Reise in den Klimawandel?
(Berlin) - Reisen und Klima - bei dieser Kombination denken wohl die meisten zuerst an das Wetter am Urlaubsort. Dabei hat auch die Tourismusbranche den Klimawandel inzwischen als Problem entdeckt. Anstatt jedoch Verantwortung zu übernehmen und auf mehr Nachhaltigkeit zu setzen, fühlt sich die Branche vorrangig als Opfer der Klimaveränderungen und bangt um ihren Umsatz. In vielen Fällen wird der Klimawandel sogar noch weiter vorangetrieben. Dies kritisiert der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) in der aktuellen Ausgabe seiner Mitgliederzeitschrift fairkehr.
So gehöre die Urlaubsregion Sauerland etwa einerseits zu den Verlierern der Erderwärmung: Angesichts zunehmend milder Winter stehe seiner Karriere als größtes deutsches Skigebiet außerhalb der Alpen der Klimawandel entgegen. Andererseits kooperiere die Region gezielt mit Billigfluganbietern, um Touristen ins Sauerland zu locken. Gerade der stark boomende Flugverkehr stelle jedoch für das Klima ein immer größeres Problem dar. Ein nachhaltiges Tourismuskonzept sehe anders aus, urteilt der ökologisch orientierte Verkehrsclub.
Anstatt selbst vermehrt umweltverträgliche Reiseangebote ins Programm aufzunehmen, wälze die Tourismusbranche zudem ihre Verantwortung auf die Kunden ab: CO2-Ausgleich" laute das Zauberwort, das spätestens seit Anfang 2007 durch die Touristikszene geistere. Durch individuelle Beiträge" sollen Reisende das Klima retten. Dabei seien manche Ausgleichsmaßnahmen, wie beispielsweise die Aufforstung, durchaus kritisch zu betrachten.
Dazu Wolfgang Strasdas, Professor für nachhaltigen Tourismus an der Fachhochschule Eberswalde, gegenüber der fairkehr: Eines der wichtigsten Argumente dagegen ist, dass auf die Dauer viel zu große Flächen benötigt würden, deren Naturschutzwert zudem häufig fraglich ist." Vorzuziehen seien Projekte, bei denen fossile durch regenerative Energien ersetzt würden. Dietrich Brockhagen, Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation atmosfair, bei der Flugreisende ihre CO2-Emissionen ausgleichen können, rät in der VCD-Mitgliederzeitschrift gänzlich zur Emissionsvermeidung statt zur Kompensation: Es ist immer besser, auf die Bahn umzusteigen und, wenn es geht, weniger zu fliegen. Nur wenn Flüge nicht zu vermeiden sind, ist der CO2-Ausgleich eine Alternative."
Aber nicht nur bei Urlaubs- sondern auch bei Geschäftsreisen sei das CO2-Einsparpotential enorm, so der VCD. Im letzten Jahr wurden über 157 Millionen Geschäftsreisen ins In- und Ausland getätigt. Der VCD will in den kommenden Monaten Firmen die Vorzüge des umweltverträglichen Reisens näher bringen. Anja Hänel, Leiterin des neuen VCD-Projekts Umweltverträgliche Geschäftsreisen": Es wäre schön, wenn die BahnCard 100 bald genauso ein Statussymbol ist wie ein Flugticket für die Business-Klasse oder ein dicker Dienstwagen."
Alle Artikel zum Titelthema Tourismus und Klima" lesen Sie in der Ausgabe 04/2007 der fairkehr, dem Magazin für Umwelt, Verkehr und Reisen. Bei Interesse senden wir Ihnen ein Rezensionsexemplar des Heftes gerne kostenfrei zu. Weitere Informationen zur Mitgliederzeitschrift des VCD unter www.vcd.org.
Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband
Almut Gaude, Pressesprecherin
Kochstr. 27, 10969 Berlin
Telefon: (030) 2803510, Telefax: (030) 28035110
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