Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Nur 19,5 Milliarden Euro für das Hochschulwesen / Deutschland auf Platz 15 in OECD-Studie

(Köln) - Die klugen Köpfe sind den Industrieländern in der Regel eine Menge wert – demzufolge wird auch fleißig in das Know-how des wissenschaftlichen Nachwuchses investiert. Allerdings stecken die Länder unterschiedlich viel Geld in ihre Hochschulen. Die deutsche Alma Mater kochte zuletzt auf Sparflamme.

Die OECD misst den Einsatz der Industrienationen für die Ausbildung ihres wissenschaftlichen Nachwuchses an der jeweiligen Wirtschaftsleistung. Die Statistik ist zwar mit zwei Pferdefüßen versehen: Erstens rechnet die OECD zum Hochschulsektor auch die Aufstiegsfortbildung hinzu. Und zweitens werden zahlreiche Ausbildungsgänge, die hierzulande Teil des Berufsbildungssystems sind, im Ausland als akademische Ausbildung gewertet. Trotzdem trifft das Ergebnis des Pudels Kern. Die Zahlen sind kein Ruhmesblatt für den Hochschulstandort D – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird eher geknausert:

Deutschland spendierte 1999 nur etwas mehr als 1 Prozent des BIP oder umgerechnet 19,5 Milliarden Euro für das Hochschulwesen. Im Durchschnitt der OECD-Länder wurden 1,4 Prozent des BIP in kluge Köpfe investiert. Damit belegt das Land der Dichter und Denker den viertletzten Platz unter 18 betrachteten OECD-Staaten. Nur in Portugal, Japan und Italien mussten die Hochschulen den Gürtel enger schnallen.

Aus dem Vollen schöpfen durften die Forscher und Dozenten in Kanada und den USA mit Hochschulausgaben von mehr als 2 BIP-Prozenten. Die dortigen Colleges oder Universitäten verdanken ihre Finanzpolster einem überdurchschnittlich hohen Anteil privater Zuwendungen in Form von Studiengebühren, Zahlungen für Unterbringung, Transport und Verpflegung auf dem Campus oder Drittmitteln von Unternehmen. In den USA schlugen Gebühren und Co. sogar deutlich stärker auf der Habenseite zu Buche als die Zuwendungen aus der Staatskasse. Im Schnitt der OECD-Länder belief sich der private Finanzierungsanteil 1999 auf knapp 0,4 Prozent des BIP.

Die deutschen Hochschulen speisen ihre Konten dagegen vornehmlich aus öffentlichen Quellen – private Mittel machten 1999 gerade einmal ein Zwölftel der Hochschulbudgets aus. In den nordeuropäischen Ländern zahlt Vater Staat die Zeche fast solo.

Deutlicher als anderswo schlagen hierzulande die Gehälter und Honorare für das Hochschulpersonal zu Buche: Im Jahr 1999 machten die Saläre von Professoren, Dozenten, Laboranten, Sekretärinnen oder Boten 76 Prozent der Hochschulausgaben aus. An den überdurchschnittlich gut ausgestatteten finnischen Hochschulen betrug dieser Anteil nicht einmal zwei Drittel der vergebenen Mittel.

Die Finanzspritzen für die angehenden Akademiker gestalten sich hierzulande dagegen vergleichsweise mager. Während im Schnitt der betrachteten 18 OECD-Länder knapp ein Fünftel des Hochschulbudgets als Stipendium oder Darlehen an den akademischen Nachwuchs fließt, sind es in Deutschland nur gut 12 Prozent.

Überhaupt kommt lediglich jeder fünfte deutsche Student nach einer Europa-Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) in Hannover in den Genuss staatlicher Hilfen – in Finnland sind es immerhin vier von fünf. Im Unterschied zu Deutschland, wo Transfers wie Kindergeld oder Freibeträge den Eltern zugute kommen, greift das Land der tausend Seen aber den Studierenden direkt unter die Arme.

Trotz der gemessen am Bruttoinlandsprodukt vergleichsweise geringen Zuwendungen ist ein wissenschaftliches Studium in Deutschland mit durchschnittlichen Aufwendungen von umgerechnet 67.367 Dollar je Student ein kostspieliges Unterfangen. Im Durchschnitt der OECD-Länder waren es 1999 nur 51.685 Dollar.

Vor allem die überlangen Studienzeiten belasten hierzulande das Budget: Während die angehenden Akademiker an Unis und FHs bis zum Abschluss im Schnitt sechs Jahre benötigen – die Fachhochschüler schaffen es meist schneller –, verlässt der OECD-Nachwuchs die Alma Mater in der Regel ein Jahr eher. Einen Gang höher schalten würden die hiesigen Studenten sicher, wenn es mehr Bachelor-Studiengänge gäbe. Solche wählen aber erst 1,8 Prozent der deutschen Studienanfänger.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88, 50968 Köln Telefon: 0221/49811, Telefax: 0221/4981592

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