Pressemitteilung |

Kollaps der Innenstädte verhindern / Karstadt ist wichtig für den Fortbestand der Innenstädte

(Berlin) - Der auf stadt- und einzelhandelsrelevante Fragestellungen spezialisierte Handelsverband BAG warnt in Berlin vor dem aktuellen Hintergrund drohender oder bereits eingetretener Insolvenzen diverser Einzelhandelsunternehmen vor verheerenden Auswirkungen auf die Stadtentwicklung.

Dazu erklärte der BAG-Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels:

"Für viele Händler, ob klein oder groß, sind die Lichter in den Innenstädten bereits ausgegangen. Die Folgen dieser Entwicklungen sind unmittelbar absehbar. Vermehrt sind Leerstände in den Innenstädten zu registrieren, die Nachvermietung der vielen "aufgelassenen" Standorte gestaltet sich vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation im Allgemeinen sowie im Hinblick auf die derzeitige Immobilienmarktsituation im Speziellen als sehr schwierig. Vermehrt machen sich Billigst-/Ramschanbieter in den Innenstädten breit. Wenn jetzt hunderte Bürgermeister in den Städten um den Erhalt ihrer Karstadt Warenhaus-Standorte kämpfen, dann kann und sollte die hohe Politik das nicht einfach ignorieren oder mit Belehrungen über Managementfehler abtun. Für den Fortbestand des Unternehmens in den Innenstädten sprechen gute Gründe. Karstadt ist neben einigen wenigen anderen Unternehmen seit vielen Jahrzehnten einer der verlässlichsten und engagiertesten Partner der Stadtentwicklung in Deutschland. Das Unternehmen investiert jährlich zwischen 100 und 150 Mio. Euro in den Erhalt und Ausbau vorhandener Standorte bzw. Häuser sowie auch in neue innerstädtische Objekte. Die Häuser zeichnen sich zumeist durch eine optimale städtebauliche Integration in den zentralsten Standortlagen der Städte aus. Neben der Bedeutung der großen Karstadt-Häuser für die Großstädte/Metropolen sind viele Karstadt-Häuser gerade für eine Reihe mittlerer und kleinerer Städte von großer Wichtigkeit. Sie sind in diesen Städte oft das alleinige Zentrum des Einzelhandels, viele kleinere Geschäfte in unmittelbarer Nachbarschaft profitieren von der Anziehungskraft eines Karstadt-Warenhauses. Es besteht die Gefahr, dass in vielen Städten bei einem Verlust des Karstadt-Standortes vorhandene Versorgungsstrukturen und Zentralitäten negativ beeinflusst werden. Es dürfte zu erheblichen negativen städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen kommen.

Karstadt ist zudem wichtiger Frequenzerzeuger in den Innenstädten. Das Unternehmen zieht im Durchschnitt täglich mindestens rund 1,7 Mio. Besucher und Kunden in die Innenstädte; das ergab unsere bundesweite Untersuchung Kundenverkehr aus dem Jahre 2008. Rund 64 Prozent der Karstadt-Besucher und -Kunden stammen dabei aus den jeweiligen Städten selbst, etwa 36 Prozent werden dagegen aus dem Umland der jeweiligen Städte rekrutiert. Das Unternehmen sichert somit einerseits örtliche Versorgungsstrukturen und stiftet andererseits Zentralität, indem es auf das Umland bzw. die Region der Städte ausstrahlt.

Die "Krise" von Karstadt, eines der wenigen Einzelhandelsgroßunternehmen, welches sich über die lange Zeit seines Bestehens an integrierten Standorten niedergelassen und keine Standorte auf der "Grünen Wiese" besetzt hat, ist nicht zuletzt auch dem ungezügelten Flächenwachstum im deutschen Einzelhandel geschuldet. Eine endlose Vermehrung von Einzelhandelsflächen hat insgesamt zur Schwächung zentraler städtischer Strukturen geführt. Karstadt hat dabei dem "Flächenwahn" immer widerstanden. Statt immer mehr neue Flächen auszuweisen, hat sich das Unternehmen weitestgehend auf den Erhalt sowie die Modernisierung vorhandener Flächen konzentriert und ist somit seiner Verantwortung zum Erhalt der Städte als nachhaltige Einkaufsorte gerecht geworden.

Das Unternehmen Karstadt unterstützt die verschiedenen Stadt- und Citymarketingorganisationen mit jährlichen finanziellen Zuwendungen in Höhe von 3,5 bis 4 Mio. Euro. Daneben war bzw. ist Karstadt Mitinitiator zahlreicher bundesweiter Stadt-/Citymarketingprojekte, darunter z.B. "Ab in die Mitte!" und "Standort Innenstadt".

Karstadt ist nicht zuletzt einer der größten Arbeitgeber und Ausbildungsplatzanbieter in den deutschen Städten. Das Unternehmen beschäftigt alleine an den 120 Standorten in den Städten rund 30.000 Menschen (ca. 250 Beschäftige pro Standort) und stellt rund 1.400 Ausbildungsplätze. Insgesamt sind über 90 Prozent der Arbeitsplätze sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Die Mitarbeiter von Karstadt sind überwiegend Frauen (73,4 Prozent). In vor- bzw. nachgelagerten Bereichen - z.B. Dienstleistung, Service, Lieferung - induziert das Unternehmen weitere Tausende Arbeitsplätze in den Städten. Die Folgen von Filialschließungen würden auch Klein- und mittelständische Unternehmen treffen und deutschlandweit bis zu 25.000 weitere Arbeitsplätze bei Dienstleistern, Lieferanten und Handwerkern unmittelbar gefährden. Bei Wegfall der Karstadt-Häuser würde die Arbeitslosenquote in den betroffenen Städten deutlich ansteigen. Es ist fraglich, ob neue bzw. andere Anbieter in ähnlichem Umfang sowohl quantitativ als auch qualitativ entsprechende Arbeits- und Ausbildungsplätze anbieten würden."

Der Handelsverband BAG fordert die entscheidenden Gremien und Politiker auf, diese Gründe bei ihren Entscheidungen über staatliche Bürgschaften zu berücksichtigen.

Quelle und Kontaktadresse:
Handelsverband BAG, Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels e.V. Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer Friedrichstr. 60, 10117 Berlin Telefon: (030) 206120-0, Telefax: (030) 206120-88

(el)

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