Pressemitteilung | Deutscher Caritasverband e.V.

Mehr in Finanzbildung investieren - damit aus Minus Plus wird

(Berlin/Aachen) - Immer mehr Menschen verschulden sich – und das auch schon in jungen Jahren. Verführerische Kreditangebote, Buy-Now-Pay-Later-Angebote, Online-Kauf per Klarna & Co und steigende Wohnkosten machen es vielen Menschen schwer, mit ihrem finanziellen Budget zurechtzukommen. Grund dafür ist vielfach auch mangelnde Kenntnis in Geld- und Finanzangelegenheiten. Nach einer aktuellen Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) stellen 63 Prozent der teilnehmenden Einrichtungen fest, dass die Nachfrage nach einer Schuldnerberatung deutlich gestiegen ist. Mit der bundesweiten Aktionswoche (2. – 6. Juni 2025) macht die AG SBV auf die Ursachen und Folgen von Überschuldung aufmerksam.

Unter dem Motto „Beste Investition Finanzbildung – Wenn aus Minus Plus wird“ warnen Schuldnerberatungsstellen bundesweit vor intransparenten Kreditangeboten, wachsender Unwissenheit in Geldangelegenheiten und daraus resultierender Überschuldung. Sie fordern von der Politik mehr finanzielles Engagement in der Finanzbildung und eine stärkere Regulierung der Anbieter.

Thekla Gehrmann, Diakonisches Werk Altholstein: „Wenn wir mit jungen Leuten im Gespräch sind, berichten sie uns ganz direkt von persönlichen Erfahrungen mit digitalen Konsumangeboten. ‚Buy now, pay later‘ sorgt schnell dafür, den Überblick zu verlieren. Hintergrundwissen zu finanziellen Themen ist ein Wunsch junger Leute, um sich besser zu orientieren. Häufig fehlen aber auch Grundinfos: Was sind die Risiken bei einem neuen Handyvertrag? Wir gehen an die Schulen, um Ihnen ganz praktische Tipps an die Hand zu geben, wie sie finanziell selbständig werden und Schulden vermeiden können. Mit Materialien wie dem Spiel ‚Ein x Eins – Was kostet das Leben?‘, die extra für diese Arbeit entwickelt wurden, gelingt das spielerisch.“

Umfrage: Gestiegene Nachfrage nach Angeboten der Finanzbildung
In der aktuellen Umfrage bestätigt ein Drittel der Schuldnerberatungsstellen, dass sie vermehrt Nachfragen nach Angeboten der Finanzbildung erhalten. Gleichzeitig geben knapp 42 Prozent der teilnehmenden Beratungsstellen an, keine Angebote zur finanziellen Bildung anzubieten. Als Grund geben 51 Prozent mangelnde finanzielle Ressourcen an. 82 Prozent nennen mangelnde zeitliche und personelle Ressourcen als Ursache, was wiederum auf eine nicht ausreichende Finanzierung der Beratungsstellen zurückzuführen ist.
Das in der Umfrage der AG SBV genannte Themenspektrum, welches bei den Angeboten der Beratungsstellen abgedeckt wird, zeigt deutlich, wie vielschichtig finanzielle Bildung ist. Am meisten nachgefragt und behandelt wurden Themen wie Budgetberatung, Schuldenfallen, Ratenkäufe und eigene Wohnung.

„Menschen, die frühzeitig im richtigen Umgang mit Finanzen geschult werden, haben ein wesentlich geringeres Risiko, in die Verschuldungsfalle zu geraten. Das gilt für junge wie für ältere Menschen. Deshalb sollten Schuldnerberatungsstellen als nicht interessengeleitete Akteure im Bereich der Finanzbildung gefördert werden. Schuldenprävention und die Vermittlung finanzieller Kompetenzen sollte in allen Lebensbereichen verankert werden“, fordert Roman Schlag, Sprecher der AG SBV und Referent der Schuldnerberatung beim Caritasverband im Bistum Aachen. „Finanzielle Bildung sollte auch in den Lehrplänen aller Schulformen verankert werden.“

Denn wer lernt, sich im Finanzdschungel zurechtzufinden, hat ein wesentlich geringeres Risiko, in die Verschuldungsfalle zu geraten. Sozialer Abstieg oder die Notwendigkeit sozialer Leistungen werden damit verhindert.

Dr. Sally Peters, Geschäftsführerin des institut für finanzdienstleistungen e.V. (iff), betont: „Schuldnerberatungen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur finanziellen Bildung – insbesondere für Menschen in prekären Lebenslagen. Die Aktionswoche Schuldnerberatung zeigt, wie wichtig es ist, finanzielle Bildung als lebenslagenbezogene Unterstützung zu denken, die auch in der Beratung verankert sein muss.“

Recht auf Schuldnerberatung
Ist es erst zu einer Überschuldung gekommen, benötigen Menschen einen schnellen Zugang zu einer kostenlosen Schuldnerberatung. Dafür ist eine bundesweit verlässliche, also finanziell abgesicherte, Beratungslandschaft der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen notwendig.

Ein gesetzlicher Rechtsanspruch würde nicht nur jedem Menschen in finanzieller Not den kostenlosen und garantierten Zugang ermöglichen, sondern auch den dafür nötigen flächendeckenden Ausbau des Beratungsangebots ermöglichen. Derzeit ist ein solcher offener Zugang zu einer Schuldnerberatung nicht gewährleistet.

Deshalb fordert die AG SBV einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf kostenfreie Schuldner- und Insolvenzberatung.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Caritasverband e.V., Mechthild Greten, Pressereferent(in), Karlstr. 40, 79104 Freiburg, Telefon: 0761 2000

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