Pharma Deutschland warnt vor Folgen des neuen EU-USA-Handelsabkommens / 15 Prozent US-Importzoll auf Arzneimittel aus der EU: Branche sieht Versorgungsrisiken
(Berlin) - Pharma Deutschland reagiert mit Sorge auf das neu geschlossene Handelsabkommen zwischen der EU und den USA. Zwar betont EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die "Stabilität und Planbarkeit" des Deals, doch aus Sicht des Verbandes bringt die pauschale Einführung eines 15-Prozent-Zolls für Arzneimittel vor allem neue Belastungen für die internationale Gesundheitsversorgung und ein strukturelles Risiko für die pharmazeutische Industrie. Seit den 1990er Jahren galt der zollfreie Medikamentenaustausch als unverzichtbares Rückgrat für eine verlässliche Versorgung und die enge transatlantische Partnerschaft zwischen der EU und den USA - doch genau dieses Fundament gerät nun ins Wanken.
"Was gegebenenfalls Planbarkeit für viele Branchen bedeutet, ist im Arzneimittelbereich eine strategische Belastung für europäische Pharma-Hersteller", sagt Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland. "Für die Branche war der bislang geltende Zero-for-Zero-Zollpakt eine Stärkung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit im Sinne einer nachhaltigen EU-Arzneimittelstrategie, die auch in Krisenzeiten Europa durch eigene Pharmastandorte stärkt."
Zwar sind laut EU-Kommission bestimmte Generika und Rohstoffe von den neuen Zöllen ausgenommen, was als grundsätzlich positives Signal einzuordnen sei, jedoch fehlten bislang klare Kriterien und umfassende Transparenz, so Brakmann weiter.
Verlorene Chance: Nullzoll als Stabilitätsanker
Noch 2023 hatte sich die EU im Rahmen der WTO klar für den Fortbestand des zollfreien Arzneimittelhandels ausgesprochen - als "global public good". Mit dem aktuellen Kurswechsel wird dieser Grundsatz faktisch aufgegeben. "Ein echter Fortschritt wäre es gewesen, Arzneimittel grundsätzlich von Zöllen auszunehmen - wie bei strategischen Gütern, darunter z.B. Flugzeuge und Flugzeugteile", betont Brakmann. "Das hätte echte Stabilität im Sinne der globalen Versorgung bedeutet."
Pharma Deutschland fordert die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, zügig die konkreten Auswirkungen auf die pharmazeutische Industrie anzuerkennen und gezielte Ausgleichsmaßnahmen auf den Weg zu bringen, beispielsweise weitere Ausnahmen. Die Produktion in Europa muss gestärkt, gezielte Investitionsanreize geschaffen und eine Handelspolitik entwickelt werden, die sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts sichert.
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