Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)

Konjunkturentwicklung 2006 wird ein Zwischenhoch

(Berlin) - Die deutsche Konjunktur wird im nächsten Jahr weiter von der sich kräftig entwickelnden Weltwirtschaft profitieren. Damit werden die Exporte zunehmend expandieren. Die Binnennachfrage wird die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr ebenfalls stützen, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem aktuellen Konjunkturbericht. Dafür spreche auch der aktuelle Anstieg des ifo-Geschäftsklima-Indexes, der mit 99,6 Punkten den höchsten Stand seit August 2000 erreichte. Insgesamt könne ein Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes von etwa 1,5 Prozent erreicht werden, nach 0,9 Prozent in 2005. In 2007 drohe allerdings ein Rückschlag.

Export im Höhenflug
Der Export werde sich in 2006 stark ausdehnen, da sich die Weltwirtschaft weiter positiv entwickle. Der Euroraum sei nach wie vor der größte Abnehmer deutscher Ausfuhren. Da die Konjunktur im Euroraum anziehe, werde er eine Stütze für das deutsche Exportwachstum bleiben. Auch die Fußballweltmeisterschaft liefere über den Besucherstrom aus dem Ausland und die damit verbundenen Exporte, beispielsweise Übernachtungen, Impulse. Die OPEC-Länder steigerten ihre Nachfrage bereits in 2005 besonders stark, da sie von den gestiegenen Ölpreisen profitieren. Die deutsche Industrie sei gut aufgestellt, um die von den Ölgeldern induzierte Nachfrage auch weiterhin anzuziehen. Der Außenbeitrag werde einen Wachstumsbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt von 1,0 Prozentpunkten liefern können.

Unternehmen investieren wieder
Die Ausrüstungsinvestitionen ziehen wieder an, so der BVR. Aufgrund der kräftigen Nachfrage aus dem Ausland werde in der exportorientierten Wirtschaft wieder verstärkt investiert. Stimulierend wirkten die Finanzierungsbedingungen, die auch nach dem Zinsschritt der EZB günstig blieben. Belebend können die von der Bundesregierung geplanten verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen sein. Allerdings tätigten die Unternehmen in erster Linie Ersatzinvestitionen, die nach der langen Investitionspause nicht mehr aufgeschoben werden können. Die Ausrüstungsinvestitionen könnten in 2006 ein reales Wachstum von etwa 6 Prozent erreichen.

Der Rückgang der Bauinvestitionen werde im nächsten Jahr gestoppt. Die Wohnungsbauinvestitionen werden ihr Niveau in etwa halten, da die steuerliche Begünstigung von Maßnahmen zur Gebäudesanierung und Vorzieheffekte im Zusammenhang mit der Abschaffung der Eigenheimzulage stimulierend wirkten. Im Wirtschaftsbau wiesen die sich ausweitenden Ausrüstungsinvestitionen auf einen gebremsten Fall hin. Im öffentlichen Bau wirkten zunehmende Gewerbesteuer- und Mauteinnahmen entspannend.

Konsumausgaben durch Mehrwertsteuererhöhung angeregt
Vorzieheffekte aufgrund der Anhebung der Mehrwertsteuer in 2007 werden besonders in der zweiten Jahreshälfte 2006 für verstärkte Käufe vor allem im Bereich der langlebigen Konsumgüter sorgen, so der BVR. Auch im Zuge der Fußballweltmeisterschaft werden die Deutschen verstärkt zu Konsumausgaben bereit sein. Für den privaten Konsum ergebe sich damit eine leichte Steigerung von real 0,2 Prozent

2007: Ende des Zwischenhochs
Für 2007 seien Rückschläge in der Konjunktursituation vorprogrammiert, so der BVR. Der private Konsum werde im nächsten Jahr durch Sondereffekte angekurbelt, die in 2007 entfallen. Die privaten Haushalte werden durch die Mehrwertsteuererhöhung belastet. Gleichzeitig werden Steuerprivilegien wie die Entfernungspauschale oder der Sparerfreibetrag gekürzt. Der private Konsum werde sich daher rückläufig entwickeln.

Für die Weltwirtschaft wachse in 2007 die Gefahr einer Abschwächung, vor allem durch die sich verlangsamende US-Konjunktur. Leistungsbilanzungleichgewichte könnten Unruhe auf den Weltmärkten stiften.

Das Investitionswachstum werde durch diese geminderten konjunkturellen Aussichten gebremst und sei nicht mehr so stark wie in 2006. Insgesamt dürfte nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von einem Prozent erreicht werden.

Stabiles Wachstum braucht langfristige Reformen
Für die weitere Entwicklung in Deutschland sei entscheidend, ob die Politik in der Lage ist, die in 2006 entstandenen endogenen Wachstumskräfte zu stützen. Dazu müssten Reformen auf den Weg gebracht werden, die über die kurzfristig angestoßenen Maßnahmen hinausgehen, fordert der BVR. Die Sozialversicherungssysteme müssten zukunftsfest gemacht, die Unternehmensbesteuerung den Anforderungen der Globalisierung angepasst und die öffentlichen Haushalte nachhaltig auch über die Ausgabenseite konsolidiert werden. Wenn hier erkennbare, das Vertrauen stärkende Fortschritte erreicht werden, sei eine Stärkung der Binnennachfrage möglich und das konjunkturelle Zwischenhoch aus 2006 könne in ein stabiles Wachstum münden.

Quelle und Kontaktadresse:
BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., Hauptgeschäftsstelle Melanie Schmergal, Pressesprecherin Schellingstr. 4, 10785 Berlin Telefon: (030) 20210, Telefax: (030) 20211900

(sk)

NEWS TEILEN: