Pressemitteilung | Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK)

Konjunkturklima weiter abgerutscht - kaum Anzeichen für Besserung

(Siegen) – Die Stimmung ist im Keller und die Geschäfte laufen so schlecht wie seit langem nicht mehr. Anzeichen, die eine Erholung signalisieren, werden von den Unternehmen nur schwer erkannt. Dieses Fazit zog die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) im Rahmen einer Pressekonferenz am 23. Mai, in der sie die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage bei den Unternehmen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe vorstellte.

Gegenüber der Umfrage vom Jahresanfang hat sich der Konjunkturklimaindex weiter von minus 22 Prozent auf minus 46 Prozent verschlechtert. Er hat jetzt das Niveau von 1993 erreicht. Im Konjunkturklimaindex werden die Lageeinschätzung und die Erwartungen zusammengefasst. Dieses Stimmungsbild wird durch die harten Fakten untermauert. Der Umsatz der Industrieunternehmen im IHK-Bezirk mit 20 und mehr Mitarbeitern ist im ersten Quartal dieses Jahres um 15,4 Prozent hinter dem Vorjahresquartal zurückgeblieben. Im Kreis Siegen waren es sogar fast 20 Prozent, im Kreis Olpe dagegen nur 8,5 Prozent.

“Und dieses Konjunkturbild durchzieht alle Branchen”, so Hauptgeschäftsführer Dieter Höhne. Mit Ausnahme des Dienstleistungsgewerbes beurteilen etwa die Hälfte, in den anderen Wirtschaftszweigen zum Teil sogar noch mehr Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage als schlecht.

Franz J. Mockenhaupt, stellv. Hauptgeschäftsführer, ergänzte, dass auch die Erwartungen für die künftige wirtschaftliche Entwicklung nicht besser geworden seien. Vor allem die Aussichten für das Exportgeschäft, das für die Region besonders wichtig ist, werden pessimistisch eingeschätzt. Immerhin wird bei den Investitionsplanungen der Industrie- und der Bauindustrieunternehmen ein leichter Hoffnungsschimmer deutlich.

Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Im Verarbeitenden Gewerbe beurteilen rund die Hälfte (49 Prozent) der befragten Unternehmen ihre Lage als schlecht. Das sind noch einmal 10 Prozentpunkte mehr als zu Jahresbeginn. Auf der anderen Seite ist der Anteil der Industriebetriebe, die ihre Lage als "gut" einstufen, mit 10 Prozent unverändert gering geblieben.

Die Umfrage bei den Industrieunternehmen wurde noch vor dem Tarifabschluss in der Metallindustrie durchgeführt. Ob nach dem Tarifabschluss, der auf die gesamte Laufzeit gerechnet den Unternehmen eine Belastung von vier Prozent bringt, die Einschätzung günstiger ausfällt, wird bezweifelt.

Auch der Ausblick der Industriebetriebe auf die nächsten Monate ist pessimistisch: 55 Prozent glauben, dass die wirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr ungünstiger ausfallen wird als 2001. Nur 13 Prozent erwarten eine Besserung. Beim Export erwarten 36 Prozent einen Rückgang. Nur 21 Prozent hoffen auf einen Anstieg bei den Auslandsgeschäften. Die Investitionsabsichten lassen ein wenig hoffen: Um 5 Prozentpunkte ist der Anteil derjenigen gestiegen, die wieder mehr investieren wollen. Hierin mögen die zum Teil widersprüchlichen, in ihrer Tendenz aber positiven gesamtwirtschaftlichen Konjunkturindikatoren zum Ausdruck kommen. Wegen der aktuell stark rückläufigen Auftragseingänge fällt es den Unternehmen schwer, diese positiven Signale zu erkennen.

Die Situation in der Bauindustrie bleibt sehr angespannt. Die überwiegende Mehrheit der Bauunternehmen (62 Prozent) beurteilt die Geschäftslage immer noch als schlecht. Die regionale Bauindustrie verzeichnet im ersten Quartal einen Umsatzrückgang von fast 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings ist das Umsatzminus in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Im Wohnungsbau und im öffentlichen Bau nehmen zudem die Arbeitsleistungen wieder zu. Dementsprechend sind auch die Erwartungen der Baubetriebe nicht mehr so skeptisch wie zuvor: 14 Prozent erwarten eine Besserung der Lage, 11 Prozentpunkte mehr als noch zu Jahresbeginn. "Nur" noch 48 Prozent befürchten eine Verschlechterung (Januar: 61 Prozent). Auf einen Aufwärtstrend lassen ebenfalls die Aussagen der Bauunternehmen im Hinblick auf die Investitionsplanungen und bei der Einschätzung der Beschäftigungsentwicklung hoffen.

Geradezu dramatisch entwickelt sich die Konjunktur im Einzelhandel. Umsatzrückgänge durch Kaufzurückhaltung der Verbraucher prägten das Bild regional wie landes- und bundesweit. In dieser Situation war die Aufforderung der Politik, Einzelhändler, die sich im Zuge der Euroumstellung durch mangelnde Preisdisziplin hervorgetan haben, abzustrafen, wegen der allgemeinen Wirkung dieses Appells zumindest konjunkturell nicht hilfreich.

Fast zwei Drittel aller befragten Einzelhändler schätzen ihre Geschäftslage als schlecht ein. Mehr als die Hälfte der Einzelhändler wird zukünftig die Investitionen weiter zurückfahren. Ein ebenso hoher Anteil befürchtet, dass die Zahl der Beschäftigten weiter zurückgehen wird. An der ernüchternden Lage wird sich so schnell nichts ändern: Die große Mehrheit der Einzelhändler (62,2 Prozent) blickt eher pessimistisch in die Zukunft.

Im regionalen Großhandel ist es zum aktuell größten Einbruch gekommen. Kein einziges befragtes Unternehmen beurteilt seine wirtschaftliche Lage als gut. Zwei Drittel schätzen sie als schlecht ein. Die Aussichten für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden noch drastischer beurteilt: Mehr als 70 Prozent der Großhändler befürchten, dass das laufende Jahr insgesamt noch schlechter ausfallen wird als das Vorjahr.

Im Dienstleistungssektor hat sich zumindest die Lagebeurteilung stabilisiert, denn im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen fällt diese nicht negativer aus als im Januar: Nach wie vor fast ein Drittel der Dienstleister stuft die aktuelle Lage schlecht ein, 20 Prozent bezeichnen diese als gut. Ihre Erwartungen haben die Dienstleister allerdings wieder deutlich zurückgenommen. Nur 16 Prozent glauben, dass die wirtschaftliche Entwicklung im aktuellen Jahr besser ausfallen wird als im Vorjahr. Die Mehrheit von 44 Prozent geht von einer erneuten Verschlechterung aus. Als Konsequenz werden die Dienstleister ihre Investitionen weiter zurückfahren.

Die Arbeitslosigkeit im IHK-Bezirk ist zwar im April dieses Jahres mit einer Quote von 6,7 Prozent saisonbedingt weiter zurückgegangen und gehört weiterhin zu den niedrigsten in ganz NRW. Im Jahresvergleich liegt die regionale Arbeitslosenquote allerdings um 0,3 Prozentpunkte höher. Allein im Verarbeitenden Gewerbe arbeiteten im März dieses Jahres rund 2,4 Prozent weniger Beschäftigte als im Vorjahr. Eine Umkehr dieses Trends bei der Entwicklung des Arbeitsmarktes scheint angesichts der Unternehmensaussagen erst einmal nicht in Aussicht: Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen befürchtet einen weiteren Rückgang der Beschäftigung.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) Koblenzer Str. 121 57072 Siegen Telefon: 0271/3302317 Telefax: 0271/330244384

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