuer gekoppelt. Während deren Einnahmen im gleichen Jahr um 4,5 Prozent stiegen, kamen bei den Kirchen jedoch nur schätzungsweise 1,5 Prozent mehr an. Der Grund: 2022 traten 1,3 Millionen Menschen aus der Kirche aus - so viele waren es noch nie.

Reale Einnahmen gehen zurück

Der demografische Wandel verstärkt diese Entwicklung. Viele geburtenstarken Jahrgänge gehen in den nächsten Jahren in Rente und zahlen weniger oder gar keine Kirchensteuer. Wie bei der Einkommensteuer müssen also immer weniger Menschen den bestehenden Steuerbedarf decken.
Dazu kommt die Inflation. Nach IW-Schätzungen ist zwar auch in den kommenden Jahren mit in absoluten Zahlen steigenden Einnahmen zu rechnen. Weil Preissteigerungen aber Zuwächse auffressen und es kein absehbares Ende des Mitgliederschwunds gibt, gehen die Einnahmen bis 2027 real zurück: Kaufkraftbereinigt werden die Kirchen im Jahr 2027 nur 11,3 Milliarden Euro einnehmen - knapp vier Prozent weniger als 2022 und etwa elf Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2019.

Kirchen müssen sparen

"Austritte und demografischer Wandel machen sich jetzt immer stärker in den Kirchenkassen bemerkbar", sagt IW-Steuerexperte Tobias Hentze. Bis zur Coronakrise seien die Einnahmen aus der Kirchensteuer trotz Austritten jedes Jahr real gestiegen. "In Zukunft müssen die Kirchen sparen." Eine Erhöhung der Kirchensteuer sei hingegen keine gute Idee: "Das würde noch mehr Menschen zum Austritt bewegen. Die Kirchen haben noch erhebliche Vermögensbestände. Die können sie einsetzen, um Finanzierungslücken zu schließen."

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Pressestelle Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln Telefon: (0221) 4981-0, Fax: (0221) 4981-533

(jg)

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