Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Shareholder value - Kapital contra Arbeit?

(Berlin) - Geht die Shareholder-Value-Philosophie zu Lasten der Arbeitnehmer? Kontroverse Meinungen vertreten: DGB-Vorsitzender Dieter Schulte und Dr. Manfred Weber, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied des Bankenverbandes.







Pro: Dieter Schulte







Wer den Shareholder Value im Blick hat, sollte die soziale Marktwirtschaft nicht aus den Augen verlieren. Genau dies scheint aber bei manchen Predigern der reinen Lehre der Fall zu sein. Denn seit Jahren müssen wir einen stetigen Anstieg der Börsenkurse verzeichnen, während gleichzeitig die Arbeitslosigkeit weiter ansteigt und sich in bestimmten Gruppen so dramatisch verfestigt, dass sie kaum noch Zugänge zum Arbeitsmarkt finden.







Vor diesem Hintergrund führt sich eine Argumentation ad absurdum, die weismachen will, wenn die Wirtschaft brumme, werde der Arbeitsmarkt entlastet. Dieser Zusammenhang wird nicht funktionieren, wenn die Gewinne für die Shareholder zum alleinigen Non-Plus-Ultra allen Handelns gemacht werden, während die unternehmerische Verantwortung für die gesellschaftliche Entwicklung untergeht.







Zu solch einseitigen Sichtweisen gibt es Alternativen. Mit dem Bündnis für Arbeit haben wir einen Weg eingeschlagen, der für alle erfolgreicher sein kann. Genau dann nämlich, wenn Leistung und Gegenleistung stimmen. Wer sich die Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns in Deutschland anschaut, wird zugestehen, dass sie so gut wie selten sind. Jetzt muss diese Entwicklung sich auch auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen. Dazu hat der DGB mit seinen Gewerkschaften einen ganzen Strauß von Vorschlägen gemacht.







Bei der immens hohen Arbeitslosigkeit werden wir an einer gerechteren Verteilung von Arbeit nicht vorbeikommen. Jedes einzelne Instrument, ob Überstundenabbau, mehr Teilzeit-Arbeitsplätze, verbesserte Altersteilzeit oder ein früherer Ausstieg aus dem Erwerbsleben, kann mehr Menschen in Beschäftigung bringen.







Diese kurzfristigen Maßnahmen müssen durch mittel- und langfristige Perspektiven ergänzt werden. Und hier wird es vor allem darum gehen, neue und nachhaltige Beschäftigungspotenziale in Deutschland zu erschließen. Eine kluge Modernisierung der Wirtschaft, die auf die ökologischen Aspekte setzt und die Chancen der Wissenschaftsgesellschaft in einer globalen Wirtschaft gestaltet, ist für die Bundesrepublik nach meiner Ansicht dafür der richtige Ansatz.











Contra: Manfred Weber







Der Begriff Shareholder Value besitzt in Deutschland nicht bei allen einen guten Leumund. Er wird landläufig als Synonym für einen Kapitalismus genommen, der keine Rücksicht auf Arbeitsplätze nimmt. Zum Beleg für den angeblichen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit wird gerne eine kausale Verknüpfung zwischen steigender Arbeitslosigkeit in Deutschland und steigenden Aktienkursen hergestellt. Ein Blick in die USA – dem Mutterland der Shareholder Value-Philosophie – sollte uns jedoch rasch eines Besseren belehren. Dort boomt die Börse und gleichzeitig läuft die Jobmaschine auf Hochtouren.







Von einem Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital zu sprechen, ist also nicht gerechtfertigt. Im Grunde geht es um etwas ganz anderes. Mit dem Shareholder Value-Gedanken wird die Frage nach der effizienten Lösung des komplexen Problems der Unternehmensführung in einer globalen Weltwirtschaft gestellt. Zwei konkurrierende Modelle der Corporate Governance – das »kapitalistische« Unternehmen, in dem die Geschäftsführung im Auftrag der Eigentümer – sprich Aktionäre – handelt und andererseits das »mitbestimmte« Unternehmen – bilden den eigentlichen Hintergrund für die zum Teil heftigen Debatten. Shareholder Value bedeutet eine »Machtverlagerung« aus dem Unternehmen und seiner Mitbestimmungsgremien hin zu den Aktionären.







Die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung liegt in der Professionalisierung der Anlageentscheidungen. Die Ansprüche der institutionellen Anleger haben zur Folge, dass sich die Unternehmen auf ihre Stärken konzentrieren. Dies ist aber nicht nur ein Gewinn für die Aktionäre, sondern auch für die Arbeitnehmer. Am Ende steigt dann nicht nur die Rentabilität des eingesetzten Kapitals, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung, was einen positiven Beschäftigungseffekt zur Folge hat.







Ein Unternehmen, das dem Shareholder Value-Gedanken folgt, missachtet also mitnichten die Interessen der Arbeitnehmer. Ganz im Gegenteil; indem es sich auf seine Stärken konzentriert, steigert es nicht nur Gewinn und Aktienkurs, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherheit seiner Arbeitsplätze.



Quelle und Kontaktadresse:
Aus: DIE BANK - Zeitschrift für Bankpolitik und Bankpraxis http://www.die-bank.de; Quelle: Bundesverband deutscher Banken e.V.

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