Konjunkturbericht - Juni 2007 / Allmähliche Normalisierung bei den Kapitalmarktzinsen
(Berlin) - In den USA und in Europa sind die Kapitalmarktzinsen in den letzten Wochen deutlich gestiegen. Ausschlaggebend dafür waren zum einen positive Konjunkturmeldungen aus den USA und zum anderen der neuerliche Hinweis der amerikanischen Notenbank sowie der Europaeischen Zentralbank auf Inflationsrisiken. An den Finanzmärkten führten die Warnungen vor Preisrisiken dazu, dass eine für das zweite Halbjahr 2007 bereits eingepreiste Leitzinssenkung in den USA wieder aus den Markterwartungen herausgenommen wurde. Für den Euro-Raum erwarten die Marktakteure inzwischen zum Jahresende einen Leitzins von 4,5 Prozent.
* Trotz der weiterhin boomenden Weltwirtschaft, hoher Rohstoffpreise und stark ausgelasteter Produktionskapazitäten bleiben die mittelfristigen Preisperspektiven für den Euro-Raum und die USA günstig. So steht der hohen Kapazitätsauslastung in vielen Industrieländern ein in den letzten Jahren recht massiver Aufbau industrieller Produktionskapazitäten in den asiatischen Schwellenländern gegenüber. Außerdem dürfte die noch nicht überwundene Schwäche des amerikanischen Immobilienmarktes die Preisentwicklung in den USA dämpfen. Im Euro-Raum reduziert die Euro-Aufwertung der letzten Monate - die sich tendenziell fortsetzen dürfte - den mittelfristigen Preisdruck, und die Tarifabschlüsse waren im laufenden Jahr bislang annähernd stabilitätsgerecht.
* Vor diesem Hintergrund ist der jüngste Anstieg der Kapitalmarktzinsen nicht als Vorbote steigender Preisrisiken zu werten, sondern deutet vielmehr auf eine gewisse Normalisierung des bislang vergleichsweise niedrigen Zinsniveaus hin.
* Die jüngsten Konjunkturdaten für Deutschland fielen eher verhalten aus.
Vor allem der Auftragseingang und die Industrieproduktion sind schwach ins zweite Quartal gestartet. Dies dürfte allerdings zu einem großen Teil auf einen statistischen Sondereffekt zurückzuführen sein. Ein Abbruch des wirtschaftlichen Aufschwungs ist jedenfalls nicht zu befürchten, zumal der längerfristige Aufwärtstrend bei den Aufträgen nach wie vor intakt ist, und das Auftragspolster wieder zugenommen hat.
* Angesichts der guten konjunkturellen Entwicklung in Deutschland besteht die Gefahr, dass fortbestehende strukturelle Wirtschaftsprobleme ausgeblendet werden. Dies wäre jedoch fatal, denn die Voraussetzungen für weitere wachstumsfördernde Reformen sind zurzeit besonders günstig. Die jüngsten Koalitionsbeschlüsse zur Pflegeversicherung und zum Mindestlohn offenbaren aber genau dieses Dilemma: Beschäftigungs- und längerfristige Wachstumsaspekte wurden dabei vernachlässigt.
* Um auch in einer wirtschaftlichen Aufschwungsphase die strukturellen Wachstumsprobleme nicht aus den Augen zu verlieren, sind längerfristige Konzepte erforderlich, die eine klare Rangfolge der wirtschaftspolitischen Ziele festlegen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat jüngst ein solches Positionspapier vorgelegt, das mit dem Dreiklang Haushaltskonsolidierung, Erhöhung der öffentlichen Investitionen und Reduktion der Abgabenlast einen viel versprechenden Ansatz für eine mittelfristige Wachstumsstrategie bietet.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)
Pressestelle
Burgstr. 28, 10178 Berlin
Telefon: (030) 16630, Telefax: (030) 16631399