Konjunktur: Realzinsen sind keine hohe Hürde
(Köln) - Viele Industrieländer können derzeit mit rückläufigen Inflationsraten aufwarten. Doch die erfreuliche Entwicklung hat weltweit die Realzinsen nach oben getrieben. Allerdings sind die Finanzierungsbedingungen immer noch besser, als dies in den neunziger Jahren der Fall war.
Schon seit einiger Zeit sitzt den Investoren rund um den Globus das Portemonnaie nicht mehr so locker in der Tasche. So sind im Jahr 2001 die preisbereinigten Anlageinvestitionen in den Industrieländern um 1,8 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000 geschrumpft. Auch für 2002 rechnet der Internationale Währungsfonds mit einem Rückgang um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ein Grund für die geringe Investitionslust könnten teurere Kredite sein, die den Unternehmen die Finanzierung ihrer Zukunftspläne schwer machen. Doch zumindest die Nominalzinsen waren im ersten Halbjahr 2002 in den meisten Industrieländern nur leicht höher als im gesamten Jahr 2001. In den USA etwa stiegen die Sätze für langfristige Kredite im Durchschnitt um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Hierzulande kletterten die Nominalzinsen von 4,8 auf 5,1 Prozent – und schmolzen zuletzt wieder auf unter 4,5 Prozent ab.
Relevanter für die Entscheidung der Unternehmen pro oder contra neue Fertigungsstrecken oder Immobilien sind jedoch die um die Inflation bereinigten Zinsen – und die haben im ersten Halbjahr 2002 durch den weltweit rückläufigen Preisanstieg einen Schub erhalten. So legten hierzulande die langfristigen Realzinsen im Verlauf der ersten sechs Monate 2002 von 2,2 auf 3,4 Prozent zu.
Daraus auf eine große Investitionshürde zu schließen, wäre voreilig. Denn in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien waren die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen in der ersten Hälfte dieses Jahres noch immer wesentlich günstiger als im Schnitt der achtziger und neunziger Jahre.
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