Nach Krankenkassen fordert auch Marburger Bund neues DRG-System
(Köln) - Erhebliche Kritik am neuen Krankenhausvergütungssystem übt neben den Krankenkassen auch der Klinikärzteverband Marburger Bund. Der Verband, in dem 70.000 der 140.000 Krankenhausärzte organisiert sind, sieht keine seriöse Grundlage mehr für eine Reform der Klinikvergütung, die spätestens ab 2004 auf der Grundlage von festen Preisen für einzelne Behandlungsfälle (DRG-Fallpauschalensystem) erfolgen soll.
Der erste Vorsitzende des Verbandes, Dr. Frank Ulrich Montgomery, sieht sich in seiner Kritik am neuen Klinik-Preissystem bestätigt, da nun auch die Krankenkassen gegen das DRG-System klagten. Grundsätzlich sei die Krankenhausreform zu begrüßen, es geht uns nicht um das Warum, sondern um das Wie, betont Montgomery. Werde die Reform in jetziger Fassung gegen den Willen der Beteiligten mit der Brechstange durchgesetzt, riskiere man eine massenhafte Entlassung von Klinikpersonal und eine ausreichende Patientenversorgung. Nach Ansicht des mb fehle es an ausreichenden Qualitätssicherungsmaßnahmen, die u.a. vorzeitige, blutige Entlassungen von Patienten verhinderten.
Zudem berücksichtige das jetzige Reformvorhaben nicht die tatsächlich anfallende Arbeit im Krankenhaus. Dazu gehörten u.a. jährlich rund 50 Millionen unbezahlter Überstunden der Klinikärzte und die Folgekosten eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), der im Gegensatz zum deutschen Recht den ärztlichen Bereitschaftsdienst als vollwertige Arbeitszeit bewertete. Nach Ansicht des Marburger Bundes führe dieses Urteil zur Einstellung von rund 15.000 zusätzlichen Ärzten und Mehrkosten in Höhe von rund zwei Milliarden Mark. Auch diese Kosten gehörten in eine neue DRG-Berechnung.
Im Zusammenhang mit dem EuGH-Urteil und der Diskussion um die Arbeitsbelastung in Kliniken begrüßt der mb-Vorsitzende Montgomery ausdrücklich den Vorschlag des bayrischen Gesundheitsministers Eberhard Sinner (CSU), Verbände, Ärzte und Arbeitgeber an einen Tisch zu holen, um die unerträgliche Arbeitsbelastung in Kliniken zu beseitigen.
Quelle und Kontaktadresse:
Marburger Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e. V. - Bundesverband
Riehler Str. 6
50668 Köln
Telefon: 0221/9731680
Telefax: 0221/9731678