Konjunkturbericht - August 2001: Preisdruck lässt nach
(Berlin) - Die Inflationsrate im Euro-Raum hat im Mai ihren Zenit erreicht. Seither befindet sich die Teuerungsrate auf dem Rückzug. Zwar können ungünstige statistische Basiseffekte im August und Oktober noch einmal zu einem kleinen Rückschlag führen. Wegen der Stabilisierung der Rohölpreise, den nachlassenden Folgen der Tierseuchen sowie der schwachen Konjunkturentwicklung wird dies den Trend einer sinkenden Inflationsrate in den kommenden Monaten jedoch nicht beeinträchtigen. Die im Zusammenhang mit der Euro-Bargeldeinführung bisweilen befürchteten Preiserhöhungseffekte dürften sich in engen Grenzen halten und allenfalls vorübergehend wirken.
Die jüngste Kurserholung des Euro wird den Rückgang der Preissteigerungsrate im Euro-Raum unterstützen. Angesichts der zunehmenden Klagen der amerikanischen Industrie über die >>Überbewertung<< des Dollar, der wachsenden Aufmerksamkeit für das US-amerikanische Leistungsbilanzdefizit sowie den Aussichten, dass die kurz- bis mittelfristigen Zinsen in den USA für längere Zeit unter dem Niveau im Euro-Raum bleiben werden, dürfte die Kurserholung des Euro eine nachhaltige Stabilisierung der europäischen Gemeinschaftswährung eingeläutet haben.
Nimmt man alles zusammen, dann wird die Teuerungsrate im Euro-Raum am Ende des laufenden Jahres aller Voraussicht nach weniger als 2 1/2 % betragen. Im Frühjahr 2002 dürfte sie sogar wieder unter die Marke von 2 % fallen. Für die angeschlagene Konjunktur im Euro-Raum sind das gute Nachrichten: Die sinkende Inflationsrate verbessert die Konsummöglichkeiten der privaten Haushalte und erhöht den Zinssenkungsspielraum der Europäischen Zentralbank.
Am Geldmarkt nehmen die Zinssenkungserwartungen seit gut einem Monat wieder zu. Auf Sicht von drei Monaten ist eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte weitestgehend eingepreist. Auf längere Sicht wird inzwischen sogar eine noch stärkere Lockerung der Geldpolitik erwartet.
Die deutsche Konjunktur zeigt sich in einer schwachen Verfassung. Im zweiten Quartal dürfte das Wirtschaftswachstum zum Erliegen gekommen sein. Ein Abgleiten in eine Rezession ist aber nach wie vor unwahrscheinlich. Im Durchschnitt des laufenden Jahres wird sich ein Wirtschaftswachstum von 1 bis 1 1/2 % und im nächsten Jahr von rund 2 % einstellen.
Die Möglichkeiten der Politik, die Konjunkturschwäche in Deutschland kurzfristig zu bekämpfen, sind äußerst gering. Vor zusätzlichen Ausgabenprogrammen muss eindringlich gewarnt werden. Erforderlich ist vielmehr, dass die Wirtschaftspolitik ihren Willen und ihre Bereitschaft zu weiteren strukturellen Wirtschaftsreformen demonstriert. Die Zeit bis zu den Bundestagswahlen ist jedenfalls viel zu lang, als dass man sich hier einen völligen Stillstand leisten könnte.
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