Marburger Bund unterstützt Greenpeace-Klage gegen Patent auf Gene

(Berlin) – Der Ärzteverband Marburger Bund (MB) unterstützt die heute (20.10.04) im Rahmen einer Pressekonferenz von Greenpeace angekündigte Klage gegen ein Patent auf Gene des Forschers Oliver Brüstle. Der erste Vorsitzende des MB, Dr. Frank Ulrich Montgomery, bezeichnete die Vergabe von Patenten auf Gene und Zellen als „würdelose Degradierung des Menschen zu Ersatzteillieferanten.“

Montgomery betonte, dass das Genom des Menschen ein gemeinsames Erbe sei wie das Wissen um Anatomie oder Biologie. Deshalb sei die internationale Ärzteschaft der einhelligen Meinung, dass weder das menschliche Genom, noch Teile davon patentierbar seien. „Wer menschliche Zellen oder Gene patentiert, will Geld verdienen, indem Menschen zu wirtschaftlichen Ersatzteillagern gemacht werden.“

Der Ärztechef wies darauf hin, dass mit der Gen-Patentierung gleichzeitig eine Exklusivität auf entsprechende medizinische Produkte erworben werde, für die Bedürftige dann zahlen müssten. Montgomery: „Wer sich diese Produkte nicht leisten kann, muss auf neue Medikamente und Behandlungsverfahren verzichten.“ Dies bedeute eine nicht hinnehmbare Selektion medizinischer Versorgung.

Darüber hinaus blockiere die Gen-Patentierung Wissenschaft und medizinische Forschung. „Denn wer sich etwas patentieren lässt“, so Montgomery, „will andere Forscher am Wissenstransfer nicht wissenschaftlich beteiligen, sondern nur wirtschaftlich benutzen.“ So werde Grundlagenforschung zu Lasten des Forschungsstandortes Deutschland behindert.

Montgomery forderte deshalb Brüstle auf, mit einem Akt der Wissenschaftsfreiheit und der Menschenwürde freiwillig auf sein Patent zu verzichten. Außerdem müsse die Bundesregierung endlich Gesetze verabschieden, die die diese Patentierung verbiete. Ziel müsse eine Neuverhandlung der europäischen Biopatent-Richtlinie 98/44 sein.

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