Pressemitteilung | Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) - Hauptgeschäftsstelle

Schnelleres Internet durch anspruchsvolle Technologie: Heute startet die Vectoring-Liste

(Bonn) - Am heutigen 30. Juli wird die so genannte Vectoring-Liste offiziell geöffnet. Netzbetreiber können ab sofort ihre konkreten Ausbauprojekte in das neue Verzeichnis eintragen lassen. Hierbei gilt grundsätzlich das "Windhund-Prinzip": Wer einen Kabelverzweiger (KVz) - den "grauen Kasten" an der Straße - als Erster erschließen möchte und in die Vectoring-Liste einträgt, hat diesen für sich reserviert. Das Ausbaudatum für die Erschließung mit der VDSL2-Vectoring-Technik darf maximal ein Jahr in der Zukunft - gerechnet vom Zeitpunkt der Eintragung - liegen. Wollen heute allerdings mehrere Netzbetreiber einen Kabelverzweiger reservieren, erhält derjenige den Zuschlag, der den KVz am schnellsten mit VDSL2 Vectoring ausbaut.

Der BREKO hat wichtige Fragen & Antworten zum Start der Vectoring-Liste zusammengefasst - diese finden Sie am Ende der Pressemitteilung im PDF-Format (siehe Anhang).

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hatte die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von VDSL2 Vectoring im Netz der Deutschen Telekom Anfang Juni dieses Jahres festgelegt. Der von der Bonner Regulierungsbehörde vorgelegte Entscheidungsentwurf liegt der EU-Kommission aktuell zur Stellungnahme vor, ist aber bereits vorläufig in Kraft getreten.

Mit dem VDSL2-Vectoring-Verfahren wird der Effekt des Übersprechens zwischen den verschiedenen Leitungen in einem Leitungsbündel weitgehend beseitigt. Dieser Prozess verlangt eine hohe Rechenleistung in den derart aufgerüsteten DSLAMs. Das System errechnet für jede einzelne Kupfer-Doppelader eines Bündels die jeweiligen Störeinflüsse und sendet neben dem eigentlichen Nachrichtensignal ein abhängig von den errechneten Störeinflüssen erzeugtes Gegensignal in die jeweilige Doppelader. Hierdurch wird nahezu eine Eliminierung der durch Übersprechen entstehenden Störsignale erreicht.
Vectoring unterliegt jedoch bestimmten technischen Restriktionen. Die Dämpfung der Leitung bleibt ein limitierender Faktor - das heißt, der Vectoring-Effekt auf der Kupferleitung nimmt ab einer Leitungslänge von etwa 500 Metern deutlich ab und ist ab einer Leitungslänge von 700 bis 800 Metern praktisch nicht mehr feststellbar. Vectoring ist daher nur vom Kabelverzweiger - oder einem Schaltverteiler mit durch diesen versorgten KVz - aus sinnvoll einsetzbar und setzt voraus, dass der Kabelverzweiger per Glasfaser beziehungsweise Richtfunk an das Backbone-Netz angebunden ist.

Die Vectoring-Liste wird trotz Bedenken des BREKO durch die Deutsche Telekom geführt. Der Verband setzt allerdings darauf, dass die Bundesnetzagentur die Führung der Vectoring-Liste durch die Telekom engmaschig kontrollieren wird, um Missbrauch auszuschließen. Die Deutsche Telekom musste ihre für den heutigen Einführungstag der Vectoring-Liste ("Day One") vorgesehenen Eintragungen bis gestern (29.07.) bei der BNetzA hinterlegen, damit etwaige nachträgliche Anpassungen identifiziert werden können. Zudem besteht ein Schadenersatzanspruch für den Fall, dass die Telekom die Vectoring-Liste sorgfaltswidrig führt.

BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers ist optimistisch, dass die Mitgliedsunternehmen des führenden deutschen Breitbandverbands ihre geplanten Ausbauprojekte in großer Zahl übermitteln werden, damit diese in die Vectoring-Liste eingetragen werden und damit Rechts- und Planungssicherheit besteht. Albers: "Die Netzbetreiber des BREKO haben ein Investitionsversprechen in Höhe von 9,1 Milliarden Euro bis zum Jahr 2018 abgegeben und wollen 11,2 Millionen Haushalte und Unternehmen - das sind nahezu drei Viertel der Haushalte außerhalb der Ballungsräume - mit Highspeed-Breitband-Anschlüssen versorgen. Wir setzen alles daran, um diese Zusage auch einzulösen!"

Schon heute investieren die Wettbewerber der Deutschen Telekom deutlich mehr als der Ex-Monopolist: Nach Zahlen des Wissenschaftlichen Arbeitskreises für Regulierungsfragen (WAR) bei der Bundesnetzagentur haben die alternativen Netzbetreiber - von denen mit mehr als 110 der weitaus überwiegende Teil im BREKO organisiert ist - im Zeitraum zwischen 2004 und 2013 den Großteil der Investitionen gestemmt: Insgesamt entfielen auf die Telekom-Wettbewerber hierzulande 34,3 Milliarden Euro beziehungsweise 55,1 Prozent der Gesamtinvestitionen (62,3 Milliarden Euro) - und lediglich 44,9 Prozent auf den Bonner Ex-Monopolisten. In Ballungszentren und vor allem in ländlichen Gebieten sind die BREKO-Carrier wesentliche Treiber des Breitbandausbaus. In der Vergangenheit haben sie jährlich rund 1,5 Milliarden Euro in Glasfasernetze investiert.

Der BREKO setzt für einen flächendeckenden Breitband-Ausbau auf eine so genannte Multi-Access-Strategie, im Rahmen derer die Glasfaserverlegung entweder in Zwischenschritten zunächst per FTTC bis zum Kabelverzweiger oder Schaltverteiler - oder aber gleich bis zum Grundstück, ins Haus oder die Wohnung (FTTB/FTTH) erfolgt. So werden die Glasfasernetze vielerorts schrittweise mit immer höheren Bandbreiten und auf Basis wirtschaftlich tragfähiger Geschäftsmodelle immer näher zum Kunden gebaut. Beim schrittweisen Glasfaserausbau können die Carrier zunächst per FTTC - also per VDSL2 mit und ohne Vectoring - Investitionsmittel erwirtschaften und im Anschluss auf FTTB/FTTH migrieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) Marc Kessler, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Reuterstr. 159, 53113 Bonn Telefon: (0228) 24999-70, Fax: (0228) 24999-72

(cl)

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