Kommunalabwasserrichtlinie (KARL): Pharma Deutschland fordert Klarheit über Spurenstoffkonzentrationen im kommunalen Abwasser in Deutschland
(Berlin) - Im Zuge der vom Europäischen Parlament angestrebten neuen Folgenabschätzung der Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) durch die Europäische Kommission, fordert Pharma Deutschland vollständige Informationen über die Spurenstoffe und deren Mengen im kommunalen Abwasser in Deutschland. Hintergrund der Forderung: Das Anfang Mai 2025 veröffentlichte Gutachten des Beratungsunternehmens Ramboll hatte aufgezeigt, dass zentrale Annahmen der Europäischen Kommission über die Zusammensetzung von Spurenstoffen im kommunalen Abwasser einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten.
Dabei konnten weder Daten identifiziert werden, auf deren Basis absolute Aussagen zur prozentualen Verteilung von Spurenstoffen im kommunalen Abwasser getätigt werden können, noch ließ sich nachvollziehen, dass die Annahme der Europäischen Kommission, nach der 66 Prozent der schädlichen Spurenstoffe im Abwasser von Human-Arzneimitteln stammen, zutrifft. Darüber hinaus liegen in der untersuchten Literatur eindeutige und fundierte wissenschaftliche Belege dafür vor, dass es viele und verschiedene Quellen von Spurenstoffen im kommunalen Abwasser gibt. Die Fokussierung auf Human-Arzneimittel und Kosmetikprodukte als potenzielle Verursacher wird durch die verfügbaren Studien widerlegt.
Verbände der Wasser- und Abwasserwirtschaft hatten sich im Verlauf der Überarbeitung der Richtlinie für eine strikte Umsetzung der Herstellerverantwortung eingesetzt und sprechen sich trotz einer nachweislich fehlerhaften Datengrundlage gegen eine erneute Überarbeitung aus. So forderte die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) am 13.05.2025 die Politik auf, an der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) festzuhalten.
Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender von Pharma Deutschland, kritisiert das Vorgehen der Wasser- und Abwasserverbände. "Wir sehen jetzt, dass keine belastbaren Daten von der Kommission vorgelegt wurden. Wer trotz dieser Tatsachen weiterhin darauf pocht, die Richtlinie unverändert stehenzulassen, sollte dafür auch selbst eine vollständige und gute Datenbasis haben. Angesichts der schwerwiegenden Folgen, die eine einseitige finanzielle Belastung der Arzneimittelproduktion für das deutsche Gesundheitssystem, die sichere Arzneimittelversorgung und die Pharmabranche hätte, fordern wir die deutschen Wasser- und Abwasserverbände auf, zu mehr Transparenz in der Debatte beizutragen und ihrerseits eine vollständige Liste der im Abwasser vorhandenen Spurenstoffe vorzulegen.", so Jörg Wieczorek weiter.
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