Sechs Monate Lkw-Maut auf deutschen Autobahnen / Umfrage zeigt: Lkw-Ausweichverkehr belastet viele Orte / Maut für das gesamte Straßennetz gefordert
(Berlin) - Ein halbes Jahr nach dem Start der Lkw-Maut auf deutschen Autobahnen bestehen erhebliche Probleme durch Lkw, die auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen ausweichen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) Mitte März gestartet hat. Der Umwelt- und Verbraucherverband hatte Betroffene aufgerufen, Straßen zu melden, auf denen der Lkw-Verkehr seit Mauteinführung stark zugenommen hat. Inzwischen rund 1.300 eingegangene Rückmeldungen zeigen, dass mindestens 35 Bundes- sowie 17 Landes- und Kreisstraßen besonders stark vom Ausweichverkehr betroffen sind. Auf vielen weiteren Straßen fühlen sich Menschen durch zusätzlichen Lkw-Verkehr massiv gestört.
Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender: Wenn Schwerlastfahrzeuge von der Autobahn abfahren, um der Straßennutzungsgebühr zu entgehen, werden die Belastungen für die Menschen vor Ort unerträglich. Lärm, Abgase und Unfallgefahr steigen rapide an. Um diese Probleme zu bekämpfen, fordert der VCD eine einfache und wirksame Lösung: die Ausweitung der Lkw-Maut auf das gesamte Straßennetz. Damit wäre vielen Betroffenen geholfen . Gleichzeitig würde mehr Kostengerechtigkeit im Güterverkehr erreicht."
Die Bundesregierung erwäge dagegen lediglich, die Maut auf einige wenige Bundesstraßen auszudehnen. Das reiche keinesfalls aus, wie die VCD-Umfrage deutlich zeige. Zudem bestehe dann die Gefahr, dass sich der Lkw-Verkehr neue Schleichwege suche. Statt einzelne Streckenabschnitte in einem aufwändigen Verfahren bei der EU für die Mauterhebung zu beantragen, solle sich Deutschland für eine umfassende und ökologisch tragfähige Lösung stark machen. Gehrmann: Über die Neufassung der EU-Wegekostenrichtlinie ist in Brüssel noch nicht abschließend verhandelt worden. Deshalb ist jetzt der richtige Moment, wo gerade Transitländer wie Deutschland mit zukunftsweisenden Lösungen Verkehrsverlagerung und -lenkung vorantreiben müssen."
Nach Ansicht des VCD muss die Lkw-Maut auch in anderen Bereichen weiterentwickelt werden. Es gelte, alle Lkw ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht in die Maut einzubeziehen. Denn nur etwa vier Prozent aller Lkw seien schwerer als zwölf Tonnen und fielen so unter die derzeitige Maut. Zudem müsse die Mauthöhe schrittweise angehoben werden.
Heidi Tischmann, Verkehrsreferentin des VCD: Nur wenn externe Kosten wie Umwelt- und Gesundheitsschäden den Verursachern auch angelastet werden, kann es zu Effizienzsteigerungen und der gewünschten Verlagerung des Güterverkehrs kommen. Im Ergebnis gibt es weniger Verkehr, also weniger Leerfahrten und weniger sinnlose Transporte. Mit einer Maut, die ihren Namen verdient, können außerdem mehr Güter auf die umweltschonende Schiene verlagert werden."
Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband
Kochstr. 27, 10969 Berlin
Telefon: 030/2803510, Telefax: 030/28035110
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