Pressemitteilung | Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK)

Schwieriger werdende Lehrstellenlage ruhig und besonnen angehen / Stützangebote stehen bereit

(Siegen) - Auch angesichts der nachlassenden betrieblichen Ausbildungsbereitschaft in Industrie, Handel und Handwerk braucht wahrscheinlich kein ausbildungswilliger und -fähiger Schulabgänger auf eine betriebliche, schulische oder anderweitig öffentlich finanzierte Ausbildungsalternative zu verzichten. Mit den seit Jahren bewährten Instrumenten werden derzeit alle betrieblichen Ausbildungsressourcen ausgeschöpft. Zugleich wurde – von der Öffentlichkeit unbeachtet – bereits vor Monaten damit begonnen, das Angebot öffentlich finanzierter Qualifizierungsmaßnahmen für erfolglose Lehrstellenbewerber maßvoll auszuweiten. Sollte sich die Lage auf dem regionalen Lehrstellenmarkt zum 30.09. schlechter als derzeit angenommen darstellen, können die zu diesem Zeitpunkt noch nicht vermittelten Bewerber darauf vertrauen, über Mittel aus dem Sofortprogramm der Bundesregierung zur Beseitigung der Jugendarbeitslosigkeit außerbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen angeboten zu bekommen. Dies erklärten am Freitagmorgen Vertreter von Arbeitgeberverbänden, Handwerk, Gewerkschaften, Arbeitsamt und IHK in einer gemeinsamen Stellungnahme.


1.560 Lehrverträge seien bis Ende Juli 2002 von den Unternehmen aus Industrie und Handel geschlossen worden, weitere 560 von den Handwerksbetrieben in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Im Vergleich zum Vorjahr betrage in Industrie und Handel der Rückgang an eingetragenen Ausbildungsverhältnissen derzeit 4,5 Prozent. Im Handwerk liege er mit rund 8 Prozent deutlich höher und dies bereits im dritten Jahr in Folge. Beide Kreishandwerkerschaften hoffen im laufenden Jahr auf rund 800 handwerkliche Ausbildungsverträge. Die IHK hält den Abschluss von rund 2100 Verträgen in Industrie und Handel für realistisch. Der absolute Rückgang gegenüber dem Vorjahr dürfte damit am Jahresende bei rund 200 Lehrverträgen liegen. Als Ursachen hierfür werden teilweise die strukturellen Probleme mittelständischer Unternehmen, die nachhaltige Konsumzurückhaltung und die anhaltenden Unsicherheiten über die weitere konjunkturelle Entwicklung gesehen. Die Vertreter von gewerblicher Wirtschaft und DGB forderten hier eine weitere Verbesserung der Rahmenbedingungen und stabilisierende Maßnahmen, um die nach wie vor hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe zu erhalten und ggf. zu erhöhen.

Zu einem beträchtlichen Teil wird der Rückgang des betrieblichen Ausbildungsengagements durch eine Ausweitung berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen ausgeglichen, für die die Vorarbeiten zum Teil bereits vor Monaten abgeschlossen wurden. So hat das Arbeitsamt Siegen 723 Plätze mit Beginn am 01.09.02 in entsprechenden Bildungsgängen eingerichtet. Damit wird das Gesamtangebot an qualifizierenden Maßnahmen in diesem Segment um über 10 Prozent ausgeweitet. Darüber hinaus sind 72 außerbetriebliche Ausbildungsverhältnisse für eine öffentliche Förderung vorgesehen. Hinzu kommen die vollschulischen Bildungsmaßnahmen, die über die Berufskollegs in beiden Kreisen angeboten werden. Schließlich wurden auch die Bildungsmaßnahmen im Christlichen Jugenddorf in Olpe bereits vor langer Frist vorbereitet, die auf Rehabilitanden abzielen. Hier wird ein Angebot von insgesamt 85 Ausbildungsplätzen vorgehalten.

Vieles spreche dafür, dass zum 30.09.2002 lediglich noch rund 200 Jugendliche als nicht vermittelte Bewerber geführt werden, so die gemeinsame Lagebeurteilung. Sollte diesen im Oktober und November kein nenneswertes Angebot an betrieblichen Lehrstellen oder anderweitigen Plätzen mehr zu unterbreiten sein, werden die regionalen Stützmaßnahmen durch zusätzliche öffentliche Mittel aus dem Sofortprogramm der Bundesregierung zur Beseitigung der Jugendarbeitslosigkeit flankiert. Auf diese Weise könnten dann weitere außerbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen finanziert werden – etwa in Berufen des Handwerks, des Handels oder auch der metallindustriellen Ausbildungsberufe. Niemand, der wolle und könne, werde daher auf eine vernünftige Alternative in der Region verzichten müssen. Das Versprechen des Ausbildungskonsenses gelte weiter.

Jenseits der notwendigen Ausweitung der öffentlichen Mittel sei es jedoch erforderlich und wünschenswert, das betriebliche Reservoir an Lehrstellen auch in diesem Jahr bis zum letzten Platz auszuschöpfen. Dazu soll die von IHK und Handwerk seit mehr als 6 Jahren betriebene Lehrstellenwerbung in den kommenden Monaten erneut wichtige Beiträge leisten. Auch die sonstigen Unternehmenskontakte von Kammern, Verbänden und Arbeitsamt werden hierzu eingesetzt. Schließlich werden die Gewerkschaften über ihre Betriebs- und Personalräte den "Lehrstellen-Endspurt 2002" wirkungsvoll flankieren.

Nachhaltig appellierten die Vertreter von Verbänden, Handwerk, Gewerkschaften, Arbeitsamt und IHK an die Unternehmen, offene oder zwischenzeitlich wieder frei gewordene Ausbildungsstellen dem Arbeitsamt zu melden, um das noch verfügbare Angebot möglichst transparent darstellen zu können.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) Koblenzer Str. 121 57072 Siegen Telefon: 0271/3302317 Telefax: 0271/330244384

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