Länderübergreifende Kritik am System der Nährwertprofile
(Bonn) - Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bezweifeln die Grundlagen der derzeit diskutierten Nährwertprofile der Kommission. Dem vorgeschlagenen System aus Produktkategorien und Nährwertprofilen fehlt es an einer wissenschaftlichen Basis und einer sinnvollen Einteilung der Lebensmittel. Die festgelegten Kategorien sind zu weit und ungenau gefasst, sodass sehr verschiedene Produkte derselben Kategorie zugeordnet und schwammigen Grenzwerten unterworfen werden.
Die EU-Mitgliedsländer reagieren nun, weil sie die problematischen Auswirkungen des Kommissionsvorschlages immer deutlicher erkennen. Dass ihre regionalen Traditionsprodukte zukünftig überall in der EU stigmatisiert werden sollen, wollen sie nicht hinnehmen. Ob französische, englische, mediterrane oder mitteleuropäische Produkte - alle sind betroffen, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Alle Mitgliedstaaten vereint das grundsätzliche Bedenken am System der Nährwertprofile.
Die mediterranen Länder fürchten derweil um ihre überall in Europa beliebten Backwaren und Käsesorten. Auch französisches und mitteleuropäisches Brot kommt in der verengten Sichtweise der Kommission nicht gut davon. Großbritannien kritisiert den Ansatz der Kommission als von Anfang an undurchdacht und schlägt vor, das Kategoriensystem neu zu entwickeln, anstatt Flickschusterei zu betreiben. Frankreich hat als eine Lösung die Änderung der derzeitigen Bemessungsgrundlage von 100 g auf 100 kcal vorgeschlagen. Es hat dazu ein Schreiben an die Kommission gesandt und hofft, dass diese nun das System der Nährwertprofile überdenkt. Polen unterstützt den französischen Vorschlag und fordert höhere Grenzwerte in den Profilen sowie weitere spezifische Unterkategorien, weil nur so eine ausgewogene Bewertung aller Produkte sichergestellt ist.
Dass grundsätzlich alle Lebensmittel in eine ausgewogene Ernährung passen, will die Kommission nicht sehen und beschränkt sich lieber darauf, Produktbestandteile wie Zucker, Salz und gesättigte Fettsäuren bzw. Produkte, die diese enthalten, isoliert zu brandmarken. Widersprüche und Probleme mit den Kategorien versucht man zurechtzubiegen, jedoch bleiben am Ende traditionelle Lebensmittel stigmatisiert. Stattdessen sollte die Kommission das System neu überdenken, auf eine wissenschaftliche Grundlage stellen und die Kategorien sinnvoll aufbauen.
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