Neue Stifter braucht das Land! / Stifterverband gibt Empfehlungen zur Belebung der Stiftungskultur in Deutschland
(Essen) - Deutschland braucht eine neue Stiftungskultur. Dies ist der Ausgangspunkt für zehn Empfehlungen, die der Stifterverband am 8. September bei einer Pressekonferenz anlässlich des "Stifterdialogs 2005" in Bonn vorstellte. "Weil der Staat immer mehr an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit stößt, braucht er mehr Bürger, die sich mit der Gründung von Stiftungen für das Gemeinwohl einsetzen" sagte der Generalsekretär des Stifterverbandes, Dr. Andreas Schlüter.
Angesichts des enormen Potenzials der Privatvermögen in Deutschland bleibt das Stiftungswesen weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Zwar wurden in den letzten Jahren vermehrt Stiftungen gegründet, die meisten sind aber relativ finanzschwach. Viele vermögende Bürger werden vom Stiftungs- und Steuerrecht geradezu ausgebremst. Dabei entlastet jede Spende den Staat. Er müsste gemeinnützige Aufgaben, die Stiftungen übernehmen, sonst aus dem allgemeinen Steueraufkommen bezahlen. Spenden und Stiften wird damit zum Steuerersatz.
Der Stifterverband plädiert daher insbesondere für eine Erhöhung des steuerlichen Spendenabzugs. Als regelrechte "Gründungsbremse" bewertet er, dass derzeit bei einer Stiftungsgründung nur 307.000 Euro abzugsfähig sind. In den letzten Jahren wurden auffallend viele Stiftungen mit genau diesem Startkapital gegründet. Das zeigt: Stifter orientieren sich häufig nicht an ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit, sondern an der Grenze der Abzugsfähigkeit. Der Stifterveband empfiehlt daher eine Anhebung des Spendenabzugs bei der Stiftungsgründung auf eine Million Euro. Grundsätzlich sollte der Spendenabzug von zurzeit 5 bis 10 Prozent auf 50 Prozent des Gesamteinkommens erhöht werden, um die Spendenbereitschaft der Bürger zu fördern - gerade auch angesichts der im europäischen Vergleich sehr niedrigen Bemessungsgrenzen.
Damit diese steuerlichen Erleichterungen auch wirklich ausschließlich dem Gemeinwohl dienen, rät der Stifterverband, im Gegenzug nur noch tatsächlich gemeinnützige Zwecke steuerlich zu begünstigen. Dazu gehören die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Bildung, nicht aber die Mitwirkung in Sport- oder Freizeit-Vereinen. Wer Bridge oder Golf im Club spielt, tut dies in erster Linie aus Eigeninteresse. Sein Engagement mag darüber hinaus zwar nützlich und erwünscht sein, ersetzt aber keine staatlichen Aufgaben - und sollte daher auch nicht durch von der Allgemeinheit finanzierte Steuergeschenke bezahlt werden.
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