Pressemitteilung | Hartmannbund – Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.

Kristian Otte: "Wir wollen im PJ frei entscheiden - bei der dritten Fachrichtung und auch beim Ausbildungsort"

(Berlin) - Nachdem sich die Medizinstudierenden des Hartmannbundes (HB) in den vergangenen Wochen bereits vehement gegen die aktuell drohende Einführung eines Pflichttertials Allgemeinmedizin ausgesprochen haben, appellieren sie nun auch mit Nachdruck an die Kultusministerkonferenz, das dritte PJ-Tertial als Wahltertial zu erhalten - und endlich den Weg für eine bundesweite PJ-Mobilität freizumachen.

"Es ist überhaupt nicht vermittelbar, dass Medizinstudierende ihr PJ jederzeit im Ausland absolvieren können - immer mehr tun dies übrigens bei allen drei Tertialen -, während in Deutschland im Zweifelsfall nicht einmal die Möglichkeit besteht, sein PJ an einem Lehrkrankenhaus im benachbarten Bundesland zu absolvieren", erläuterte Kristian Otte, Vorsitzender des Ausschusses Medizinstudierende im Hartmannbund, die Sicht der Nachwuchsmediziner. Das sei weder zeitgemäß, noch fördere es den Standort Deutschland. "Wie viele Studierende glauben die Ländervertreter eigentlich mit solchen kleinstaatlichen Regelungen für die kurative Medizin in Deutschland begeistern zu können?", fragte Otte mit Blick auf die Sitzung des Unterausschusses Hochschulmedizin der Kultusministerkonferenz, der ab Donnerstag über den bereits im Dezember im Bundeskabinett verabschiedeten Entwurf zur Veränderung der Approbationsordnung beraten will. "Wir appellieren an die Vertreter der 16 Bundesländer, die PJ-Regelungen endlich an die Lebenswirklichkeit und die künftigen Herausforderungen für die kurative Versorgung in ganz Deutschland anzupassen, und zwar ohne faule machtpolitisch motivierte Kompromisse. Mögliche Teillösungen wie eine Öffnung der Mobilität nur innerhalb der Bundesländer sind nicht akzeptabel."

Die Medizinstudierenden im Hartmannbund begrüßen und unterstützen ausdrücklich den vorliegenden Kabinettsbeschluss. Neben der PJ-Mobilität zwischen den bereits vorhandenen Lehrkrankenhäusern in ganz Deutschland fordert der Hartmannbund zudem eine Liberalisierung der Lehrkrankenhausauswahl. "Diese Regelung stärkt den Wettbewerb unter den Lehrkrankenhäusern, führt zu einer Verbesserung der Ausbildung und stärkt auf lange Sicht auch den hiesigen Gesundheitsstandort, wenn die Studenten ihre PJ-Tertiale wieder vermehrt in Deutschland absolvieren", sagte Kristian Otte.

Er hoffe auf eine Entscheidung im Sinne der Studierenden - auch hinsichtlich der drohenden Abschaffung des PJ-Wahltertials. "Mit einem Pflichttertial Allgemeinmedizin wird den Studierenden eine der wenigen Möglichkeiten genommen, über ihre berufliche Zukunft zu entscheiden. Das ist eine kurzsichtige Entscheidung, die die Mangelsituation der Allgemeinmediziner nicht verbessert." Ein drittes Pflichttertial helfe niemandem, da es weder die Zahl der Allgemeinmediziner erhöhen noch die Qualität in der medizinischen Ausbildung verbessern werde. "Diese Entscheidung wird die Nachwuchssituation in sämtlichen anderen Fachrichtungen massiv beeinträchtigen, denn in Deutschland fehlen nicht nur Allgemeinmediziner, sondern auch Gynäkologen, Augenärzte oder Neurologen", mahnte Kristian Otte in Richtung Kultusministerkonferenz. "Unsere Sorge ist und bleibt auch weiterhin groß, dass der Staat noch tiefer und umfassender in den Ablauf des Medizinstudiums, die freie Wahl des PJ-Ausbildungsstandortes und nun auch noch in die freie Wahl der Fachrichtung eingreift. Das muss verhindert werden."

Quelle und Kontaktadresse:
Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V., Hauptgeschäftsstelle Pressestelle Schützenstr. 6a, 10117 Berlin Telefon: (030) 2062080, Telefax: (030) 20620829

(rf)

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