Pressemitteilung | Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK)

Konjunktur verharrt in der Talsohle - nur schwache Anzeichen für Erholung

(Siegen) - Der Wirtschaft in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe geht es nach wie vor schlecht. Mit minus 25 Punkten ist der Konjunkturklimaindex weiter auf Talfahrt. Das hat die jüngste Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) bei 750 Unternehmen des Kammerbezirks ergeben. In einer Pressekonferenz machte Hauptgeschäftsführer Dieter Höhne dafür sowohl die schwunglose Weltwirtschaft als auch eine Binnenkonjunktur ohne Impulse verantwortlich. Besorgniserregend sei, dass vor allem die Beurteilung der aktuellen Lage den Abwärtstrend forciere.

In der IHK-Konjunkturumfrage äußerten die Unternehmen mit Ausnahme der Dienstleister zwar durchweg etwas bessere Erwartungen als noch am Jahresanfang. Ein Signal für eine baldige Erholung ist dies nach Einschätzung der IHK-Konjunkturexperten jedoch nicht, denn die externen Risiken bleiben weiter bestehen und die Zahl der optimistischen Unternehmen ist noch zu gering.

Starke Umsatzrückgänge in den ersten sieben Monaten des Jahres, hohe Tarifabschlüsse, steigende Energiekosten, die Aufwertung des Euro, das sind nur einige Faktoren, die das Lagebild der Industrieunternehmen beeinflussen. Die Betriebe halten sich folglich mit Investitionen zurück und setzen schon seit Jahresbeginn wieder verstärkt Arbeitskräfte frei. Im Juli lag die Zahl der Beschäftigten in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit 20 und mehr Beschäftigten um 3,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Fast jeder zweite Industriebetrieb beurteilt deshalb auch die aktuelle Lage als "schlecht".

Auf der Basis leicht verbesserter Auftragseingänge, die allerdings immer noch auf einem sehr unbefriedigenden Niveau liegen, fallen die Erwartungen der Industrieunternehmen wieder besser aus als zuvor. Immerhin ging der Anteil der Betriebe, die eine ungünstigere Geschäftslage in den nächsten Monaten erwarten, von 35 Prozent auf unter 20 Prozent zurück. Für eine Besserung der Lage setzen die Firmen allerdings voraus, dass das Auslandsgeschäft noch zulegt und endlich auch aus der Binnenkonjunktur wieder Impulse kommen.

Erstmals seit August 2000 hat sich in der Bauindustrie die Lagebeurteilung verbessert, allerdings auf einem mehr als unbefriedigenden Niveau: Immer noch jeder zweite Betrieb beurteilt die aktuelle Lage schlecht. Die Erwartungen nicht mehr so skeptisch wie zum Jahresanfang, aber weit davon entfernt, die Betriebe zufrieden zu stellen. Ein wesentlicher Grund für die Misere der Bauindustrie ist die nur in geringem Maße gelockerte Zurückhaltung der Kommunen bei öffentlichen Investitionen. Angesichts leerer Haushaltskassen werden Investitionen gestreckt oder ganz ausgesetzt. Auch die Industrieunternehmen halten sich mit Bauinvestitionen zurück, so dass die Bauindustrie auch in den nächsten Monaten nur dann mit einer Erholung rechnet, wenn sich die allgemeine Konjunkturlage verbessert.

Zunehmend dramatisch entwickelt sich die Situation im Einzelhandel. Die Verbraucher sind verunsichert und sparen, statt zu konsumieren. Steigende Arbeitslosenzahlen und anhaltende Kaufzurückhaltung lassen bei 70 Prozent der hiesigen Einzelhändler den Umsatz und bei 62 Prozent den Ertrag sinken. Immer öfter sind Einzelhandelsbetriebe zur Aufgabe ihrer Ladengeschäfte gezwungen. Schon seit Mitte der 90er Jahre kämpft der Einzelhandel, je nach Branche unterschiedlich ausgeprägt, mit diesem Trend, der nun bei vielen Einzelhandelsbetrieben die Substanz aufgezehrt hat. Diese Umstände bestimmen auch die Lagebeurteilung des Einzelhandels. Über 60 Prozent beurteilen ihre aktuelle Lage schlecht und noch einmal mehr Unternehmen als am Jahresanfang, nämlich über ein Drittel, sind auch für die weitere Entwicklung eher pessimistisch.

Der regionale Großhandel folgt der Einschätzung der Industrieunternehmen fast im Gleichschritt. Jeder zweite Betrieb beurteilt die aktuelle Lage schlecht. Etwas besser fallen die Perspektiven der Großhandelsunternehmen aus. Nach fast 34 Prozent erwarten jetzt weniger als 30 Prozent eine ungünstige Entwicklung. Von einem befriedigenden Niveau, wie z. B. das zum Jahresanfang 2000, ist der Großhandel aber noch weit entfernt. Wegen der starken Abhängigkeit des heimischen Großhandels vom verarbeitenden Gewerbe ist mit einer Erholung dieses Sektors auch nur im Gleichklang mit einer Erholung in den Industrieunternehmen zu rechnen. Der kleinere Kreis der konsumnahen Großhändler ist durch die aktuelle Konsumflaute weitaus stärker betroffen und benötigt eine noch längere Zeit zur Erholung als die produktionsnahen Großhändler.

Weiter auf dem Weg nach unten sind die Unternehmen des Dienstleistungssektors. Fast 40 Prozent beurteilen ihre aktuelle Lage schlecht. Entgegen dem Trend der übrigen Wirtschaftszweige haben sich die Erwartungen der Dienstleistungsunternehmen gegenüber dem Jahresanfang auch noch verschlechtert. Die Zahl der Optimisten hat deutlich abgenommen: Nur noch ein Fünftel der Dienstleistungsunternehmen erwartet eine günstigere Entwicklung. 29 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage verschlechtert. Die unternehmensorientierten Dienstleister sind eng an die Konjunkturentwicklung im verarbeitenden Gewerbe gekoppelt und zahlreiche Betriebe leiden unter der dortigen Konjunkturschwäche. Dies gilt in besonderem Maße für das Transportgewerbe, bei dem neben den konjunkturellen auch strukturelle Probleme eine erhebliche Rolle spielen. Diese werden sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen, wenn, wie jetzt entschieden, die Unternehmen eine entfernungsabhängige Maut entrichten müssen, die - wenn überhaupt - nur zum Teil in den Preisen an die Kunden weitergegeben werden kann.

Deutliche Spuren hinterlässt die unbefriedigende Konjunkturlage am Arbeitsmarkt. Aufmerksam macht vor allen Dingen der für die Region ungewöhnlich hohe Abbau der Beschäftigtenzahlen in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes. Im gesamten Kammerbezirk liegt die Zahl der Beschäftigten in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten im Juli um 3,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Kreis Siegen-Wittgenstein sind es sogar 3,7 Prozent, im Kreis Olpe 2,3 Prozent.

Dieser relativ starke Abbau der Beschäftigtenzahlen zeigt, dass die Betriebe des verarbeitenden Gewerbes unter hohem konjunkturellen Druck stehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Industrieunternehmen im Bezirk der IHK Siegen relativ zögernd mit dem Abbau von Arbeitsplätzen auf konjunkturelle Schwächen reagieren. Die jetzt vorliegenden Zahlen müssen daher als deutliche Warnsignale erkannt werden. Die Entwicklung spiegelt sich auch in den Arbeitslosenzahlen wieder, die zwar im Vergleich zu den übrigen Arbeitsamtsbezirken in Nordrhein-Westfalen immer noch am unteren Ende liegen. Dem allgemeinen Trend steigender Arbeitslosenzahlen kann sich allerdings auch die Region nicht ganz entziehen. So stieg Ende August die Arbeitslosenzahl im Bezirk der IHK Siegen von 6,8 Prozent auf 6,9 Prozent, während sie bundesweit konstant blieb.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) Koblenzer Str. 121 57072 Siegen Telefon: 0271/3302317 Telefax: 0271/330244384

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