Pressemitteilung | Freier Verband Deutscher Zahnärzte e.V. - Hauptstadtbüro

Presseseminar des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte: Experten prophezeien einheitlichen Versicherungsmarkt / Gesundheitsökonom: "Die gesetzlichen Krankenkassen müssen sich auf mehr Privatisierung einstellen"

(Berlin) - Internationale Gesundheitsexperten, aber auch Vertreter der gesetzlichen Krankenversicherung, halten eine Annäherung der beiden Krankenversicherungssysteme in Deutschland für wahrscheinlich. Das ist das Ergebnis einer Podiumsdiskussion des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), die am Wochenende im Hotel Meliá in Berlin-Mitte stattfand. Der Verband der Privaten Krankenversicherer (PKV) warnt, dass ein solcher Prozess zu einer marktbeherrschenden Stellung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) führen könne.

"Die gesetzlichen Krankenkassen müssen sich auf mehr Privatisierung einstellen", prophezeite Prof. Dr. Stefan Felder, Schweizer Gesundheitsökonom an der Universität Duisburg-Essen. "Künftig wird es neben einer Basisversicherung immer mehr private Zusatzleistungen geben. Wir werden ein System bekommen, in dem wir gesetzliche und private Versicherungen kombinieren."

Auch Tim Rödiger, Abteilungsleiter Unternehmensentwicklung beim AOK-Bundesverband, hält diese Entwicklung für wahrscheinlich. "Es wird eine Basisversicherung geben, über alle anderen Leistungen haben die Versicherten dann freie Wahl", sagte Tim Rödiger. Voraussetzung für einen solchen Prozess sei allerdings, dass die Politik definiere, was in einen medizinischen Grundversorgungskatalog gehöre.

Demgegenüber äußerte sich der Vertreter des Privaten Krankenversicherungsverbandes (PKV), Stefan Reker, kritisch zu einem einheitlichen Versicherungsmarkt. "Wahrscheinlich würden nur die größten gesetzlichen Krankenversicherungen überleben", sagte Reker. "Das ist eine Marktstruktur, die wir nicht erstrebenswert finden." Schließlich habe die PKV auch die Funktion eines Benchmarks, schütze vor medizinischer Rationierung in der GKV.

Dass der Weg tatsächlich hin zu einem einheitlichen Versicherungsmarkt führe, belegten jüngste gesetzliche "Transplantationen" im Sinne einer Durchmischung der Systeme, betonte Dr. Karl-Heinz Sundmacher, Bundesvorsitzender des FVDZ. Zu diesen "Transplantationen" zählten GKV-Zusatzbeiträge, GKV-Wahltarife, PKV-Basistarif, die Teilnahme der privaten Krankenkassen an Rabattverträgen sowie der Ruf der Privatversicherer nach Öffnungsklauseln und Selektivverträgen. "Die Durchmischung der Systeme läuft bereits", stellte Karl-Heinz Sundmacher fest.

Ein Beispiel für eine Systemverschmelzung liefert das niederländische Gesundheitssystem. "Hier gab es einen parteiübergreifenden Konsens, dass die private und gesetzliche Krankenversicherung im Jahr 2006 zusammengeführt werden sollten", erklärte Prof. Dr. Stefan Greß, Gesundheitsökonom an der Hochschule Fulda. "PKV und GKV wurden immer ähnlicher, gründeten schließlich einen gemeinsamen Spitzenverband."

Heute haben die Versicherten in den Niederlanden die Wahl zwischen privatisierten ehemaligen Krankenkassen und traditionell privatwirtschaftlichen Versicherungsanbietern. Die meisten entscheiden sich für Grundleistung plus Zusatzversicherung.

Auch die Schweiz wartet mit einem ähnlichen, zweistufigen System auf. Die gesamte Bevölkerung ist mit einer Kopfprämie von 300 Euro pro Monat und Erwachsenen in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert, eine private Zusatzversicherung deckt darüber hinausgehende Leistungen ab. Der soziale Ausgleich erfolgt über Steuern. "Insgesamt ist das Schweizer System effizienter, kostenehrlicher und gerechter als das deutsche", urteilt Gesundheitsökonom Stefan Felder.

Quelle und Kontaktadresse:
Freier Verband Deutscher Zahnärzte e.V., Hauptstadtbüro Pressestelle Auguststr. 28, 10117 Berlin Telefon: (030) 243427-0, Telefax: (030) 243427-67

(el)

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