Raiffeisen-Bilanz 2001: Umsatz gestiegen / Höhere Erzeuger- und Verbraucherpreise
(Berlin) - Die 378 Molkereigenossenschaften verzeichneten im Jahr 2001 einen preisbedingten Umsatzzuwachs von circa 5 %. Die Sparte setzte rund 10,5 Mrd. Euro um. Für nahezu alle Erzeugnisse wurden höhere Preise erzielt, so dass den Genossenschaftsmitgliedern mehr Milchgeld ausgezahlt werden konnte. Der durchschnittliche Erzeugerpreis stieg um 9,4 % auf 32,82 Euro/100 kg.
Der Konsum von Milch und Milchprodukten entwickelte sich von wenigen Ausnahmen abgesehen - positiv. Das breit gefächerte Sortiment der Molkereigenossenschaften genießt bei den Verbrauchern hohe Wertschätzung. Besonders hervorzuheben waren 2001 die positiven Trends am Käsemarkt. Bei steigendem Verbrauch wurde die Produktion auf einen neuen Höchststand von knapp 1,9 Mio. t ausgedehnt.
Getragen von höheren Preisen bei Butter, Magermilchpulver und Käse sowie durch den guten Absatz erreichten die Genossenschaften im Frühsommer 2001 in den Verhandlungen mit dem Lebensmittelhandel deutlich bessere Abgabepreise für ihre Produkte des weißen Sortiments.
Getrübte Aussichten 2002
Ende 2001 setzte bei den Eckprodukten Butter und Magermilchpulver ein starker Preisdruck ein. Mittlerweile wird der Milchmarkt aber durch Interventionsmaßnahmen wieder entlastet, und die Erlöse für diese Eckprodukte haben sich auf entsprechend niedrigem Niveau stabilisiert. Die Schwächetendenzen der letzten Monate zeigen nach einer längeren Phase der Stabilität, dass die Überschüsse in der EU binnen kurzer Zeit zu Mengendruck in einzelnen Segmenten führen können. Das schlägt sich auch in sinkenden Milchauszahlungspreisen nieder.
Zukunft der Milchquote sorgfältig prüfen
Diese Zusammenhänge verdeutlichen, dass es in der Diskussion um die Zukunft der europäischen Milchpolitik, wie sie mit der anstehenden Halbzeitbewertung der Agenda 2000 angestoßen wird, einer sorgfältigen Folgenabschätzung bedarf. "Wir analysieren derzeit auf Basis wissenschaftlicher Ausarbeitungen die möglichen Konsequenzen verschiedener politischer Handlungsoptionen und diskutieren diese mit unseren Mitgliedsunternehmen", so Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) bei der Bilanz-Pressekonferenz am 13. März 2002 in Berlin.
Einige Argumente sprechen für die Beibehaltung der Milchquotenregelung bei gleichzeitiger Flexibilisierung des heutigen Systems. Wichtig ist zudem, dass für den europäischen Milchmarkt unabhängig vom Fortbestand der Quotenregelung weiterhin ein Mindestmaß an Stützung und Stabilisierung sowie ein ausreichender Außenschutz gewährleistet bleiben müssen.
Kritik äußerte Nüssel an der Position der Bundesregierung zur Halbzeitbewertung der Agenda 2000. Der DRV sieht keine Notwendigkeit, die Brüsseler Beschlüsse grundsätzlich in Frage zu stellen. "Die bis 2006 gesteckten Eckdaten müssen für die Agrarwirtschaft verlässlich und kalkulierbar bleiben", betonte Nüssel.
In diesem Zusammenhang begrüßte er die Vorschläge der EU-Kommission zum Fortgang der Agrarverhandlungen mit den beitrittswilligen Staaten in Bezug auf die Direktzahlungen und die ländliche Entwicklung. "Es besteht großer Bedarf zur Anpassung der Agrarstrukturen in den mittel- und osteuropäischen Ländern, um im Binnenmarkt wettbewerbsfähig zu werden", so Nüssel.
Agrargenossenschaften: Vorjahresergebnis gehalten
Die 795 Agrargenossenschaften in Ostdeutschland, die dem DRV angeschlossen sind, haben im Jahr 2001 ihr Betriebsergebnis gehalten. Die Umsatzerlöse blieben mit 1,5 Mrd. Euro stabil.
"Wie alle landwirtschaftlichen Unternehmen brauchen die Agrargenossenschaften verlässliche, nicht diskriminierende Rahmenbedingungen. Die weitreichenden Wettbewerbsnachteile, die der deutschen Landwirtschaft u. a. aus der nationalen Umsetzung von Umweltvorschriften und der geplanten Modulation von Direktzahlungen erwachsen, lehnt der DRV ab", so Nüssel. Ein Vorpreschen der Bundesrepublik ist vollkommen unnötig, zumal bei der Agenda-Halbzeitbewertung über die Modulation auf EU-Ebene diskutiert wird.
Bei der seit der Wiedervereinigung ausstehenden Altschuldenregelung erwartet Nüssel wirtschaftlich tragfähige Regelungen. Die Bundesregierung darf bei der Lösung dieses
gravierenden Problems nicht die Zukunft der genossenschaftlichen Mehrfamilienbetriebe aufs Spiel setzen.
Den Agrargenossenschaften bietet die Verankerung in genossenschaftlichen Wertschöpfungsketten eine solide Basis für Marktzugang und Absatzsicherheit. Mit ihren hervorragenden Produktionsstrukturen und der Fähigkeit, große Handelspartien mit einheitlich hoher Qualität anbieten zu können, sind die Agrargenossenschaften zugleich ideale Partner für das Prüfzeichen der Qualität und Sicherheit GmbH.
Obst, Gemüse, Gartenbau: Umsätze um 5 % verbessert
Die Obst-, Gemüse- und Gartenbaugenossenschaften verbesserten ihre Umsätze im Jahr 2001 vor allem preisbedingt um rund 5 % auf 1,84 Mrd. Euro. Bei Blumen sowie Topf- und Gartenpflanzen betrug das Plus 3 %.
Insgesamt fielen in Deutschland und Europa die Obst- und Gemüseernten geringer aus. Nach zwei Jahren mit witterungsbedingt großen Mengen wurde in der EU mit 7,5 Mio. t eine deutlich kleinere Apfelernte eingefahren. In Deutschland stand mit 940.000 t im Marktobstbau eine ausreichende Menge für die Vermarktung bereit.
Wiederholt hat der DRV den Gesetzgeber aufgefordert, die am 30. Juni 2001 ausgelaufene deutsche Zulassungsregelung für Pflanzenschutzmittel befristet zu verlängern. Nur dann können Erzeugung und Vermarktung in den nächsten Wochen ordnungsgemäß sichergestellt werden. "Die aktuellen Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der deutschen Obst- und Gemüseanbauer sind nicht länger tragbar", erklärte Nüssel.
Weinwirtschaft: Sehr guter Jahrgang
Die deutsche Weinernte 2001 fiel mit 9 Mio. hl deutlich kleiner aus als erwartet. Es stehen hervorragende Qualitäten zur Verfügung. Der genossenschaftliche Erfassungsanteil liegt bei circa 2,8 Mio. hl (31 %).
Für das Weinwirtschaftsjahr 2001 melden die 236 Winzergenossenschaften ein leichtes Umsatzplus von 1,3 % auf 0,82 Mrd. Euro (Vorjahr 0,81 Mrd. Euro). Wesentlich für den Anstieg waren die guten Umsätze im Anbaugebiet Baden. In einer schwierigen Marktlage befinden sich Anbauregionen mit hohem Weißweinanteil.
EU-Bezeichnungsrecht: Teilerfolg errungen
Langwierige Diskussionen begleiten das EU-Bezeichnungsrecht. Verstimmungen gab es um die Liste der schützenswerten Begriffe. Lediglich die Bezeichnung "Classic", die in Deutschland an enge Verwendungskriterien gebunden ist und vom Deutschen Weininstitut werblich kommuniziert wird, ist im jüngsten Verordnungsentwurf verankert und damit für Deutschland geschützt. Leider wurde die Bezeichnung "Selection" nicht aufgenommen.
Gemeinsam mit den anderen Organisationen der deutschen Weinwirtschaft hat sich der DRV sowohl an EU-Kommissar Dr. Franz Fischler, die zuständigen nachgeordneten Dienststellen der Brüsseler Kommission als auch an Bundesministerin Renate Künast gewandt und den Schutz der für Deutschland wichtigen Bezeichnungen "Classic" und "Selection" eingefordert.
Quelle und Kontaktadresse:
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