Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Lehrstellenmarkt: Fast in der Balance

(Köln) - Trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Ausbildungsstellenmarkt sich in diesem Jahr weitgehend ausgewogen präsentieren kann. Einige junge Leute sind trotz verstärkter Bemühungen von Wirtschaft und Politik zwar bisher leer ausgegangen. Aber mit der nun einsetzenden Nachvermittlung könnten manche noch bis Jahresende eine Lehrstelle finden. Politik, Verbände und Arbeitsämter haben in den vergangenen Monaten erneut an die Unternehmen appelliert, trotz der schwachen Konjunktur bei der Ausbildung nicht nachzulassen. Dem Ruf konnte nicht jeder Betrieb im gewohnten Umfang nachkommen:

Ende September 2002 waren genau 526.172 betriebliche Ausbildungsstellen in Deutschland gemeldet – dies sind 7,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Geschrumpft ist auch die Zahl der zum Start des neuen Ausbildungsjahres bei den Arbeitsämtern registrierten Bewerber – sie lag um 26.400 oder 3,6 Prozent niedriger als im Vorjahr. Per 30. September 2002 standen den 23.383 unvermittelten Kandidaten noch 18.005 freie Plätze gegenüber. Regional sind Angebot und Nachfrage recht unterschiedlich verteilt: Westdeutschland. Zwischen Flensburg und Garmisch gibt es mehr freie Plätze als nicht vermittelte Bewerber: In Westdeutschland kamen am 30. September auf 100 unversorgte Interessenten 118 offene Lehrstellen. Besonders viele freie Plätze gab es erneut im Süden Deutschlands, also in Bayern und Baden-Württemberg.

Ostdeutschland. Zwischen Rostock und Zittau sind Lehrstellen weiterhin rar. Für 8.700 nicht vermittelte Interessenten gab es zuletzt nur 729 Angebote. Angebot und Nachfrage stimmen zudem in beruflicher Hinsicht häufig nicht überein. Während die jungen Leute weiterhin nach IT- und Büroberufen streben, machen die Fachkräfte in spe vor allem um Gastronomie und Nahrungsmittelhandwerk einen Bogen: Gaststätten konnten Ende September knapp 13 Prozent der angebotenen Lehrstellen nicht besetzen – in Metzgereien blieb jeder achte Ausbildungsplatz unbesetzt. Bis zum Jahresende kommen erfahrungsgemäß noch einige tausend junge Leute im Rahmen der Nachvermittlung unter. Die regionalen Arbeitsmarktkonferenzen von Arbeitsämtern, Kammern und Gewerkschaften haben schon im Vorjahr Früchte getragen:

In den alten Ländern reduzierte sich von Ende September bis zum 31. Dezember 2001 die Zahl der unvermittelten Bewerber auf 5.422. – In den neuen Ländern ging die Anzahl der Anwärter ohne Ausbildungsplatz im Laufe des Herbstes bis zum Silvestertag auf 3.309 zurück. Der Lehrstellenmarkt ließe sich mit weiteren Maßnahmen ausgleichen:

1. Zusätzliche Ausbildungsplätze. Demografisch bedingt wird in den kommenden Jahren die Zahl der Lehrstellenanwärter sinken. Die Betriebe könnten dem Fachkräftemangel begegnen, indem sie jetzt mehr ausbilden.

2. Berufliche Flexibilität. Sicher eignet sich nicht jeder Schulabgänger für jeden der 345 anerkannten Ausbildungsberufe. Der eine oder andere Bewerber könnte aber einen Platz finden, wenn er bei der Lehrstellensuche flexibler wäre.

3. Regionale Mobilität. Vielerorts herrscht Mangel an geeigneten Fachkräften. Hier unterstützen Mobilitätshilfen umzugswillige ostdeutsche Jugendliche. Für unvermittelte Interessenten, die außerhalb ihrer Heimatregion eine Ausbildung aufnehmen, gibt es zudem Berufsausbildungsbeihilfen.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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