Podiumsdiskussion beim 30. Zahnärzte-Sommerkongress auf Usedom / Harsche Kritik: Ambulante Praxen werden strategisch vergessen
(Berlin) - Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Berichterstatter für Zahnärzte in der CDU-Fraktion, Dietrich Monstadt, vertrat die Ansicht, dass die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte weder in der Corona-Pandemie noch unter der jetzigen Bundesregierung "vergessen" wurden. Es gehe seit Jahren darum, die strukturellen Probleme des Gesundheitssystems zu lösen - und die machten sich an einer notwendigen Krankenhausreform eher fest als an den ambulanten Praxen. "Wir müssen jetzt nur sehen, dass wir die Schnittstellen so öffnen, dass der freie Beruf nicht hinten runterfällt." Der FVDZ-Bundesvorsitzende Harald Schrader widersprach diesen Ausführungen und betonte, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen - und dafür sei Politik verantwortlich - für die junge Generation sehr unsicher geworden seien. Deshalb drohe die ambulante Versorgung, die darauf fuße, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte in eigener Praxis arbeiteten und das unternehmerische Risiko eingingen, vollkommen gegen die Wand zu fahren. Robert-Martin Montag, Leiter der AG Gesundheit der FDP und gesundheitspolitischer Sprecher im Thüringer Landtag, betonte hingegen, dass "die Zukunft der Medizin ambulant" sei und es jetzt darauf ankomme, den Bedarf richtig zu steuern. "Und manchmal", flachste er, "ist es vielleicht sogar besser, von der Politik vergessen zu werden. Sie können froh sein, da nicht im Fokus zu stehen." Mit dieser Steilvorlage stieg Dr. Danielle van Rijt-Nelskamp, Zahnärztin in Bielefeld und neue Kongressleiterin des Sommerkongresses, in die Diskussion um die Sparpolitik und Budgetierung ein: "Uns wäre es ganz recht gewesen, wenn wir beim GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vergessen worden wären, dann würden wir vielleicht jetzt hier nicht sitzen." Denn das Budgetierungsgesetz habe die Situation in den Praxen deutlich verschärft.
Die zahnärztlichen Vertreter auf dem Podium waren sich einig, dass es genügend Themen gibt, bei denen die Politik durchaus zum Setzen der Rahmenbedingungen gefragt sei: Fachkräftemangel, Investoren-MVZ oder auch die Ausbildung junger Kolleginnen und Kollegen. Gut eineinhalb Stunden flogen verbale Funken über das Podium. Zuletzt wurde das Feuer durch Einlassungen aus dem Publikum weiter entfacht. Und es wurde deutlich, dass es an vielen Stellen in der ambulanten Versorgung tatsächlich lichterloh brennt. Das Signal "Ignoriert die Bedürfnisse der Zahnärztinnen und Zahnärzte nicht länger, sonst bricht die Patientenversorgung zusammen" konnten Vertreter der Politik mit in ihre Fraktionen nehmen. Für die Zahnärzteschaft ist das Maß voll - und es wurde sehr bedauert, dass die Botschaft nicht auch an Vertreter von SPD und Grünen gegeben werden konnte, die nicht an der Podiumsdiskussion hatten teilnehmen können oder wollen.
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