Standortkosten im Luftverkehr müssen sinken, um Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche zu erhalten
(Berlin) – Dass Bundeskanzler Merz die Zukunft des Luftverkehrsstandorts zur Chefsache machen will, ist aus Sicht des BTW ein wichtiges Signal für die gesamte Tourismuswirtschaft in Deutschland. Das Thema soll auch Inhalt der Kabinettsklausur sein, die heute fortgesetzte wird.
„Nicht nur Airlines und Flughäfen leiden unter den hohen Standortkosten im Luftverkehr und der sich daraus ergebenden unterdurchschnittlichen Entwicklung der Passagierzahlen. Auch für viele Hotels und Reiseveranstalter, Messen und zahlreiche weitere Unternehmen der Branche bedeuten weniger Fluggäste weniger Geschäft“, erklärt der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft Sören Hartmann. „Zudem trifft es Unternehmen und touristische Regionen, wenn in Folge der hohen Preise und vergleichsweise niedrigen Passagierzahlen Flugzeuge aus Deutschland abgezogen und Verbindungen gestrichen werden. Unsere Konnektivität und Anbindung an die Welt schwindet und damit auch ein Teil unserer Attraktivität als Tourismusstandort.“
Negative Folgen der hohen Standortkosten im Luftverkehr bestätigen auch CEOs aus verschiedenen Teilbereichen der Tourismuswirtschaft:
„Hohe und immer weiter steigende staatliche Gebühren und Steuern haben Urlaub in den letzten Jahren spürbar teurer gemacht. Das merken wir als Reiseveranstalter und unsere Gäste deutlich“, so der CEO der DERTOUR Group Christoph Debus. „Für eine vierköpfige Familie werden für einen klassischen Bade- und Schnorchelurlaub in Ägypten allein rund 160 Euro Luftverkehrsabgabe fällig, für eine Reise in die USA fast 300 Euro. Hinzu kommen Flughafen- und Luftsicherheitsgebühren und einiges mehr. In Zeiten, in denen viele Kunden ohnehin den Gürtel enger schnallen müssen, können solche Zusatzkosten, die nichts mit dem eigentlichen Reiseerlebnis zu tun haben, entscheidend sein, ob sie den Urlaub buchen oder nicht. Die Politik will, dass Urlaub bezahlbar bleibt. Das funktioniert aber nicht, wenn sie die jüngste Erhöhung der Luftverkehrssteuerung von 2024 nicht wie im Koalitionsvertrag vorgesehen zurücknimmt und damit die Belastungen erhöht – statt durch Entlastungen gegenzusteuern.“
„Deutschland darf sich im internationalen Wettbewerb nicht abhängen lassen: Nur mit wettbewerbsfähigen Standortkosten und starker Luftverkehrsanbindung sichern wir Investitionen, Wachstum und Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, sagt Oliver Bonke, Aufsichtsrat der Steigenberger Hotels GmbH.
„Es gibt kaum ein globaleres Geschäft als große Messen. Entsprechend sind jedes Jahr Millionen Aussteller und Gäste darauf angewiesen, ihren Messestandort mit dem Flugzeug zu erreichen. Wenn die Steuern und Gebühren im Luftverkehr in Deutschland aber immer weiter steigen, schadet das unserem Handelsplatz massiv“, so Dr. Mario Tobias, CEO der Messe Berlin GmbH. In anderen Ländern sind die Steuern und Gebühren deutlich geringer, sodass zunehmend Verbindungen in Deutschland gestrichen und ins Ausland verlagert werden. Davon profitiert allein der ohnehin harte Wettbewerb in anderen Ländern, während Arbeitsplätze in der Hotellerie und im Gastgewerbe gefährdet sind. Zudem riskiert Deutschland, seinen Status als weltweiter Messestandort Nummer eins zu verlieren. Wer unserem Wirtschaftsstandort im internationalen Wettbewerb den Rücken stärken will, muss die Standortkosten des deutschen Luftverkehrs dringend senken.“
„Diese Einschätzungen genauso wie die harten Fakten aus der deutschen Luftverkehrswirtschaft machen sehr deutlich, warum es dringend Entlastungen am Luftverkehrsstandort Deutschland braucht“, so Hartmann weiter.
Bei der Erholung der Passagierzahlen nach der Coronakrise liegt Deutschland im Vergleich von 31 europäischen Ländern auf dem viertletzten Platz. In vielen Ländern liegen die Passagierzahlen über dem Vorcoronaniveau, in Deutschland hingegen noch mehr als 10 Prozent darunter. Hartmann: „Das ist für einen Industrie- und Tourismusstandort wie Deutschland eine niederschmetternde Botschaft. Eigentlich hatte die Koalition den Handlungsbedarf bereits erkannt und Entlastungen im Koalitionsvertrag verankert. Umso dramatischer, dass just die Senkung der Luftverkehrsteuer es dann doch nicht in den Haushalt 2026 geschafft hat. Die überdurchschnittliche staatliche Kostenlast im deutschen Luftverkehr muss kleiner werden, sonst ziehen Airlines weitere Flugzeuge von unserem im internationalen Vergleich zu teuren Standort ab. Eine Senkung der Luftverkehrsteuer ist als erster Schritt unerlässlich, weitere Maßnahmen dürfen nicht ausbleiben. Die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrs- und damit auch des Tourismusstandorts Deutschland ist akut gefährdet, wenn die Politik nicht endlich handelt. Die klare Botschaft des Bundeskanzlers aus der Generaldebatte der vergangenen Woche macht Hoffnung. Doch nun müssen den Worten auch Taten folgen.“
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e.V. (BTW), Nicole von Stockert, Pressesprecher(in), Am Weidendamm 1a, 10117 Berlin, Telefon: 030 726254-0