Pressemitteilung | Deutscher Ruderverband e.V.

Manuela Diening freut sich über Silber, Deutschland-Achter ohne EM-Medaille

(Hannover) - Der erste Finaltag der European Championships auf der Regattastrecke in Oberschleißheim in München hat dem Deutschen Ruderverband die erste Medaille beschert, aber der Deutschland-Achter ging leer aus. Nach einem schwachen Start landete das DRV-Flaggschiff im Finale nur auf dem vierten Platz. Manuela Diening (RV Münster) holte im Para-Frauen-Einer Silber und freute sich riesig. "Damit hätte ich nie gerechnet", sagte die 30-Jährige. Die beiden anderen Finalteilnehmer des DRV am Samstag (13.8.2022) konnten die magere Bilanz nicht aufbessern. Der Frauen-Doppelvierer belegte im A-Finale den sechsten und letzten Platz, der leichte Doppelvierer der Männer erhielt in einem Zwei-Boote-Finale für den zweiten Platz leider keine Medaille. Die deutschen Gold-Hoffnungen für den Schlusstag der EM ruhen nun in erster Linie auf Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania), der sich mit einem souveränen Halbfinalsieg für das Finale am Sonntag (14.03 Uhr) qualifizierte. Auch Alexandra Föster (RC Meschede) steht nach ihrem bisher besten EM-Rennen und dem zweiten Platz in ihrem Halbfinale im Endlauf (13.30 Uhr).

Nach dem zweiten Platz im Bahnverteilungsrennen hinter Großbritannien wollte der Deutschland-Achter diese Platzierung auch im Finale wiederholen. Die personellen Umstellungen und die Unerfahrenheit der nur noch mit drei Olympia-Teilnehmern besetzten Mannschaft schienen verkraftbar zu sein. Doch ein viel zu vorsichtiger Start verpatzte das Rennen. Großbritannien zementierte seine Ausnahmestellung und gewann klar vor den überraschend starken Niederlanden. Im Finish schob sich auch Italien noch vorbei und schnappte dem DRV-Boot Bronze weg. Die Enttäuschung bei den Ruderern und bei Trainer Uwe Bender war groß. "Im Bahnverteilungsrennen sind wir von vorne losgefahren, heute nicht. So waren wir in einer defensiven Rolle. Die junge Mannschaft hat auf der Strecke gekämpft, um wieder heranzukommen. Aber das kostete die Körner, die am Ende gefehlt haben", sagte Bender.

Johannesen vermisst "die Traute"
Deutlich äußerte sich Torben Johannesen (RC Favorite Hammonia), einer der Erfahrenen, der nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Mattes Schönherr auf die Schlagmann-Position gerückt war. "Heute ist ordentlich Lehrgeld gezahlt worden. Die Briten haben gezeigt, wie Achterfahren geht. Wir sind natürlich wenig eingespielt, aber heute war einfach die Traute nicht da." Schon am Sonntag fährt das Achter-Team weiter ins Trainingslager nach Völkermarkt (Kärnten). Die beiden Tokio-Teilnehmer Laurits Follert (Crefelder RC) und Olaf Roggensack (RC Tegel) sind dann schon nicht mehr dabei. Beide können bei der Weltmeisterschaft in fünf Wochen in Racice (Tschechien) nicht teilnehmen, weil sie bei ihrem Arbeitgeber, der Bundespolizei, unabkömmlich sind. Das erschwert die Aufgabe in diesem "Lern- und Lehrjahr" für Bundestrainer Bender weiter.

Diening sieht den Lohn für viel Arbeit
Groß war die Freude im Para-Bereich über den Auftritt von Manuela Diening im Finale des Einers der Frauen (PR1). Sie wiederholte ihren zweiten Platz aus dem Bahnverteilungsrennen und holte die Silbermedaille hinter der Norwegerin Birgit Skarstein. Bronze ging im Vier-Boote-Feld an die Ukrainerin Anna Sheremet, die deutlich hinter Diening ins Ziel kam. "Silber, ein cooles Gefühl. Ich hatte nicht gewagt, mir das zu erträumen", sagte die Rollstuhlfahrerin, die die 2000-Meter-Distanz in 11:07,89 Minuten absolviert hatte. "Ich habe fünf Jahre in München gelebt. Heute waren ehemalige Arbeitskollegen und Freunde an der Strecke, das machte es besonders schön." Bei der EM 2021 hatte Diening den fünften Platz belegt. "Mein Trainer Sebastian Fuchs und ich haben danach Technik und Training komplett auf den Kopf gestellt und viel Zeit investiert. Das heute ist der Lohn dafür."

Zeidler mit neuen Skulls sicher ins Finale
Der Holländer Melvin Twellaar war der größte Konkurrent für Oliver Zeidler im zweiten Halbfinale des Männer-Einers. Lange lieferten sich beide ein enges Rennen, kurz vor der 1500-Meter-Marke hatte sich der EM-Titelverteidiger dann an Twellaar vorbeigeschoben und baute die Führung bis zur Ziellinie unter dem Jubel der deutschen Fans auf der gut besetzten Tribüne immer mehr aus. "Das Rennen heute war genauso, wie ich es mir vorgenommen hatte. Morgen im Finale noch ein bisschen schneller rausgehen und dann passt das", sagte Zeidler. Im Halbfinale habe er es mehr mit der Gegenwind-Taktik gehalten, "zu warten, bis der Gegner platzt". Nach seinen Startproblemen im Vorlauf am Donnerstag hatte er die in der Halterung abgenutzten Skulls gegen neue gewechselt, "das hätte ich schon früher machen sollen". Im Finale am Sonntag, dem letzten Rennen der EM, will Zeidler nun für einen stimmungsmäßigen Höhepunkt sorgen und Gold holen. Mit dem griechischen Olympiasieger Stefanos Ntouskos, den Briten Graeme Thomas und den Niederländer Twellaar gibt es drei starke Konkurrenten. Im anderen Halbfinale ausgeschieden ist überraschend der Tokio-Zweite Kjetil Borch (Norwegen), der spät in die Saison eingestiegen war. Für die WM hat Zeidler Borch trotzdem auf der Rechnung.

Föster kann den Schalter doch noch umlegen
Auch im zweiten Skull-Finale am Sonntag hat der DRV mit Alexandra Föster ein Ass im Ärmel. In ihrem Halbfinale war nur die hohe Titelfavoritin, die Niederländerin Karolien Florijn, schneller als die 20-Jährige. Föster war erleichtert, dass sie nach zwei schwächeren Rennen den Schalter trotz ihrer bisher so erfolgreichen, aber sehr fordernden Saison doch noch umlegen konnte. "Ich bin sehr zufrieden, das war deutlich besser als die beiden letzten Tage", sagte sie und ergänzte: "Ich bin dankbar, dass der Wind heute nicht so stark war." Nun sei Hoffnung da, dass es auch im Finale "noch gut laufen kann". Ein konkretes Ziel wollte Föster dafür jedoch nicht nennen. Nur eines will sie vermeiden: "Wenn man Letzter wird, ist es immer doof."

Das Finale der Frauen-Doppelvierer lief für die ambitionierte DRV-Crew mit Sarah Wibberenz (RC Havel-Brandenburg), Frauke Hundeling (Deutscher Ruder-Club), Marie-Sophie Zeidler (Donau-RC Ingolstadt) und Pia Greiten (Osnabrücker RV) nicht nach Wunsch. Schon nach der Hälfte der Strecke betrug der Rückstand auf das führende Boot aus Großbritannien satte sieben Sekunden. Die Britinnen holten Gold vor den Niederlanden und der Ukraine, der deutsche Doppelvierer war müde und wurde in mäßigen 7:10,60 Minuten Sechster und Letzter.

Im Finale stand auch der leichte Männer-Doppelvierer. Da es jedoch mit Italien nur einen Konkurrenten gab, erhielten Simon Klüter (Mannheimer RV), Johannes Ursprung (Frankfurter RG Germania), Fabio Kress und Joachim Agne (beide Akademischer RK Würzburg) nach den EM-Regularien für den zweiten Platz keine Silbermedaillen. Schon im Bahnverteilungsrennen hatten die Deutschen gegen die Azzurri den Kürzeren gezogen, im Finale lagen über sechs Sekunden zwischen beiden Booten.

Männer-Vierer gewinnt das B-Finale
In den vier B-Finals des Samstags mit deutscher Beteiligung gab es einen DRV-Sieg. Der Männer-Vierer mit Theis Hagemeister (Münchner RC), Malte Großmann (RC Favorite Hammonia), Max John (Olympischer RC Rostock) und Marc Kammann (Der Hamburger und Germania RC) gewann sein Rennen und wurde damit insgesamt EM-Siebter. Nach dem knapp verpassten A-Finale hatte sich die Crew einen guten Abschluss vorgenommen und der gelang. Die deutschen Fans auf der Tribüne hatten endlich etwas zu jubeln, als sich der DRV-Vierer mit Italien einen packenden Zweikampf um Rang eins lieferte und ihn auch sicher gewann. "Man merkt, dass wir die richtigen Schritte unternehmen", sagte Trainerin Sabine Tschäge. "Die Jungs waren kämpferisch stark und haben es super gemacht. Auf der zweiten Streckenhälfte haben wir noch Probleme, aber daran werden wir bis zur WM arbeiten."

Versöhnlich war auch der Abschluss für den Frauen-Doppelzweier. Judith Guhse (Rendsburger RV) und Sophie Leupold (Pirnaer RV) bestritten zwar bereits ihr viertes EM-Rennen, legten aber noch einmal alles hinein und wurden in ihrem B-Finale unter fünf Booten Dritte. In der EM-Gesamtwertung war das Rang neun.

Nicht so gut lief es für den Frauen-Zweier mit Lena Osterkamp (Deutscher Ruder-Club) und Marie-Catherine Arnold (Hannoverscher RC). Anders als im Hoffnungslauf hatten beide am Ende nichts mehr zuzusetzen, wurden Vierter und Letzter des B-Finales und damit Gesamt-Zehnte. Auch beim Frauen-Vierer mit Christin Stöhner (SV Energie Berlin), Paula Rossen (RC Allemannia), Paula Hartmann (Mainzer RV) und Hanna Winter (Lübecker RG) war die Luft raus. Das DRV-Boot wurde abgeschlagen Vierter im B-Finale und damit Gesamt-Zehnter.

DRV am Sonntag in sieben Finals vertreten
In den Finals des abschließenden Sonntags stehen neben Föster und Zeidler auch Marie-Louise Dräger im leichten Frauen-Einer, der leichte Doppelvierer der Frauen, der Frauen-Achter und aus dem Para-Bereich der Mix-Zweier und der gesteuerte Mix-Vierer. Die Finals laufen ab 11.09 Uhr.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Ruderverband e.V. Pressestelle Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 10, 30169 Hannover Telefon: (0511) 98094-0, Fax: (0511) 98094-25

(ss)

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