Pressemitteilung | Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA)

Nachgerechnet: Strucks Sparvorschläge ohne Realitätsbezug

(Berlin) - "Wer glauben machen will, Arzneimittel seien Schuld an der Misere der GKV und der Schlüssel zu ihrer Konsolidierung, will wohl nur ablenken von Schwierigkeiten, endlich eine Strukturreform für das Gesundheitswesen auf die Beine zu stellen, die ihren Namen verdient." Das erklärte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) am 22. Mai 2006 in Berlin mit Blick auf Äußerungen des SPD-Fraktionschefs Peter Struck. "Nur 16 Prozent der Ausgaben der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) entfallen auf Arzneimittel. Um etwa den Beitragssatz der Krankenkassen durch Änderungen bei den Arzneimittelausgaben um einen Prozentpunkt zu senken, müsste die Hälfte aller Verordnungen unterbunden werden; eine medizinisch indiskutable Maßnahme!" so Yzer weiter.

Im ersten Quartal 2006 sind die Mehrausgaben der Kassen für Arzneimittel voraussichtlich um 10,6 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr gestiegen. "Das war im Interesse einer hochwertigen Patientenversorgung dringend notwendig", erläuterte Yzer. Denn eine Analyse der Ausgaben zeige, dass hier Ärzte im Sinne des medizinischen Fortschritts verordnet haben. Wesentliche Ausgabensteigerungen wurden beispielsweise bei modernen Antirheumatika (TNF-alpha-Hemmern; +51 Prozent) und Präparaten gegen Schizophrenie (+26 Prozent) beobachtet; auf beiden Gebieten sind Patienten in Deutschland bisher erheblich unterversorgt. Ebenfalls deutlich zugenommen hat der Umsatz mit bestimmten Brustkrebsmedikamenten, den Aromatasehemmern (+43 Prozent); hier folgen die Ärzte offenbar den aktualisierten Therapieempfehlungen ihrer Fachgesellschaften, die neuere Erkenntnisse zur Senkung der Rückfallraten bei bestimmten Brustkrebspatientinnen berücksichtigen. Ausgabensteigerungen sind auch bei Impfstoffen gegen Windpocken (+138 Prozent) und bakterielle Lungenentzündung (+75 Prozent) zu verzeichnen. Ärzte setzen hier anscheinend zunehmend die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) um, die seit 2004 die Windpockenimpfung für alle Kinder und seit 2005 die Impfung gegen Lungenentzündung auch für jüngere Risikogruppen vorsieht. Mehrausgaben (+35 Prozent) sind auch bei Impfstoffen gegen Frühsommer-Hirnhautentzündung zu verzeichnen. Dies korrespondiert mit der zunehmenden Verbreitung infizierter Zecken in Deutschland, die diese Krankheit übertragen. Yzer: "Es ist sehr zu begrüßen, dass sich auf Gebieten, in denen Patienten in Deutschland weithin mit modernen Präparaten unterversorgt sind oder ein Vorsorgedefizit haben, die Dinge zum Besseren wenden. Aber es werden noch weitere Steigerungen nötig sein, bis man tatsächlich davon ausgehen kann, dass jeder Patient am medizinischen Fortschritt teilhat."

Niemand könne sich der Forderung nach Effizienzsteigerungen entziehen, betonte Yzer. Aber nach jährlichen Kostendämpfungsmaßnahmen in den Amtsjahren von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt müsse auch die Politik erkennen, dass Reglementierungen als Steuerungselement gescheitert sind. Vielmehr seien wettbewerbliche Mechanismen sowohl auf Seiten der Kassen als auch auf Seiten der Leistungserbringer geboten, so Yzer abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) Rolf Hoemke, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit Hausvogteiplatz 13, 10117 Berlin Telefon: (030) 206040, Telefax: (030) 20604222

(tr)

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