Pressemitteilung | Deutscher Kaffeeverband e.V.

Markt für „fair“-gehandelten Kaffee wächst

(Hamburg) - Als Folge eines zunehmenden Bewusstseins über den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur sowie ihrer Ressourcen und über die Auswirkungen der Preiskrise auf die Produzenten haben sich in den letzten Jahren biologisch, umweltfreundlich erzeugte und sog. „fair“-gehandelte Kaffees Marktnischen bei den Verbrauchern erobern können. Neben höheren Einnahmen, die mit diesen Produkten erzielt werden können, bieten sie den Kaffeepflanzern im Ursprung weitere Vorteile, wie die Schonung der Umwelt, Verbesserung der sozialen Situation und Sicherung ländlicher Strukturen und Arbeitsplätze.

Über die oben genannten Spezialkaffees hinaus gibt es bereits seit Anfang 2003 – maßgeblich vorangebracht durch den Deutschen Kaffee-Verband – ein gemeinsames Projekt des Kaffeehandels und der -industrie, der Ursprungsländer, der Entwicklungszusammenarbeit und Interessengruppen zur Schaffung eines Nachhaltigkeitskonzeptes für den Kaffeesektor. Das Konzept hat sowohl ökonomische und ökologische als auch soziale Dimensionen und umfasst die folgenden Bereiche:

• langfristig angemessene Erlöse für alle Beteiligten in der Kaffeewertschöpfungskette
• freier Marktzugang
• nachhaltiger Lebensunterhalt
• Schutz der Umwelt
• Wahrung natürlicher Ressourcen
• Einhaltung von Menschenrechten und sozialen Standards
• anständiger Lebensstandard
• anständiges Einkommen und vernünftige Arbeitsbedingungen

Auch wenn es schon erste praktische Nachhaltigkeitsprogramme in Kaffeefirmen gibt, steht die globale Kaffeewelt allerdings noch am Anfang bei der Ausarbeitung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards für Erzeugung, Verarbeitung von und Handel mit Rohkaffee. Auf dem Markt sind derzeit in erster Linie die drei eingangs erwähnten Produkte, die verschiedene Segmente des Spezialitätenmarktes besetzen und die, sofern sie nachvollziehbaren Zertifizierungskriterien unterliegen, zumindest Teilbereiche der oben definierten Nachhaltigkeit beim Kaffee erfüllen oder in einigen Aspekten darüber hinausgehen.

Laut einer Studie der Internationalen Kaffee-Organisation (ICO) in Verbindung mit der Weltbank wurden in der Zeit 2001/2002 in 32 Ländern biologische, umweltfreundliche und „fair“-gehandelte Kaffees produziert. In mehr als 20 Konsumländern wurden anschließend die Fertigprodukte verkauft. In einigen von ihnen gelten 10 bis 20 Prozent der Haushalte als regelmäßige Käufer dieser Produkte. Auf Mengenbasis lag der Anteil dieser Spezialkaffees am Konsum durchschnittlich jedoch unter 2 Prozent in den höher entwickelten Märkten. Der weltweite Absatz entsprechender Produkte dürfte im Jahr 2002 rund 1,1 Millionen Sack Rohkaffee (zu 60 kg, zertifiziert und nicht-zertifiziert) erreicht haben. Zum Vergleich: der Weltkaffeeverbrauch betrug im gleichen Zeitraum fast 110 Millionen Sack.

In der Studie wird davon ausgegangen, dass etwa eine dreiviertel Million Farmhaushalte aufgrund dieser Erzeugnisse bessere Einnahmen aus dem Kaffeeanbau erzielten. Überwiegend stammt dieser Kaffee aus Mexiko und Peru, aber auch Brasilien und Kolumbien engagieren sich verstärkt. In Afrika sind Staaten wie Uganda, Äthiopien und Tansania, in Asien Länder wie Indien, Indonesien und Papua-Neuguinea die wichtigsten Lieferanten. Die ICO hat übrigens festgestellt, dass sich für den biologisch angebauten Kaffee ein Mehrpreis von 0,15 – 0,30 €per 500 g Rohware erzielen lässt. Beim umweltfreundlich produzierten Kaffee (Stichworte sind hier vogelfreundlich, Schattenbaumkultur, etc.) liegt die Spanne bei 0,1 bis 0,6 €. „Fair“-gehandelte Ware kann bei der derzeitigen Preissituation einen Mehrpreis von etwa 0,65 € bei der Sorte Arabica bringen.

Dass diese Kaffees in den 11 wichtigsten europäischen Konsumländern und in Japan ihre Marktposition deutlich verbessern konnten, ist lt. ICO auf die zunehmende Nachfrage der Konsumenten, dem steigenden Verantwortungsbewusstsein der Unternehmen und Faktoren wie Rückverfolgbarkeit und Produktsicherheit in der Versorgungskette bei Nahrungsmitteln zurückzuführen. Mengenmäßig kamen diese Kaffees bei den betrachteten europäischen Ländern im Jahr 2001 auf Marktanteile zwischen 0,3 und 3,4 Prozent und in Japan auf 1,2 Prozent. In allen 12 Ländern zusammen betrug das Absatzvolumen 382.000 Sack Rohkaffee. Für 2002 wurde das Volumen bereits auf 460.000 Sack beziffert. Die optimistische Prognose der Studie ist: Der Markt für diese Kaffees wird in einigen europäischen Kernländern von 1999 bis 2004 um 55 bis 65 Prozent wachsen. Speziell für Bio-Kaffees und umweltfreundliche "

Produkte, sowie für doppelt zertifizierte – das sind „fair“-gehandelte Bio-Kaffees – sind die Aussichten gut, während nur „fair“-gehandelte Ware an Obergrenzen zu stoßen scheint. In Deutschland, Dänemark, Schweden und der Schweiz sind nachhaltige Produkte vergleichsweise
am erfolgreichsten. Die besten Zuwächse jedoch wurden zuletzt in den Ländern Frankreich, Schweden, Italien und Großbritannien erzielt.

Alle Zukunftsperspektiven für nachhaltigen Rohkaffee-Anbau, dessen Verarbeitung und Rohkaffeehandel werden letztlich davon abhängen, wie es Erzeugern, Industrie, Handel und Verbraucherorganisationen gelingt, den sog. „main stream“-Markt zu integrieren. Eine Vielzahl von Zertifizierungsschemata trägt diesbezüglich eher zur Verwirrung der Verbraucher bei, als dass sie ihnen die Kaufentscheidung erleichtert. Nachhaltigkeit auf breiter Basis wird sicher auch die Wettbewerbssituation, die Art der Preisgestaltung und die Höhe der erzielbaren Prämien bei diesen Produkten neu definieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Kaffee-Verband e.V. Pickhuben 3, 20457 Hamburg Telefon: 040/36625657, Telefax: 040/365414

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