Pressemitteilung | Hartmannbund – Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.

Medizinische Versorgung gefährdet / Ärztemangel droht auch im Westen

(Düsseldorf) – Darauf wiesen Dr. Hans-Jürgen Thomas, Vorsitzender des Hartmannbund Bundesverbandes sowie des Landesverbandes Westfalen-Lippe und Angelika Haus, stv. Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Landesverbandes Nordrhein, am 10. Mai im Rahmen einer Landespressekonferenz zum Thema „Wertung der Ergebnisse des 108. Deutschen Ärztetages im Hinblick auf die Gesundheitspolitik in NRW hin“.

Der Ärztemangel war auf dem Deutschen Ärztetag intensiv diskutiert worden. Allerdings stand hier die flächendeckende und vor allem hausärztliche Versorgung in den neuen Bundesländern im Zentrum der Diskussion. „Aber auch der Westen ist betroffen“, merkt Dr. Hans-Jürgen Thomas an und gibt zu Bedenken, dass auch in westlichen ländlichen Regionen eine Ausdünnung der medizinischen Versorgung droht. „Je ländlicher, desto schlimmer“, könne die Lage kurz charakterisiert werden. So gäbe es zum Beispiel in den Kreisen Höxter und Siegen/ Wittgenstein bereits heute Probleme, Praxen nach zu besetzen. Damit sei mittelfristig auch der ärztliche Notdienst und der kollegiale Vertretungsdienst gefährdet, ergänzt Angelika Haus.

Verantwortlich für die Ausdünnung der medizinischen Versorgung sei ein Reihe von Gründen, angefangen bei einer älter werdenden Bevölkerung mit einer entsprechenden Morbiditätsstruktur und bis hin zu der rasant sinkenden Attraktivität des Arztberufes. So wählen bis zu 40 Prozent der Studienabgänger in der Medizin Berufe abseits der traditionellen klinischen Tätigkeitsfelder. Vor dem Hintergrund, dass in den Jahren zwischen 1995 und 2002 der Anteil aller berufstätigen Ärzte, die älter sind als 59 Jahre um knapp 58 Prozent angestiegen ist, „sei das Ausbleiben des ärztlichen Nachwuchses eine äußerst bedenkliche Entwicklung“, so Dr. Thomas.

Für den Mangel an ärztlichem Nachwuchs macht Angelika Haus vor allem eine überbordende Bürokratie, die sinkende Vergütung und zunehmende Eingriffe in die ärztliche Behandlungsfreiheit verantwortlich. Hier verweist Angelika Haus auf die bei Deutschen Ärztetag beschlossene ärztliche Versorgungsforschung hin. „Wenn die Ärzteschaft dazu in der Lage ist, politisch motiviert gestreuten wissenschaftlichen Zahlen und Thesen handfeste Studien gegenüberzustellen, lässt sich hoffentlich die Bürokratie und Gängelung des Arztes in der Ausübung seiner Tätigkeit senken und eine ständige Verleumdung der Ärzteschaft wirksam begrenzen. Auch solche Maßnahmen helfen, den Arztberuf wieder attraktiver zu machen“, so Haus. Als Akutmaßnahme in bereits betroffenen Regionen schlägt Dr. Thomas eine bereits in den 70er Jahren praktizierte Umsatzgarantie vor. „So ließe sich das wirtschaftliche Risiko einer Praxisübernahme in ländliche Region senken und der Nachwuchs zu der mit steigender Ausdünnung immer belastender werdenden Tätigkeit motivieren.“

Für den Bereich der Krankenhausärzte sei es von besonderer Bedeutung, dass der mit Bund und Kommunen am 9. Februar 2005 vereinbarten Abschluss einer umfassenden Tarifreform im öffentlichen Dienst den besonderen ärztlichen Arbeitsbedingungen angepasst werde. Zur Zeit seien die Ärzte mit ihren besonderen Arbeitsbedingungen nur unzureichend abgebildet, ärztliche Interessen müssten bei den weiteren Verhandlungen angemessen berücksichtigt werden. „In seiner jetzigen Form ist der TVöD für Ärzte völlig unattraktiv“, stellt Angelika Haus klar und fordert das Land NRW zugleich dazu auf, in landeseigenen Kliniken ausreichend Arztstellen zu Weiterbildung einzurichten.

Lobend erwähnte Dr. Thomas, dass im Land NRW das Gesundheitswesen als Standort- und Wirtschaftsfaktor erkannt worden sei und aktiv befördert werde. Er forderte die Politik auf, diesen Weg weiter zu gehen.

Abschließend fordert Dr. Thomas Landes- und Bundespolitiker zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft auf. Nur in einem gemeinsamen Kraftakt und mit einer abgestimmten Strategie könne der Arztberuf wieder attraktiver gemacht und die Versorgung flächendeckend sichergestellt werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V., Hauptgeschäftsstelle Schützenstr. 6 a, 10117 Berlin Telefon: 030/2062080, Telefax: 030/20620829

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