Schwangere Frauen sind besonders vulnerabel – Frauenarztpraxen bieten Hilfe und Schutz
(München) - Gewalt an Frauen ist in Deutschland Alltag, schwangere Frauen sind dabei besonders vulnerabel. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen weist der Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF) auf diese besondere Verletzlichkeit hin und betont die Schlüsselfunktion von Frauenärztinnen und Frauenärzten. Durch die regelmäßige Betreuung in der Schwangerschaft können sie Gewalt frühzeitig erkennen, sensibel ansprechen und Betroffenen den Weg zu Hilfe und Schutz ebnen.
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland pro Tag im Durschnitt 728 Fälle körperlicher Gewalt an Frauen und Mädchen. Jeden Tag wurden durchschnittlich 2,5 Frauen und Mädchen Opfer eines versuchten oder vollendeten vorsätzlichen Tötungsdelikts (1). Die Täter und ihre Opfer kennen sich häufig: Sie sind Angehörige, Freunde, Bekannte oder der eigenen Partner. Schwangere Frauen sind in gewalttägigen Beziehungen besonders gefährdet, weil sie oft emotional und finanziell abhängig vom Partner sind und ein erhöhtes Risiko für körperliche und psychische Belastungen haben.
Gewalt in der Schwangerschaft – Hintergründe und Folgen
Schwangerschaft und Geburt sind Meilensteine im Leben der meisten Paare, die neue Herausforderungen mit sich bringen. Wenn sich körperliche, emotionale, soziale und wirtschaftliche Anforderungen und Bedürfnisse künftiger Eltern verändern, verursachen diese Veränderungen häufig Stress. Dabei steigt das Risiko für körperliche und psychische Aggression (2,3). Gewalt in der Schwangerschaft ist keine Seltenheit. Tatsächlich deuten Studien darauf hin, dass Gewalt durch den Partner in einigen Fällen sogar erst mit der Schwangerschaft bzw. der Geburt auftreten (4,5).
Gewalt in der Schwangerschaft kann schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind haben. Die Bandbreite möglicher Folgen reicht von körperlichen Verletzungen über Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen bis hin zu langfristigen psychischen und gesundheitlichen Belastungen für Mutter und Kind. So besteht ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten, vorgeburtliche Blutungen, ein langsameres Wachstum des Kindes und perinataler Sterblichkeit (6). Auch psychische Belastungen wie Depressionen, Angstzustände oder posttraumatische Belastungsstörungen sind bei schwangeren Frauen mit Gewalt-Erfahrungen deutlich häufiger (7).
Frauenärztinnen und Frauenärzte bieten niedrigschwellige Hilfe
Schwangere Frauen brauchen deshalb sichere Orte und Fachkräfte, die hinschauen, ansprechen und Hilfe ermöglichen.
„Frauenärztinnen und Frauenärzte haben durch die regelmäßige Betreuung von Schwangeren eine besondere Verantwortung – und zugleich eine große Chance“, sagt Frauenärztin Dr. Cornelia Hösemann, Mitglied der Kommission Häusliche Gewalt der Sächsischen Landesärztekammer und Vorstandsmitglied im Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF).
„In kaum einer anderen medizinischen Fachrichtung besteht ein solcher kontinuierlicher und vertrauensvoller Kontakt. Das ermöglicht es, Anzeichen von Gewalt frühzeitig zu erkennen, sensibel anzusprechen und Hilfe zu vermitteln. Gynäkologische Praxen sind sichere Orte, an denen Frauen ohne Angst und Schuld über Gewalterfahrungen sprechen können.“
Frauenärztinnen und Frauenärzte haben durch Vorsorgeuntersuchungen, Geburtsvorbereitung und Nachsorge regelmäßigen Zugang zu Schwangeren und dadurch auch die Möglichkeit Gewalt zu erkennen, anzusprechen und Hilfe anzustoßen. Durch gezielte Fragen und Sensibilisierung im Rahmen der Vorsorge kann frühzeitig auf Risiken hingewiesen werden und zu Unterstützungs- und Beratungsangeboten informiert werden. Immer mehr gynäkologische Praxen sensibilisieren ihr Team für das Thema häusliche und sexualisierte Gewalt. Frauenärztinnen, Frauenärzte und Medizinische Fachangestellte werden zunehmend darin geschult, Warnsignale zu erkennen, behutsam nachzufragen und betroffene Patientinnen über Hilfsangebote zu informieren.
Für Betroffene ist das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter 116 016 rund um die Uhr erreichbar – kostenfrei, mehrsprachig und anonym. Das Hilfetelefon ist eine wichtige Ergänzung zur ärztlichen Begleitung: Es bietet Orientierung, hilft bei der Aufarbeitung von Gewaltsituationen, vermittelt Beratungsstellen und kann auch in akuten Krisen anleiten.
„Schwanger mit dir“ und Dr. Konstantin Wagner sensibilisieren zum Tag gegen Gewalt in der Schwangerschaft
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen greift auch die Schwangerenvorsorge-Kampagne „Schwanger mit dir“ des Berufsverband der Frauenärzte e.V. das Thema auf. Auf Instagram informiert der BVF gemeinsam mit dem Gynäkologen Dr. Konstantin Wagner (@gynaeko.logisch und @richtigwissen) über Gewalt in der Schwangerschaft und macht auf Hilfsangebote aufmerksam.
„Schwangere Frauen sind in gewaltbelasteten Beziehungen besonders gefährdet“, sagt Dr. Konstantin Wagner. „Gerade soziale Medien können helfen, Aufklärung niedrigschwellig zugänglich zu machen, damit Betroffene wissen: Du bist nicht allein, und es gibt Hilfe.“
Quellen und weitere Informationen:
(1) Monitor Gewalt gegen Frauen
(2) Risk factors for intimate partner violence during pregnancy and postpartum
(3) Changes in Intimate Partner Violence During Pregnancy
(4) Häusliche Gewalt gegen Frauen: gesundheitliche Vorsorgung. Das S.I.G.N.A.L.-Interventionsprogramm
(5) Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland
(6) Guttmacher Institute
(7) Intimate partner violence during pregnancy and associated mental health symptoms among pregnant women in Tanzania: a cross-sectional study
(8) Kampagne zur Schwangerenvorsorge des Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF):
a. Webseite: https://schwanger-mit-dir.de/
b. Instagram: https://www.instagram.com/schwangermitdir
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF), Arnulfstr. 58, 80335 München, Telefon: 089 244466-0
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