Pressemitteilung | Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)

Stimmungsmache gegen Radler löst keine Probleme

(Berlin) - Angesichts der aktuellen Diskussionen zur Verkehrssicherheit, die darauf abzielen, Rad- und Fußverkehr stärker zu regulieren, warnt der ökologische Verkehrsclub VCD vor kollektiven Schuldzuweisungen und lehnt negative Stimmungsmache gegen Radfahrer ab.

Doris Neuschäfer vom VCD-Bundesvorstand: "Die begrüßenswerte Zunahme des Radverkehrsanteils erfordert auch, über neue Sicherheitsaspekte beim Radverkehr nachzudenken. Wenn die öffentliche Diskussion, wie sie aktuell etwa über die DEKRA-Studie entbrannt ist, dahin abrutscht, Radfahrer allgemein als Verkehrsrowdys darzustellen, ist das jedoch schlichtweg falsch und hilft nicht weiter. Radfahrer und Fußgänger sind keine Störfaktoren im Straßenverkehr, sondern gleichberechtigte Partner." Auch unter ihnen gebe es zwar leider Personen, die sich nicht regelkonform verhalten. Die Statistik zeige jedoch, dass nur bei einem Viertel der Unfälle zwischen Pkw und Radfahrern die Radler Hauptverursacher seien. 75 Prozent dieser Unfälle würden von Autofahrern hauptverursacht. Am häufigsten käme es beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren zu Fehlern, gefolgt von Vorfahrt- und Vorrangverstößen. Wer wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer verlange, dass sich alle Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten und das Gebot der Rücksichtnahme im Straßenverkehr beherzigen, dürfe nicht gleichzeitig einäugig nur auf die Radler schauen.

Bestrebungen in der gegenwärtigen Verkehrssicherheitspolitik, Radfahrer - zum Beispiel über eine Helmpflicht - zu passiven Selbstschutzmaßnahmen zu verpflichten, anstatt die Gefahrenquellen zu verringern, lehnt der VCD ab. Eine Helmpflicht würde dazu führen, dass die Fahrradnutzung zugunsten des Autoverkehrs zurückgeht, wie auch der Blick ins Ausland zeige. Dies sei weder umwelt- noch gesundheitspolitisch zu verantworten. Sich individuell mit einem Helm zu schützen, sollte in der Verantwortung jedes Einzelnen liegen. Der VCD begrüßt es deshalb, dass das Bundesverkehrsministerium keine generelle Helmpflicht fordert. Wer in der Verkehrssicherheit wirklich voran kommen wolle, müsse sich für Verkehrsstrukturen einsetzen, die Unfälle gar nicht erst entstehen lassen, die menschliche Fehler tolerieren und die Verletzbarkeit des menschlichen Körpers als Maßstab haben. Der VCD engagiert sich deshalb für »Visio Zero«, ein Konzept, dass genau darauf basiert.

Anja Hänel, VCD-Verkehrsreferentin: "Um das Unfallrisiko vor allem bei den sogenannten schwächeren Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern und Radfahrern zu senken, müssen wir vor allem über eine Regelgeschwindigkeit von Tempo 30 innerhalb geschlossener Ortschaften reden und dem gestiegenen Radverkehr mehr Raum geben." Gerade in den Städten, wo sich der Modal Split zugunsten des Radverkehrs verändert habe, stoße die Infrastruktur oft an ihre Grenzen. *Je besser die Verkehrsinfrastruktur auf die Bedürfnisse von Radfahrern und Fußgängern ausgerichtet ist, desto eher wird sie auch akzeptiert und desto weniger Regelverstöße finden statt. Und je mehr Radler und Fußgänger auf den Straßen unterwegs sind, desto sicherer wird es für diese", so Hänel.

Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband Pressestelle Rudi-Dutschke-Str.9, 10969 Berlin Telefon: (030) 2803510, Telefax: (030) 28035110

(mk)

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