Konjunkturumfrage der wvib Schwarzwald AG: Baden-Württembergs Industrie meldet Mini-Wachstum
(Freiburg) - Die Stimmung in der baden-württembergischen Industrie hat sich leicht verbessert. Zum ersten Mal seit einem Jahr melden die Unternehmen eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Von einer echten Trendwende kann aber noch keine Rede sein. Dazu sind die Basiseffekte - also die leichte Verbesserung nach einem schlechten Vorjahr - zu groß.
„Die Industrie hat im ersten Quartal wie ein Löwe gekämpft. Ob daraus eine echte Trendwende werden kann, bleibt abzuwarten. Vor allem die sprunghafte Politik Donald Trumps verbreitet Unsicherheit und macht der exportorientierten Industrie große Sorgen“, so Dr. Christoph Münzer, wvib-Hauptgeschäftsführer.
Für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. März 2025 meldeten die wvib-Mitgliedsunternehmen ein Umsatzplus von 2,3 Prozent. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres gaben die Unternehmen ein Umsatzminus von einem Prozent an. Für das Gesamtjahr 2024 meldeten die wvib-Mitgliedsunternehmen ein Umsatzminus von 4,8 Prozent.
Im ersten Quartal konnten 38,7 Prozent der Unternehmen steigende Umsätze vermelden (Q1 2024: 30,9 Prozent). 50,5 Prozent notierten dagegen gesunkene Umsätze (Q1 2024: 61,9 Prozent). Im Gesamtjahr 2024 waren die Umsätze bei 62,8 Prozent der Befragten gesunken und bei 34 Prozent gestiegen.
Die Aussichten bleiben trotz des leichten Aufschwungs verhalten: Rund 27 Prozent der Unternehmen erwarten in den nächsten sechs Monaten steigende Umsätze (Q1 2024: 25,9 Prozent). Dagegen rechnen 19,1 Prozent der Befragten mit sinkenden Umsätzen. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 22,3 Prozent.
Verrechnet man positive und negative Umsatzentwicklung, so erhält man einen Wert für die Geschäftslage der Unternehmen. Analog dazu ist die Geschäftserwartung der Saldo aus positiver und negativer Umsatzerwartung. Aus dem Mittel zwischen Geschäftslage und Geschäftserwartung bildet sich das wvib-Geschäftsklima.
Zum Ende des ersten Quartals lag die wvib-Geschäftslage bei minus 11,7 Punkten (Gesamtjahr 2024: minus 28,7 Punkte).
Die Geschäftserwartungen liegen mit 7,9 Punkten dagegen erstmals seit einem Jahr wieder im Plus. In der Umfrage zum Gesamtjahr 2024 vor drei Monaten waren die Erwartungen mit minus 4,5 Punkten noch deutlich verhaltener.
In Summe ergibt sich damit ein Geschäftsklima von minus 2,1 Punkten. Damit liegt der Wert immer noch im negativen Bereich, die Situation erscheint allerdings weniger dramatisch als vor drei Monaten (minus 17 Punkte) oder vor einem Jahr (minus 14,4 Punkte).
Der Frühindikator Auftragseingang bestätigt das Bild: Im Vergleich zum 1. Quartal des Vorjahres stieg der Auftragseingang bei den befragten Unternehmen um 3,8 Prozent. Für das Gesamtjahr 2024 verzeichneten die Unternehmen noch ein Minus von einem Prozent. Im ersten Quartal des Vorjahres stieg der Auftragseingang um 1,7 Prozent.
Bei 49,4 Prozent verbesserte sich der Auftragseingang, während er sich bei 34 Prozent verschlechterte. Zum Gesamtjahr 2024 hatte sich der Auftragseingang bei 38,7 Prozent verbessert, während 45,4 Prozent gesunkene Aufträge meldeten. Im ersten Quartal 2024 verzeichneten 36,3 Prozent der Befragten einen verbesserten Auftragseingang, bei 50,7 Prozent war er gesunken.
Beim Blick in die Zukunft sind die Unternehmen weiter nur vorsichtig optimistisch. Derzeit gehen 27,3 Prozent für die nächsten sechs Monate von einem steigenden Auftragseingang aus, während 16,9 Prozent mit weniger Aufträgen rechnen. In der Umfrage vor drei Monaten erwarteten lediglich 22,3 Prozent steigende Auftragseingänge, während 23,4 Prozent mit einem Rückgang rechneten.
Das Fazit von wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer: „Wir stehen einerseits am Beginn eines vermutlich längeren globalen Handelskrieges, andererseits wird die Konkurrenz durch chinesische Unternehmen auch außerhalb der Automobilbranche immer stärker. Die neue Koalition muss jetzt schnell in den Arbeitsmodus kommen, strukturelle Probleme in den Blick nehmen und rasch bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen bieten. Um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen, braucht es planvolles Handeln und einen langen Atem. Ganz ohne Zumutungen wird es nicht gehen.“
Quelle und Kontaktadresse:
wvib - Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V., Merzhauser Str. 118, 79100 Freiburg, Telefon: 0761 4567-0