Leitfaden zur Wiederverwendung tragender Stahlbauteile veröffentlicht: Wegbereiter für zirkuläres Bauen
(Düsseldorf) - Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg hat in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) einen bundesweit beachteten Praxisleitfaden zur Wiederverwendung tragender Bauteile veröffentlicht. Der Fokus liegt auf Stahl- und Holzbauteilen im Hochbau. Ziel ist es, die Wiederverwendung gebrauchter Bauteile systematisch zu ermöglichen und leistet damit einen zentralen Beitrag zur Förderung der Ressourcenschonung, zur CO₂-Einsparung und zur Umsetzung einer echten Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. bauforumstahl begrüßt diese Initiative, denn sie liefert erstmals eine strukturierte und materialbezogene Handlungshilfe zur Wiederverwendung tragender Stahlbauteile, insbesondere für Bauherren, Planer, Prüfingenieure und Genehmigungsbehörden.
"Mit dem vorliegenden Leitfaden wird der Grundstein für ein neues Kapitel im nachhaltigen Stahlbau gelegt", betont Gregor Machura, Hauptgeschäftsführer bauforumstahl e.V. "Er bietet einen praxisorientierten Rahmen zur Rückbauplanung, Materialprüfung und Genehmigung gebrauchter Stahlbauteile, jeweils aufbauend auf den Anforderungen der Landesbauordnung und den technischen Baubestimmungen."
Zentrale Inhalte für den Stahlbau
Im Anhang A des Leitfadens finden sich detaillierte Vorgaben zur Bewertung, Prüfung und Wiederverwendung gebrauchter Stahlbauteile, darunter:
• Anforderungen an die Bestandsanalyse mit Erst- und Detailprüfung, u. a. Sichtung von Unterlagen, Objektbegehung und Bauteilkennzeichnung.
• Regelungen zur Materialprüfung, etwa zur Ermittlung von Zugfestigkeit, Schweißeignung und chemischer Zusammensetzung, gestützt auf einheitliche Prüfprotokolle (P1 bis P6) abhängig vom Baujahr, der Dokumentationslage und der geplanten Ausführungsklasse (EXC1 bis EXC3).
• Handlungsempfehlungen für die bauteilschonende Demontage, inklusive der Prüfung auf Korrosionsschutz, Verzinkung, Schweißnähte und Schadstoffe.
• Bemessungskonzepte, etwa unter konservativen Annahmen (z. B. S235 ab Baujahr 1962), um eine wirtschaftliche Weiterverwendung auch ohne vollständige Dokumentation zu ermöglichen.
Die Umsetzung bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Rückbau, Prüfung und Genehmigung gebrauchter Bauteile sind mit Aufwand verbunden, vor allem bei Einzelbauteilen oder kleineren Mengen. Auch die Verfügbarkeit spezialisierter Prüfinstitute und Gutachter ist regional unterschiedlich. Wirtschaftlich tragfähige, standardisierte Prozesse und einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen sind daher für eine flächendeckende Anwendung entscheidend.
Ein Leitfaden, keine technische Regel
bauforumstahl weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei dem Leitfaden um eine nicht rechtsverbindliche Empfehlung handelt. Er hat keine normative Wirkung, stellt jedoch eine fundierte Orientierungshilfe dar und ist damit ein wichtiger erster Schritt zur Etablierung zirkulärer Prinzipien im Stahlbau. Der Verband sieht im Leitfaden ein bedeutendes Signal für mehr Nachhaltigkeit im Bausektor und unterstützt seine Mitgliedsunternehmen aktiv bei der Anwendung, sowie der Umsetzung der Vorgaben und steht als Ansprechpartner zur Verfügung.
Der vollständige Leitfaden zum Download: https://mlw.baden-wuerttemberg.de/de/service/publikation/did/leitfaden-zur-wiederverwendung-tragender-bauteile-stahl-und-holzbau
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