Markenwarenumsatz steigt auf 584 Mrd. DM
(Wiesbaden) - "Im Jahr 1999 stiegen die Industrieumsätze an Markenwaren auf 584 Mrd. DM, eine nominale Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent. Das Inlandsgeschäft ist hierbei nur um 3,8 Prozent auf 355 Mrd. DM gewachsen, der Export stieg um 10,1 Prozent auf 229 Mrd. DM", erklärte der Vorsitzende des Markenverbandes, Hans G. Güldenberg, Vorstandsvorsitzender der Nestlé Deutschland AG, auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes im Juni in Frankfurt.
Güldenberg wies darauf hin, dass sich hinter diesem gesamthaften Bild sehr unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Branchen verbergen - bedeutende Umsatzzuwächse sind in der Informations- und Kommunikationstechnik, auch in der Automobilindustrie zu verzeichnen, sehr viel weniger allerdings in der klassischen Markenartikelindustrie, beispielsweise in der Ernährungsindustrie, die auf Vorjahresniveau stagnierte.
Güldenberg prognostiziert für dieses Jahr eine zwar langsame, aber doch kontinuierliche konjunkturelle Erholung, die wesentlich von der Auslandsnachfrage, zunehmend aber auch vom privaten Inlandskonsum gestützt wird. Er verwies auf eine Umfrage im Verband, wonach 2/3 der Unternehmen für das laufende Jahr mit zunehmendem Umsatz und fast die Hälfte mit einer positiven Ertragsentwicklung rechnet.
Kritisch sieht der Vorsitzende des Markenverbandes die zunehmenden Kostenprobleme der Markenartikelindustrie; die hieraus resultierenden notwendigen Preisanpassungen sind allerdings nicht zuletzt aufgrund des Drucks der Handelsseite kaum durchsetzbar. Viele der Mitgliedsunternehmen des Markenverbandes rechnen mit weiter zunehmenden Marktanteilen der Handelsmarken, was sich auch in den Daten des gemeinsam mit A.C. Nielsen auf Indexbasis erhobenen Nachfragebarometers für exemplarische Märkte widerspiegelt: Im Berichtsjahr 1999 ergab sich eine leicht negative Tendenz für die Herstellermarken - so sank der Index Markenartikel bei chemischen Verbrauchsgütern geringfügig, während gleichzeitig der Index für die Handelsmarken stieg. Die Marktanteile für Herstellermarken sind dennoch in den untersuchten beispielhaften Märkten nach wie vor hoch und liegen bei chemischen Verbrauchsgütern bei über 84 Prozent und bei Nahrungsmitteln bei gut 70 Prozent.
Das in der 6. Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen festgelegte Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis ist bisher zum Bedauern des Verbandes nicht umgesetzt worden, und Güldenberg forderte daher die Vorlage von Auslegungsgrundsätzen durch das Bundeskartellamt zur Bestimmung des Einstandspreises. Er verwies auf ein Spitzengespräch beim Bundesminister für Wirtschaft am 19. Juni mit dem Ziel, "Orientierungen für marktgerechtes Verhalten und damit für einen fairen Leistungswettbewerb" zu geben. Die Notwendigkeit für solche Regelungen ergibt sich erneut aus aktuellen Sonderforderungen von Handelsunternehmen, die zusammengerechnet einen Betrag von über 1 Mrd. DM erreichen. Güldenberg kritisierte die Verschärfung des Preiskampfes im Handel und wandte sich gegen "Geldschöpfung statt Wertschöpfung".
Der Markenverband begrüßt die Aussage der EU-Kommission im Europäischen Ministerrat, am Prinzip der europaweiten Erschöpfung des Markenrechts festzuhalten. Ferner unterstützt er die notwendigen Liberalisierungen im Bereich des deutschen Rabattgesetzes und der deutschen Zugabeverordnung, bekräftigt allerdings erneut die durch Bundesregierung und Markenverband erreichte Feststellung von Kommission und Ministerrat vom Dezember 1999, wonach die Versuche um eine europäische Harmonisierung des Lauterkeitsrechts fortgesetzt werden müssen.
Zur Tätigkeit der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) verwies Güldenberg auf die von OWM und Organisation Media-Agenturen im Gesamtverband Werbeagenturen (OMG) verabschiedete Umsetzung der Transparenzerklärung von 1997. Güldenberg sieht in der hier festgelegten vollkommenen Information einen großen Fortschritt und bezeichnete als wesentliche Aufgabe der Media-Agenturen ihre Tätigkeit als Mittler und Planer.
Zur Preissituation in den Medien stellte der Vorsitzende des Markenverbandes im Anschluss an die Jahresgespräche des OWM-Vorstandes klar, dass im TV-Markt Preissteigerungen jenseits von Leistungszuwächsen weder durch den Hinweis auf Wettbewerber im Medienmarkt noch durch eine kurzfristig zunehmende Nachfrage neuer Marktteilnehmer begründet werden könnten. "Letztlich ist eine zweistellige Steigerung von Tausenderkontaktpreisen nicht mehr von uns zu leisten", so Güldenberg. Er hält vielmehr eine Orientierung an einem konstanten Preis-/Leistungsverhältnis und damit konstanten TKP`s für notwendig. Auch die Printmedien, deren Situation allerdings durch generell eher sinkende Auflagen gekennzeichnet ist, orientierten sich hieran.
Der Vorsitzende des Markenverbandes begrüßte das Plädoyer des Generalstaatsanwaltes vom 15. Juni vor dem EuGH in Luxemburg mit der Ablehnung der Tabakwerberichtlinie der EU. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass nach einer zu erwartenden entsprechenden Entscheidung des Gerichtshofes künftig Werberegulierungen mit größerer Vorsicht von der Politik angegangen werden, "in jedem Fall arbeiten wir weiterhin gegen andere mögliche, auch nationale Werbeverbote, zu allererst beim Alkohol", so Güldenberg abschließend.
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