Rentenwelle: 0,9 Millionen Babyboomer vorzeitig in Rente
(Köln) - Immer mehr Babyboomer verabschieden sich aus dem Berufsleben: 2023 erhielten bereits 4,5 Millionen der insgesamt 19,5 Millionen Babyboomer eine gesetzliche Altersrente. 900.000 Babyboomer bezogen eine Rente, obwohl sie das gesetzliche Renteneintrittsalter noch nicht erreicht hatten, wie eine neue Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Das belastet das Rentensystem zusätzlich.
Die geburtenstarken Jahrgänge von 1954 bis 1969, auch Babyboomer genannt, gehen nach und nach in den Ruhestand. Im Jahr 2036 werden sie vollständig aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sein. Auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen sie eine große Lücke. Umso problematischer ist es, dass zum Stichtag 31.12.2023 bereits 900.000 Babyboomer eine gesetzliche Altersrente bezogen, obwohl sie das gesetzliche Renteneintrittsalter noch nicht erreicht hatten. Betrachtet man die Geburtsjahrgänge 1954 bis 1957, die bis einschließlich 2023 ihre Regelaltersgrenze schon erreichten, sind es sogar 1,8 Millionen Personen – das entspricht rund 44 Prozent des jeweiligen Jahrgangs. Das zeigt eine neue IW-Studie mit Daten der gesetzlichen Rentenversicherung.
Anreize für vorzeitige Verrentung zu groß
Seit 2012 versucht die Politik gegenzusteuern, indem sie das Renteneintrittsalter schrittweise anhebt. Doch ohne großen Erfolg: Das durchschnittliche Renteneintrittsalter ist nahezu konstant geblieben. Der Grund: Die Abschläge für den vorzeitigen Renteneintritt sind zu niedrig. Wer 35 Versicherungsjahre erreicht hat, kann bereits mit 63 Jahren eine Rente mit Abschlägen beziehen. Nach 45 Jahren können Arbeitnehmer sogar abschlagsfrei zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze aus dem Berufsleben ausscheiden.
Frühverrentung stoppen
Der Rentenübergang der Babyboomer wird zur Belastungsprobe für den Arbeitsmarkt und das Sozialsystem. Statt Anreize für eine längere Erwerbstätigkeit gibt es großzügige Möglichkeiten für den frühen Ausstieg. „Zur Stabilisierung des Rentensystems sollten Beitragszahler möglichst lange einzahlen“, sagt IW-Rentenexpertin Ruth Maria Schüler. „Die Bundesregierung muss daher dringend die Frühverrentung stoppen, um die gut ausgebildeten Babyboomer im Arbeitsmarkt zu halten“, fordert IW-Arbeitsmarktexpertin Stefanie Seele.
Zur Methodik: Für die IW-Auswertung wurden die individuellen Rentenversicherungsdaten in der Vollerhebung zum Stichtag 31.12.2023 für Deutschland aggregiert (siehe zur Aufbereitung und Methodik Schüler/Seele, 2025 sowie Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung, 2025). Zuletzt entsprachen die 39,9 Millionen aktiv Versicherten, bestehend aus beitragszahlenden Arbeitnehmern und freiwillig Versicherten, zusammengenommen mit den 21,3 Millionen Rentnerinnen und Rentnern knapp 90 Prozent der Bevölkerung im Alter ab 20 Jahren (Deutsche Rentenversicherung, 2024, 18; 204; Statistisches Bundesamt, 2025).
Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln, Telefon: 0221 4981-0