Pressemitteilung | IG BAU - Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt

Sicher in den Ruhestand / Ruf nach Rente mit 70 ist durchschaubares Manöver

(Frankfurt am Main) - Zur Forderung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) Ältere sollen bis 70 arbeiten erklärt der stellvertretende Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Dietmar Schäfers:

Der Vorstoß des ZDH eine Lebensarbeitszeit bis 70 Jahre zu fordern, ist ebenso realitätsfremd wie durchschaubar. Angesichts prall gefüllter Rentenkassen geraten die Verfechter der Rente mit 67 in Erklärungsnot. Der angebliche finanzielle Druck, mit dem die Rente mit 67 begründet wurde, hat sich als haltlos erwiesen. Nach DGB-Berechnungen lassen sich ein Aussetzen der Rente mit 67 und Leistungsverbesserungen finanzieren, ohne das Beitragssatzziel von 22 Prozent zu überschreiten. Die Arbeitgeber wollen aber ihre Milliardeneinsparungen durch die Rente mit 67 nicht preisgeben. Sie rufen deshalb nach der Altersgrenze 70 in der Hoffnung, die Menschen halten dann eine Rente mit 67 noch für akzeptabel.

Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Gerade im Handwerk halten die Beschäftigten kaum bis 65 durch. Nur jeder zehnte Bauarbeiter schafft es, bis zum regulären Renteneintritt in seinem Beruf zu bleiben. Viele müssen früher ausscheiden, weil sie körperlich am Ende sind. Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit bedeutet für sie nichts anderes als Langzeitarbeitslosigkeit verbunden mit einer Rentenkürzung. Denn eine andere Arbeit finden sie nicht mehr.

Der ZDH tut dagegen so, als sei es an der Tagesordnung, dass Betriebe Ältere beschäftigen. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache. So sind zum Beispiel nur 2,1 Prozent aller Dachdecker 60 Jahre oder älter - im Durchschnitt aller Berufe ist der Anteil Älterer weit mehr als doppelt so hoch. Offenbar ist das laut ZDH angeblich so dringend gebrauchte Know-how der Älteren doch nicht so gefragt. Nach einer Umfrage unter rund 500 Betriebsräten der Bauwirtschaft gab es in nur sieben Prozent der Betriebe Angebote für alterns- oder altersgerechtes Arbeiten.

Hinzu kommt: Gerade in Kleinbetrieben, die im Handwerk weit verbreitet sind, gilt der gesetzliche Kündigungsschutz nicht. Es fehlt somit ein wichtiger Anreiz für Arbeitgeber, nach Ersatzarbeitsplätzen für gesundheitlich angeschlagene Mitarbeiter zu suchen und so Entlassungen zu vermeiden.

Die IG BAU fordert deshalb einen flexiblen Altersübergang ab 58 Jahren gerade für Arbeitnehmer in besonders belastenden Berufen und in Kleinbetrieben, eine abschlagfreie Rente nach 44 Versicherungsjahren sowie einen Stopp der Rente mit 67. Wer sein Leben lang hart gearbeitet hat, muss von seiner Rente leben können.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Bundesvorstand Ruprecht Hammerschmidt, Leiter, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Olof-Palme-Str. 19, 60439 Frankfurt am Main Telefon: (069) 95737-0, Fax: (069) 95737-800

(cl)

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