Pressemitteilung | Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.

Konjunktur: Schwieriger Jahresstart im Handwerk

(Stuttgart) - Viele Handwerksbetriebe erwarten ein schweres erstes Quartal 2021: Nur noch elf Prozent der 1.500 Befragten der aktuellen Konjunkturumfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT) gehen davon aus, dass sich ihre geschäftliche Lage bis Ende März verbessert. Gut jeder dritte Betrieb (36%) erwartet gar eine Verschlechterung. Damit werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch bei Betrieben, die nicht weiterarbeiten dürfen, immer deutlicher sichtbar.

"Lange ist das Handwerk insgesamt gut durch die Krise gekommen. Aber die unsichere Wirtschaftslage und fehlende Öffnungsperspektiven sorgen zunehmend für Pessimismus unter unseren Betrieben. Es muss daher eine klare Exitstrategie geben, die nicht erst dann entwickelt wird, wenn die Infektionszahlen weiter gesunken sind. Wir haben dazu gerade einen Stufenplan für Öffnungen vorgelegt, dessen Umsetzung für eine klare und verlässliche Perspektive sorgen würde. Damit würden wohl auch die Handwerksbetriebe etwas optimistischer in die Zukunft blicken", sagt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.

Schon das Schlussquartal 2020 war für einige Branchen kein einfaches. Zwar bewerteten immerhin 58 Prozent der Betriebe ihre Situation insgesamt als "gut". Aber dies ist weit weg von den Werten des Jahresendes 2019, als fast drei von vier Betrieben ihre Lage als "gut" bezeichneten. Mehr als jeder fünfte (22%) gab an, die Lage Ende 2020 sei schlecht gewesen.

Dabei unterschied sich die Einschätzung zum Schlussquartal 2020 zwischen den Branchen stark voreinander: So gingen Bauhaupt- und Ausbaugewerbe fast unbehelligt durch die Corona-Krise: Mehr als 80 Prozent der Betriebe waren mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden, fast so viele wie vor einem Jahr. Zum einen konnten die Bauhandwerker ohne größere Einschränkungen arbeiten, zum anderen sorgte die auslaufende reduzierte Mehrwertsteuer dafür, dass viele Projekte noch abgeschlossen werden mussten. Geradezu verheerend war die Situation bei den personenbezogenen Dienstleistern, die ihre Lage sogar mehrheitlich als schlecht beurteilten (57%). Der mittlerweile zweite Lockdown ab November (Kosmetiker) oder Mitte Dezember (Friseure) riss tiefe Löcher in die Kassen dieser Betriebe.

Besorgniserregend: Die fehlenden Zukunftsperspektiven haben mittlerweile konkrete Auswirkungen auf die Personal- und Investitionsplanungen vieler Betriebe. So geht jeder Zehnte davon aus, am Ende des ersten Quartals einen geringeren Personalbestand zu haben. Im Kfz-Gewerbe und im Nahrungsmittelhandwerk waren es sogar runde 17 Prozent. Lediglich im Ausbaugewerbe und beim gewerblichen Bedarf ist Stand heute ein Personalaufbau möglich. Ebenso plant nur noch jeder achte Betrieb mit Investitionen (Vorjahresquartal 18%), während knapp zwei von fünf (38%) die Investitionen herunterfahren wollen (Vorjahresquartal 23%).

In allen Gewerkegruppen waren die Pessimisten gegenüber den Optimisten in der Überzahl. Selbst im bislang soliden Bauhaupt- oder Ausbaugewerbe geht mehr als jeder fünfte Betrieb von einer Verschlechterung aus, während nur noch gut acht Prozent ein besseres erstes Quartal erwarten (Vorjahresquartal: 17 Prozent besser, 11 Prozent schlechter). Die Betriebe sind besorgt, dass aus Einsparzwängen künftig weniger Aufträge im Wirtschafts- und im öffentlichen Bau folgen werden. Im Kfz-Gewerbe und dem Nahrungsmittelgewerbe, die derzeit beide große Teile ihres Geschäftes nicht ausüben können, geht sogar jeder zweite Betrieb von einer Verschlechterung gegenüber dem Schlussquartal 2020 aus. Reichhold: "Es scheint, dass die vom Lockdown betroffenen Branchen das erste Quartal zu großen Teilen gedanklich abgeschrieben haben. Bei einigen Betrieben stellt sich mittlerweile auch die Frage, wie lange der Betrieb noch durchhält. Vielfach sind die Reserven schon im ersten Lockdown im Frühjahr aufgebraucht worden. Wir appellieren daher erneut eindringlich, für eine umgehende Auszahlung der zugesagten Finanzhilfen zu sorgen. Jeder Tag Verzögerung gefährdet Existenzen."

Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V. Pressestelle Heilbronner Str. 43, 70191 Stuttgart Telefon: (0711) 263709-0, Fax: (0711) 263709-100

(mj)

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