Nur Milch und Flaschenwein ein Lichtblick / Veredlung, Fasswein und Marktfrucht düster
(Mainz) - Die stärksten Einkommenseinbußen mit mehr als 30 Prozent haben in diesem Jahr die Fassweinwinzer in Rheinhessen und der Pfalz hinnehmen müssen, so das Resümee am 5. November von Norbert Schindler, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz, zu den ersten Auswertungen der Testbetriebsergebnisse des Wirtschaftsjahres 2002/01. Der Rückgang sei besonders dramatisch, da diese Betriebsgruppe schon im Vorjahr 12,5 Prozent Einkommenseinbußen verbuchen musste. Aufgrund eines geringeren Rotweinanteils, der von den anhaltend miserablen Weinpreisen nicht betroffen sei, seien außerdem die rheinhessischen Winzer mit einer Einkommensminderung von 37 Prozent besonders getroffen.
Dass die schlechte Situation weder an der Qualität des Weines noch der Erntemenge liege, sondern vor allem an dem Preisdruck der aufnehmenden Hand im Fassweinbereich, bestätige sich auch in diesem Jahr wieder durch das positive Ergebnis der Flaschenweinerzeuger von plus 3,1 Prozent in 2002/01 nach plus 2,5 Prozent im Wirtschaftsjahr 2001/00. Schindler ermahnt deshalb nochmals die Abfüllbetriebe, sich durch das anhaltende Preisdumping vor allem im Weißweinbereich nicht die eigene Rohstoffbasis weg zu raffen, indem sie die Betriebe systematisch kaputt machten.
Außer den Flaschenweinbetrieben konnten lediglich die speziellen Milchviehbetriebe auf Grünlandbasis einen positiven Trend mit einem Einkommenszuwachs von 7,6 Prozent fortsetzen. Die übrigen Futterbaubetriebe haben den Gewinnzuwachs im Milchviehbereich in den Bereich Marktfruchtbau stecken müssen. Denn besonders im extensiven Marktfruchtbau mussten rund 30 Prozent Einbußen verzeichnet werden. So konnten Futterbaubetriebe nur ein um 2,1 Prozent verringertes Einkommen verbuchen, nach dem negativen Ergebnis von minus 1,6 Prozent in 2001/00.
Der intensive Marktfruchtbau konnte durch eine noch zufrieden stellende Situation im Zuckerrübenbau seine Einkommenseinbußen auf minus 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr begrenzen, während der Marktfruchtbau insgesamt ein um rund 20 Prozent verringertes Einkommen hinnehmen muss. Dies sei vor allem auf die Einbrüche im Getreidepreis seit Anfang 2002 zurückzuführen, nachdem die EU-Kommission das Importkontingent erweitert habe und rund 10 Millionen Tonnen Getreide zu Dumpingpreisen aus der Schwarzmeerregion auf den Markt geflossen seien, so Schindler. Außerdem seien die Ernteerträge in dem Erntejahr 2001 nur durchschnittlich bis unterdurchschnittlich gewesen.
Besonders negativ hat sich in diesem Jahr auch die Einkommenssituation infolge einer schwachen Preisentwicklung gegenüber dem Vorjahr im Veredelungssektor - also der Schweine-, Geflügel- und Rindermast- entwickelt. Jedoch sei die erschreckende Größe von minus 31 Prozent auch vor dem Hintergrund des Einkommenszuwachses von plus 60 Prozent in 2001/00 insbesondere im Geflügel- und Schweinebereich infolge der BSE-Krise zu bewerten, erklärt Schindler.
Schindler sieht in der Entwicklung alles andere als die von der Bundesregierung propagierte Nachhaltigkeit für die Landwirtschaft. Ebenfalls zweifelt Schindler stark daran, ob der soeben von Renate Künast vorgestellte Zukunftsplan Aktionsprogramm bäuerliche Landwirtschaft an dieser traurigen Tendenz irgendetwas ändern werde. Handlung sei gefragt. Insbesondere müssten diese Ergebnisse endlich Einzug finden bei den Überlegungen zur EU-Osterweiterung und dem Midterm review.
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