Kitaplätze in Baden-Württemberg knapp und teuer
(Stuttgart) - Laut des heute veröffentlichten Berichts des Statistischen Bundesamtes zu den "Finanzen der Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft" sind die Elternbeiträge im bundesweiten Durchschnitt um 6 Prozent auf 13 Prozent gefallen. Auch der Eigenanteil der Träger ist mit 4 statt 7 Prozent der Betriebsausgaben gesunken. In Baden-Württemberg werden Kita-Träger und Eltern aber deutlich stärker zur Kasse gebeten. Das kritisiert der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg scharf. Das liege am Kita-Finanzierungsmodell des Landes. Die öffentliche Förderung der Kommunen sei gesetzlich auf lediglich 63 bzw. 68 Prozent festgelegt. Die restlichen Ausgaben müssten die Kitas in freier Trägerschaft selber aufbringen oder durch Elternbeiträge refinanzieren. Zur finanziellen Entlastung der Eltern sollten Land und Kommunen deshalb stärker in die Kita-Förderung einsteigen und den Trägeranteil mit abdecken, so der Verband.
"Gerade freigemeinnützige Kita-Träger haben - anders als kommunale oder freie kirchliche Träger - keinen Zugriff auf weitere Steuereinnahmen. Zudem sei in Baden-Württemberg der durchschnittlich zu leistende Eigenanteil mit über 15 Prozent (Paritätischer Kita-Bericht 2024) besonders hoch. Entsprechend mehr müssten Eltern hierzulande für einen Kitaplatz eines freien Trägers bezahlen", sagt Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. Das widerspreche dem Wunsch- und Wahlrecht der Familien. Darüber hinaus sind Eltern angesichts fehlender Kita-Plätze im Land ohnehin gezwungen, den ihnen angeboten Platz anzunehmen, unabhängig von der finanziellen Belastung durch die Höhe des Elternbeitrags. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung von 2023 fehlen in Baden-Württemberg mehr als 59.000 Kita-Plätze. "Die Kita-Finanzierung in Baden-Württemberg braucht eine Kehrtwende! Damit Eltern für vergleichbare Kita-Angebote gleich viel zahlen, muss der Trägeranteil flächendeckend entfallen. Und das übergeordnete Ziel sollte sein, dass Eltern - wie auch schon in anderen Bundesländern - für Kita-Plätze in Baden-Württemberg gar nichts zahlen müssen", so Dürig.
Hintergrundinformationen
Bericht des Statistischen Bundesamtes zu "Finanzen der Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft"
Die Ergebnisse des Berichts "Finanzen der Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft 2022" basieren auf einer Erhebung, die auf freiwilliger Basis bei allen freien Trägern von Kindertageseinrichtungen von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder im Zeitraum von September bis Dezember 2023 für das Berichtsjahr 2022 durchgeführt wurde. Beauftragt wurde die Erhebung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung nach § 7 Abs. 1 Bundesstatistikgesetz. An der Erhebung haben sich 3 600 freie Träger mit insgesamt 9 300 Kindertageseinrichtungen beteiligt.
Paritätischer Kita-Bericht 2024
Der Paritätische Kita-Bericht 2024 basiert auf einer Online-Umfrage zur Qualitätssicherung in Kindertageseinrichtungen, an der zwischen Mai und Juni 2023 1.760 Mitarbeiter*innen aus Kitas teilgenommen haben. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück erstellt. Der Kita-Bericht des Paritätischen erscheint inzwischen zum zweiten Mal. Die Studie gibt detaillierte Einblicke zum Stand der Qualitätsentwicklung und der praktischen Umsetzung des so genannten Gute-Kita-Gesetzes. Defizite wurden in allen Handlungsfeldern der frühen Bildung, Erziehung und Betreuung festgestellt. Die Teilnehmenden an der Umfrage kommen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Hina Marquart, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hauptstr. 28, 70563 Stuttgart
Telefon: (0711) 2155-0, Fax: (0711) 2155-215
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